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Stefan Bonner und Anne Weiss

Stefan Bonner und Anne Weiss

Titel: Stefan Bonner und Anne Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Generation Doof
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Früchtepunsch und Kindersekt trinken dürfen.« Karneval ist zwar eine Ausnahmesituation, aber auch fern der tollen Tage ergibt sich eine erschreckende Bilanz: Während wir bei unserem ersten handfesten Rausch zumindest schon annähernd volljährig waren, ist das Einstiegsalter heute erheblich niedriger. An der Spitze liegen – vielleicht dank der Säufer rampe Reeperbahn – die Hamburger: Schon mit durchschnittlich dreizehn Jahren fangen Jugendliche hier mit dem Trinken an, wie eine Studie des Hamburger Büros für Suchtprävention ergab. Bun desweit gönnt sich ein Viertel aller Jugendlichen mindestens einmal im Monat einen saftigen Vollrausch. Ihre Zahl ist gestiegen von 9500 eingelieferten jugendlichen Alkoholsündern im Jahr 2000 auf 19400 im Jahr 2005. Auf mehr als das Doppelte!
    Doch was ist der Grund für den Griff zur Bierdose, zu Alcopops oder Wodka-Red-Bull? Trinken unterliegt nicht nur mehr denn je dem Gruppenzwang, sondern es verspricht wohl genau den Spaß, den wir im tristen Alltag suchen. Alkohol scheint das Leben ein we nig leichter und einfacher zu machen. Schoten und Anekdoten wer-den gleich mitgeliefert. »Mann, ich war so breit!«, das ist oft ein ide aler Auftakt, um seine Härte und Lässigkeit unter Beweis zu stellen. Und Rausch hat einen entscheidenden Vorteil: Man muss sich nicht lange anstrengen, bis man ein Gefühl der Zufriedenheit erreicht.
    »Vergnügen bringt das Leben, wenn die Weisheit fehlt.« Sophokles Für das positive Image von Alkohol ist teilweise immer aggressivere Werbung verantwortlich. E-Cards, eigene Websites, Fanshops im Internet oder Gewinnspiele sind keine Seltenheit, wenn es um Alcopops & Co. geht, beispielsweise bei den Getränken »Bibop« der Köstritzer Brauerei und »Mixery« der Karlsberger Brauerei. Hier wird das Partyfeeling mit dem Produkt geliefert, denn oft wird auf Feiern oder Konzerte hingewiesen. Patrick von Braunmühl vom Bundesverband der Verbraucherzentralen kritisiert: »Auf den Internetseiten der beiden Getränke wird auf vielfältige Art und Weise versucht, Jugendliche anzusprechen und zum Alkoholkonsum zu verführen.« Wenn uns die Werbung ein neues Getränk auf Alko-holbasis als buntes Lebensgefühl verkauft, greifen viele daher gerne zu.
    So gesehen ist der Alkoholrausch der Generation Doof vielleicht zum Teil das Ergebnis geschickten Productplacements und findiger Werbekampagnen. Wer säuft, der versteht was vom Feiern, der ge nießt das Leben. Spaßbremse sucks, Spaßmacher rules. Hinter all dem steckt der Glaube, dass man Spaß und Glück kau-fen kann. Ein Versprechen, das uns jeden Tag von Litfaßsäulen und Internetbannern, aus Werbespots und Radioreklame anspringt, lautet: Konsum macht glücklich. Und wer viel kauft und immer die neuesten Gadgets besitzt, der führt ein erfülltes Leben. Die Generation Doof glaubt nur zu gerne an diese Verheißung. Das Geheimnis des Konsumglaubens: Selbstwert wird über Besitz de finiert. Dies ist nur eine Strategie der Generation Doof, um den Alltag erlebnisreicher zu gestalten.
    Ich kaufe, also bin ich – Shoppingtrip ins Glück 18:30 Uhr, eine Einkaufsstraße.
Wir sind heute Abend noch zum Geburtstag bei Latoya und
Maik eingeladen, einem Pärchen, das wir als ausgemachte Tchibonisten kennen. Beide sind Mitte dreißig und können nicht an
dem Billigkaffeeröster vorbeigehen, ohne die »neue Welt«, die sich
ihnen jede Woche bietet, entdecken zu wollen. Und was sie ein-mal entdeckt haben, das tragen sie auch gerne nach Hause. Dau-nenheimschuhe, elektrische Salzmühlen mit Beleuchtung, Dörr-Automaten mit stapelbaren Aufsätzen und Hundetragetaschen mit
herausnehmbarem Plüschfutter – vor Latoya und Maik ist nichts
sicher. Seit sie zusammenwohnen, immerhin schon acht Jahre, hat
sich ein ganzes Bataillon von Spielzeugen der Überflussgesellschaft
angesammelt, die sie wahlweise nie oder nur alle paar Jahre einmal
benutzen.
Da versteht es sich von selbst, dass wir auf der Suche nach einem
Mitbringsel für die beiden auch in einem solchen Laden gelandet
sind. Doch was schenkt man jemandem, der hier Stammkunde ist?
Wir überlegen zunächst, ob wir Latoya den Wellness-Pullover oder
die Wellness-Leggins mitbringen, aber die hat sie bestimmt schon. Uns fällt der Nicki-Hausanzug ein, in dem sie einmal unbedacht
die Tür öffnete. Besser nicht zu viel fluffige Freizeitkleidung. Nach einigen Viertelstunden orientierungsloser Suche zwischen
all den Sinnlosigkeiten entscheiden wir uns schweren Herzens für
den

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