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Stefan Bonner und Anne Weiss

Stefan Bonner und Anne Weiss

Titel: Stefan Bonner und Anne Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Generation Doof
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Eigenheim – wir konsumie ren auch mehr von dem, was uns zu Hause hält.
    Hauptzutat für Cocooning ist jedoch nach wie vor das Fernsehen. Es ist Entspannung, Unterhaltung und Spaß in einem. »Für uns ist das Leben der reinste Urlaub«, heißt es in der Eigenwerbung von RTL II. Der Sender weckt damit eine der Ursehnsüchte der Generation Doof: sich ständig erholt und unterhalten fühlen. Wir werden berieselt und konsumieren, statt etwas von uns zu geben. Nutze den Tag? Ach was! Nutze das TV! Larissa Schmidt, dreißig Jahre, hat den Fernseher schon in den Keller verbannt, holt ihn aber jedes Mal wieder herauf, wenn sie sich nach der Arbeit besonders gestresst und ausgelaugt fühlt. »Dann komme ich nach Hause und hab das Gefühl: jetzt noch vor der Glotze abhängen, was Ungesundes essen und dann ins Bett. Dann fühl ich mich gut.« Wie Larissa fühlen sich viele, und Fernsehen ist nur eine Möglichkeit, sich von der Welt zurückzuziehen.
    »Es könnt’ alles so einfach sein –
    isses aber nicht.« Die Fantastischen Vier Die Glotze ist damit vor allem ein Medium der Einsamkeit, ein Zweck, den Gadgets wie Palm, MP3-Player und Co. auf andere Weise erfüllen. Sie bieten die Möglichkeit, sich auch außerhalb der eigenen Wohnung von der Umwelt abzukapseln, indem man sich mit ihnen beschäftigt. Mit Ohrstöpsel und MP3-Player bauen wir uns einen ganz privaten Musiktunnel von der Wohnung zur Arbeit oder umgekehrt. Auch Handys überbrücken die Langeweile: Wäh-rend kurzer Wartezeiten verbinden sie uns mit jemand Vertrautem. Das Zweiergespräch wird zum Hort der Einsamkeit für den, der unterwegs ist. Und der andere fühlt sich oft als Mittel zum Zweck. Wellnessmüll, unbedarftes Spielvergnügen und Promillespaß zei gen: Mit unserer Generation stimmt etwas nicht. Ein Teil von uns verabschiedet sich still und langsam von der Außenwelt ins Private, während andere als ewig Junggebliebene von Party zu Party tollen. Alkohol ist in großen wie in übergroßen Mengen der Freund von vielen. Benehmen und Etikette leiden dagegen unter Schwindsucht. Wir kleiden uns, wie es uns gefällt. Engagement oder gar eine ei gene Meinung sind nicht unser Ding. Diese unbeteiligte Haltung ist vielleicht einfacher, dafür aber umso schlechter für unser Image: Von der ZEIT wurden unsere Jahrgänge unlängst als Generation abgekanzelt, »die Gründe hat zu rebellieren, aber nicht will.« Erst wenn wir erkannt haben, warum das so ist, können wir daran etwas ändern.
    Einer der Hauptgründe, warum unsere Generation als doof wahrgenommen wird, liegt in unserer mangelhaften Bildung. Denn wir sind zum echten Rebellentum schlecht ausgerüstet, ob-wohl wir etwas vom Nörgeln verstehen. Wer rebellieren will, wer sich engagieren und aktiv leben will, wer eine eigene Meinung ver tritt, der muss Hintergründe kennen und Geschehnisse einordnen können. Doch nicht nur Schiller, Shakespeare and friends locken schon lange keinen mehr hinter dem Ofen hervor. Lagerlöf halten wir für ein Regal beim schwedischen Möbelhaus und Nam June Paik für ein appetitliches Süppchen beim Koreaner um die Ecke. Viel heftiger interessieren wir uns für die nagelneue Villa der dau-erbekifften Britney.
    »Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten.«
    Karl Kraus Schon in der Schule ist vieles nicht so, wie es sein sollte. Alles hätte so schön im Dunkeln bleiben können. Doch seit PISA steht die Bildung der Deutschen wie ein Grottenolm im Hellen. Sind wir zu blöd, um schlau zu werden?
    KAPITEL 2
Bildung – Dahinter steckt nicht immer ein kluger Kopf
    »Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn man alles, was man in der Schule gelernt hat, vergisst.«
    Albert Einstein
    Spätestens seit der Fernsehserie Rom wissen passionierte Fernsehgucker wie wir, dass das Römische Reich im Grunde eine riesige antike Spaßgesellschaft war. Toll trieben es die alten Römer, tanz-ten volltrunken und wild kopulierend durch den Tag. Und wenn doch einmal Langeweile drohte, verprügelten sie eben irgendein Barbarenvolk oder gingen zum Gladiatorenabschlachten in die Arena – eine Art Vorläufer von Einer wird gewinnen. Millionen Menschen lebten für damalige Verhältnisse jahrhundertelang in Frieden und Ordnung. Dumm, dass gerade dieser Wohlstand den Römern zum Verhängnis wurde und ihnen buchstäblich zu Kopf stieg, um den mühsam angeschafften Verstand gleich wieder zu neutralisieren. Zum Beispiel Kaiser Nero: Er hielt sich selbst eher für einen

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