Steh zu dir

toller Film mit einem großen Budget und einem Regisseur, mit dem Carole bereits früher gut zusammengearbeitet hatte.
    »Ist das dein Ernst?«
    »Und ob. Der Regisseur dreht vorher ab Februar noch einen anderen Film in Europa. Einschließlich der Nacharbeiten wird sich das bis Ende August hinziehen. Damit hättest du ausreichend Zeit, vorher dein Buch zu beenden – falls das noch Thema ist.«
    »Ist es. Ich arbeite wieder daran.« Carole war begeistert von dem, was er ihr erzählt hatte.
    »Ein paar Szenen werden in Europa gedreht, in London und Paris. Der Rest in L. A. Wie hört sich das für dich an?«
    »Wie maßgeschneidert.« Sie hatte ihm bisher nichts von Matthieu erzählt. Aber was er ihr vorschlug, passte perfekt zu ihren Plänen. Eine Zeit lang Paris, dann L. A. Und London war das Sahnehäubchen – sie konnte sich mit Chloe treffen.
    »Ich schicke dir das Skript per Boten. Morgen hast du es. Bis nächste Woche wollen sie eine Antwort. Sie haben noch zwei andere Schauspielerinnen in petto – und beide würden für diese Rolle morden. Ich habe das Drehbuch letzte Nacht gelesen. Es ist ein Hammer.«
    Carole vertraute ihm. Er sagte ihr immer die Wahrheit, und sie hatten bei Drehbüchern einen ähnlichen Geschmack.
    »Ich werde es direkt lesen«, versprach sie.
    »Aber jetzt mal im Ernst, wie geht es dir? Glaubst du, dann wieder fit genug zu sein, um einen Film zu drehen?«
    »Davon bin ich überzeugt. Es geht mir täglich besser. Und mein neuer Arzt hat mir ein einwandfreies Gesundheitszeugnis ausgestellt.«
    »Übernimm dich nicht«, sagte er wie zuvor Matthieu. Sie kannten sie eben beide gut. Carole war immer in Aktion und trieb sich selbst an. Und jetzt spürte sie selbst, dass ihre Motoren wieder anliefen. Sie hatte sich lange genug ausgeruht. »Du bereust es sonst«, warnte Mike sie.
    »Ich weiß, so dumm bin ich nicht.« Sie war sich darüber im Klaren, was sie durchgestanden hatte und welchen Tribut ihr Körper forderte. Aber bis zu den Dreharbeiten blieben ihr noch gut acht Monate, um sich zu erholen.
    »Also schön, Kindchen. Dann wird dieser Film dein Comeback.«
    »Hört sich so an. Ich kann es kaum erwarten, das Skript zu lesen.«
    »Es wird dich umhauen«, versprach er. »Andernfalls esse ich meine Schuhsohlen.« Das wäre eine echte Herausforderung, da Mike Schuhgröße 47 hatte.
    »Ich rufe dich direkt nach den Feiertagen an.«
    »Ich wünsche dir ein frohes Fest, Carole.« Mike klang gerührt. Immerhin hätten sie dieses Weihnachtsfest beinahe ohne Carole feiern müssen.
    »Das wünsche ich dir auch, Mike«, antwortete Carole und legte auf.
    Beim Abendessen erzählte sie Chloe von dem Film. Sofort verdüsterte sich das Gesicht ihrer Tochter. Zum ersten Mal konnte Carole deutlich sehen, wie schwer sich Chloe mit der Karriere ihrer Mutter tat.
    »Falls ich zusage, werden wir unter anderem in London drehen. Dann könnten wir uns oft sehen. Und wenn ich in Paris drehe, ist es nur ein Katzensprung, und du könntest oft zu mir kommen.« Chloes Miene erhellte sich wieder, als sie merkte, wie sehr ihre Mutter sich bemühte.
    »Klingt gut.«
    Sie aßen an diesem Abend zu zweit und hatten sich etwas vom Chinesen liefern lassen. Chloe schlief mit in Caroles Bett, und die beiden tuschelten und kicherten vor dem Einschlafen wie zwei Teenager. Am nächsten Tag fuhren sie zusammen zum Flughafen, um Jason und Anthony abzuholen. Stevie hatte über Weihnachten frei.
    Am Nachmittag traf das angekündigte Skript ein. Carole warf sofort einen Blick hinein und war sehr angetan. Mike hatte nicht zu viel versprochen. Wenn am Abend alle im Bett waren, wollte sie es in Ruhe lesen. Aber im Grunde hatte sie sich schon entschieden. Die Rolle, die sie übernehmen sollte, gefiel ihr auf Anhieb. Sie hatte Matthieu am Telefon davon erzählt. Er wusste, dass sie wieder mit dem Arbeiten anfangen wollte, und dies schien die perfekte Rolle für sie zu sein.
    Anthony und Jason gehörten zu den ersten, die aus dem Flugzeug ausstiegen. Chloe steuerte wie auf der Hinfahrt den Wagen. Sie sprachen über frühere Weihnachtsfeste, die sie gemeinsam verbracht hatten, und lachten viel. Mit fünf hatte Anthony einmal den Weihnachtsbaum umgeworfen, als er versuchte, Santa Claus dabei zu erwischen, wie er durch den Kamin kam. Immer mehr Anekdoten fielen ihnen ein.
    Als sie wieder zu Hause waren, bestellte Carole Pizza. Nachdem die Kinder in ihre Zimmer gegangen waren, wollte sich Jason in der Küche etwas zu trinken holen. Dort traf er