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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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Feuer allein wird gegen mich nicht ausreichen.«
    Jennings tänzelte leichtfüßig wie ein Fechtmeister, der seinen Schüler unterweist, schnellte dann nach vorn und traf den Fähnrich wenige Zentimeter über der ersten Wunde.
    Glühend heiß fuhr Williams der Schmerz durch die Glieder. Blut tränkte seinen Kniestrumpf. Gott, dachte Williams, auf dieses Spiel versteht der Major sich. So viel zu meinen teuren Fechtstunden in Eton. Was nutzten ihm die klassischen Schrittfolgen, auf die er so viel Zeit und Schweiß verwendet hatte? Dieses Duell hier wurde schnell und unerbittlich geführt. Hier gab es keine Finessen. Töten und getötet werden. Williams ahnte, dass er in diesem Zweikampf sein Leben lassen würde, falls nicht ein Wunder geschah. Er blickte auf Steels reglosen Körper.
    Jennings brach das Schweigen.
    »Er ist tot, Junge. Na los, kommt, Ihr seid doch nicht etwa ängstlich? So wird nie ein Soldat aus Euch. Soldaten sind tapfer, Mr. Williams. Aber Ihr seid wohl kein sehr mutiger Bursche, wie? Ihr habt Angst. Euer Vater wollte wohl, dass Ihr Euch uns anschließt. Zu etwas anderem seid Ihr eben nicht zu gebrauchen. Nein, ein Soldat wird nie aus Euch. Dazu fehlt Euch der Mumm. Verschwindet, ehe es zu spät ist! Ehe Ihr von einem Froschfresser aufgespießt werdet!« Er lachte auf. »Oh, ich vergaß. Zum Weglaufen ist es ja längst zu spät.«
    Beim letzten Wort riss er den Degen hoch, machte einen Satz nach vorn und traf den Fähnrich am rechten Unterarm. Williams taumelte rückwärts, rutschte auf den blutverschmierten Pflastersteinen aus, verlor das Gleichgewicht, stürzte und stieß mit dem Hinterkopf gegen den breiten Fenstersims. Bewusstlos sank er zu Boden und hinterließ eine schmierige Blutspur an der Hauswand.
    Inzwischen hatte Stringer sich wieder aufgerappelt und hinkte ein paar Schritte auf und ab, immer noch gekrümmt vor Schmerz.
    Einen Moment lang fixierte Jennings den Sergeant, ehe er abwechselnd von Steel zu Williams blickte, als könne er sich nicht entscheiden, wen er zuerst ins Jenseits befördern sollte. Doch ihm blieb keine Wahl. Schnellen Schrittes war er wieder bei Steel und holte zum tödlichen Stich aus, als Stringer aufgeregt in eine Gasse deutete.
    »Sir!«, entfuhr es ihm mit heiserer Stimme.
    Als Jennings herumfuhr, entdeckte er zwei von Steels Grenadieren, die in diesem Moment die Straße betraten. Rasch fasste er sich an den Arm, verzog vor Schmerz das Gesicht und achtete darauf, dass die Männer das Blut sahen, das ihm über die Finger lief.
    »Beeilung, Leute!«, fuhr er die beiden Rotröcke an. »Die Franzosen sind uns auf den Fersen! Ich wurde getroffen. Mr. Steel ist tot!«
    Die Grenadiere eilten an ihm vorbei, und Jennings rannte die Straße hinunter in Richtung Marktplatz. Dort war niemand zu sehen; nur die Kutsche stand verlassen da. Jennings rannte zu den Pferden: Zwei Kaltblüter, die nicht auf Schnelligkeit gezüchtet wurden, sondern auf Zugkraft. Er löste eins der Tiere aus dem Geschirr und eilte zur Tür der Kutsche. Das Geld, das man Kretzmer für das Mehl gezahlt und nach dem Verbrechen wieder abgenommen hatte, lag in einer eisenbeschlagenen Kiste, die in der Kutsche untergebracht war. Er durfte das Geld nicht zurücklassen. Jennings stieg in die Kutsche, öffnete die Kiste und nahm die beiden Lederbörsen an sich. Geschickt band er sich die Schnüre der Beutel an den Gürtel und wandte sich zur Tür.
    Draußen trat er zu dem Gaul und führte ihn von der Deichsel fort. Er wollte sich gerade auf den Rücken des Tieres schwingen, als er ein unverkennbares Geräusch hinter sich vernahm. Es war das Knacken des Hahns an einer Muskete. Langsam drehte Jennings sich um und sah sich einer rot uniformierten Gestalt gegenüber, die ihn mit einer geladenen Muskete bedrohte. Nur wenige Schritte von der Kutsche entfernt stand Dan Cussiter. Der Schütze starrte ihn aus hasserfüllten Augen an, und ein angespanntes Lächeln spielte um seine Mundwinkel.
    »Nichts überstürzen, Mann«, versuchte der Major abzuwiegeln. »Ich kann alles erklären.«
    Cussiter schwieg. Er zog den Kolben der Muskete fester an die Schulter, und Jennings wusste, dass der Mann jeden Augenblick feuern würde. Alles, was er noch hörte, war der eigene Herzschlag.
    »Sei kein Narr, Junge. Du weißt doch, wie eine Bestrafung sich anfühlt. Du hast die Katze zu spüren bekommen. Kannst du dir vorstellen, was dich erwartet, wenn du dich des Mordes an einem Offizier schuldig machst? Nimm die Waffe runter. Sei

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