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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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lesen zu können. »Der Deutsche würde es merken, Sir. Ist ein Kaufmann. Die sind alle gleich. Sind gerissen, sobald es ums Geld geht.«
    Jennings ließ es dabei bewenden und war überrascht, dass er sich von der Bemerkung des Sergeanten gar nicht beleidigt fühlte. Dann dachte er nach. Stringer beobachtete ihn.
    »Ja, Ihr habt ganz recht. Es ist ja nicht für mich. Es gehört der Armee und ist für einen besonderen Zweck bestimmt. Außerdem, wenn ich Herrn Kretzmer die Papiere für fünfhundert Kronen abkaufe, wird mein Stern so hoch im Aszendenten stehen, dass fünfhundert Kronen nichts sind.«
    Stringer lächelte. Wusste er doch, dass er nur davon profitieren konnte, wenn seinem Vorgesetzten Glück beschieden war.
    Jennings sinnierte gerade über seinen kommenden Reichtum, als ein dumpfer Knall ihn aufschreckte. Er schaute zu den Soldaten und sah eben noch, wie ein Mann von der Wucht einer Musketenkugel zusammenzuckte, die ihn in die Brust getroffen hatte. Wieder war ein Knall zu hören, als sich ein zweiter Schuss aus den Bäumen linker Hand löste.
    »Alarm! Zu den Waffen!«
    Die Schüsse erklangen rasch hintereinander, aber kaum eine Kugel fand ihr Ziel. Jennings zog den Kopf ein und spähte in das Zwielicht des Waldes, aber alles, was er sah, war das Aufblitzen der Gewehrmündungen. »Zu den Waffen! Wir werden angegriffen!«
    Schnell waren die Rotröcke auf den Beinen und griffen zu den Musketen, die sie in kleinen Pyramiden zusammengestellt hatten. Doch inzwischen trafen die unsichtbaren Gegner besser. Zu seinem Schrecken sah Jennings, dass vier seiner Männer in dem zunehmenden Kugelhagel zu Boden gingen. Die Feinde wurden immer gefährlicher. Der Major hatte den Degen gezogen und schaute sich nach Stringer um.
    »Sergeant. So schnell wie möglich laden. Die Männer sollen die Bajonette aufpflanzen. In zwei Reihen formieren.«
    »Musketen laden! Bajonette … aufpflanzen!«
    Hastig gehorchten die Soldaten, rissen die Papierpatronen mit den Zähnen auf, schütteten das Pulver in die Laufmündung. Sekunden später wurde die Kugel samt Papierhülle mit dem Ladestock in den Lauf gestoßen und festgerammt. Doch so schnell die Soldaten auch luden, es fielen immer mehr Männer unter dem unnachgiebigen Beschuss. Dennoch formierten sie sich und stellten sich in Reihen auf. Jennings verschaffte sich einen ersten Überblick: Zwölf seiner Männer lagen am Boden. Weitere Verwundete mochten vor den Reihen seiner Truppe liegen. Drei Verletzte wurden nach hinten getragen, fort von dem Dauerfeuer aus dem Wald. Jennings durfte nicht zögern. Er brüllte einen Befehl.
    »Bereit machen! Anlegen!«
    Sechzig Musketen gingen in Anschlag.
    »Feuer!«
    Jennings’ Truppe spie Stichflammen und war eingehüllt in weißen Pulverdampf. Deutlich hörte er, wie die Kugeln Bäume trafen und Blätter von den Zweigen fetzten; Holz splitterte, und hier und da schienen die Geschosse die gegnerischen Kämpfer getroffen zu haben. Jedenfalls glaubte Jennings, den weicheren Aufprall der Kugeln in feindlichen Uniformen gehört zu haben. Einer seiner Leute hatte in der Eile vergessen, den Ladestock herauszuziehen, der in Richtung der Bäume gesegelt war. Stringer stauchte den Unglücksraben zusammen.
    »Wiggins, du nichtsnutziger Bastard! Hintere Reihe! Ware, du nimmst Wiggins’ Position ein!«
    Ein Mann ohne Ladestock hatte in der Linienformation nichts verloren. Wiggins musste so lange in der hinteren Reihe bleiben, bis er eine Muskete von einem gefallenen Kameraden bekäme. Und Jennings vermutete, dass der Schütze nicht lange warten musste. Inzwischen luden die Rotröcke mit präzisen Handgriffen nach.
    Stringer hatte die Männer in zwei Züge aufgeteilt, und Jennings wusste, was folgen würde. Schon hallte die Stimme des Sergeanten bis zum Waldrand.
    »Zug eins – Feuer!«
    Erneut feuerte die britische Linie eine Salve in den Wald. Es war zwar nur die halbe Feuerkraft, dahinter steckte aber Taktik. Denn nachdem die Feinde ihre Schüsse abgegeben hatten und nachladen mussten, brüllte Stringer wieder über die Köpfe seiner Männer hinweg.
    »Zug zwei – Feuer!«
    Die Soldaten des zweiten Zuges drückten ab und hatten die Feinde in den Bäumen offenbar überrascht. Das Gegenfeuer kam nur noch zögerlich.
    Aber Jennings hatte sich zu früh gefreut und erkannte schnell, dass diese revolutionäre Taktik, die so hervorragend in der offenen Feldschlacht funktionierte, wenn der Feind nachladen musste, bei einzeln feuernden Schützen nicht

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