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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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vernünftig. Dann werde ich ein gutes Wort für dich einlegen.«
    Er streckte die Hand aus. Cussiters Finger legte sich um den Abzug. Der Schütze hatte den Kopf leicht geneigt und spähte über den Lauf der Waffe, zielte direkt auf Jennings’ Stirn. Der Finger bewegte sich weiter, und Jennings wartete auf das Aufblitzen an der Mündung. Tatsächlich zuckte ein Blitz, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Knall, aber als Jennings die Augen zukniff und zusammenzuckte, spürte er nur einen kurzen heißen Luftzug am Kopf, ganz so, als hätte ihn ein Wüstenwind erfasst. Als er die Augen aufschlug, sah er, wie die weiße Pulverwolke in den Himmel stieg; die Kugel hatte ihr Ziel verfehlt und lediglich die Perücke des Majors gestreift. Erst jetzt sah Jennings, dass Cussiter zu Boden gegangen war und verzweifelt mit Stringer rang. Offenbar hatte der Sergeant sich im entscheidenden Moment auf den Schützen gestürzt.
    Jennings zögerte keine Sekunde. Stringer hatte ihm zwar das Leben gerettet, aber für Dank war keine Zeit. Der Sergeant war für Jennings’ weitere Pläne nicht mehr von Bedeutung. Der Major ließ das Pferd stehen und rannte zur nächsten Häuserecke, so schnell er konnte. Inzwischen waren weitere Soldaten auf den Marktplatz gekommen, doch er schaute nicht zurück. Vor ihm, an einer kleinen Kreuzung von Seitengassen, lag ein toter Husar am Boden, die Hand noch in den Zügeln des Pferdes verfangen. Die Stute stand geduldig da und rupfte an dem Unkraut, das zwischen den Steinen wucherte. Blitzschnell war Jennings bei dem Tier, ergriff die Zügel und entriss sie dem Toten.
    Im nächsten Augenblick saß er im Sattel. Mit energischem Schenkeldruck trieb er das Pferd an, ritt in gestrecktem Galopp durch die engen Straßen hinunter zur Brücke und sprengte an den vielen Toten vorbei und hinaus auf die Felder. Er war trunken vor Freude. Er hatte die Papiere! Die Papiere, die Marlborough zu Fall bringen würden und ihm, Jennings, in London Tür und Tor öffneten! Vor ihm lag ein Leben voller Einfluss und Wohlstand! Doch zuvor musste er die Dokumente noch sicher nach England schaffen. Und nach allem, was geschehen war, gab es für ihn eigentlich nur noch einen Weg in die Sicherheit.
    Aubrey Jennings gab dem Pferd die Sporen und ritt, so schnell er konnte, in Richtung der Franzosen.

***
    Steel spuckte Blut und spürte, dass ein Zahn locker war. Keuchend spie er ihn aus. Ihm dröhnte der Schädel. Er hatte das Gefühl, jemand hätte ihn mit einem Hammer bearbeitet. Mit zittriger Hand fasste er sich an den Kopf und fühlte klebriges Blut im Haar. Dann hustete er und musste sich übergeben. Als er schwer atmend den Blick hob, sah er verschwommen, wie Williams sich langsam aufrichtete. Schwankend wie ein Betrunkener stand der Fähnrich da, suchte Halt am Fenstersims und fasste sich an den Hinterkopf. Rinnsale aus Blut waren ihm über die Stirn und die linke Wange gelaufen.
    Einer der Grenadiere, Mackay, bückte sich, griff Steel unter die Achselhöhle und bot sich an, seinem Lieutenant beim Aufstehen zu helfen. Doch kaum stand Steel, als er einen furchtbaren Schmerz im Bein spürte, der bis hinunter in die Wade strahlte. Er schaute an sich herab und machte sich zum ersten Mal ein Bild von den Verletzungen, die Jennings ihm zugefügt hatte.
    »Gottverdammt«, grollte er.
    Er sah Mackay in die Augen.
    »Wo steckt er?«
    »Wer, Sir?«
    »Major Jennings, Mann. Habt Ihr ihn gefasst?«
    »Er lief zurück zum Gefecht, Sir. Sagte uns, die Franzosen hätten Euch getötet.«
    »Das sieht dem Hund ähnlich. Jennings ist ein Verräter.«
    Der Major war also entkommen. Panik erfasste Steel. Rasch griff er in die Tasche seines Uniformrocks, doch seine Finger tasteten ins Leere. Das Päckchen war nicht mehr da. Steel hatte nie viel von Jennings gehalten, aber dass dieser Mann ein Verräter war, hätte er nicht gedacht. Nie im Leben wäre er darauf gekommen.
    Durch den hämmernden Kopfschmerz nahm er den Lärm des Kampfes wahr. Großer Gott, sie setzten sich immer noch gegen die Franzosen zur Wehr. Jetzt erinnerte er sich schlagartig an alles.
    »Williams, alles in Ordnung mit Euch?«, fragte er.
    Der Fähnrich hatte sich auf den Sims gesetzt, taumelte leicht vor und zurück und versuchte, den Blutfluss an Kopf und Bein zu stoppen.
    »Wird schon gehen, Sir.«
    »Bleibt dort. Ihr, Tarling, passt auf ihn auf. Mackay, Ihr kommt mit mir.«
    Steel hob seinen Degen vom Boden auf, griff nach der Muskete und eilte humpelnd hinter dem Grenadier

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