Steh zu dir
bald bei mir melden.« Seit zehn Tagen hatte Stevie keine Nachricht mehr erhalten, aber Carole hatte sie ja schließlich vorgewarnt. Stevie nahm an, dass Carole entweder herumreiste oder schrieb und nicht gestört werden wollte. Nicht im Traum dachte Stevie daran, Carole zu nerven. Sie würde sich schon melden, wenn sie so weit war.
»Weißt du, wo sie ist?« Jason klang besorgt.
»Nicht genau. Ihre erste Station war Paris, aber sie wollte von dort aus Weiterreisen.«
Er fragte sich, ob Carole eine neue Beziehung hatte, wollte jedoch nicht indiskret sein. Irgendwie hörte es sich für ihn so an.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte Stevie und dachte an die Kinder. Carole würde natürlich sofort wissen wollen, wenn mit den Kindern etwas nicht in Ordnung war.
»Nein. Im Grunde ist es auch nicht wichtig. Ich wollte Pläne für Weihnachten machen und wissen, ob die Kinder dann bei ihr sind. Ich habe schon mit Anthony und Chloe gesprochen, aber die wussten auch noch nichts Genaues. Mir hat jemand über Silvester ein Haus in St. Bart’s angeboten, aber ich wollte Caroles Pläne nicht über den Haufen werfen.«
Insbesondere seit Seans Tod bedeutete es Carole viel, die Kinder an den Feiertagen um sich zu haben. Jason hatte darauf immer Rücksicht genommen. Stevie wusste, dass er ein zweites Mal geheiratet und sich wieder getrennt hatte. Aus dieser Ehe hatte er ebenfalls zwei Kinder, die mittlerweile im Teenageralter waren und bei ihrer Mutter in Hongkong lebten. Carole hatte mal erwähnt, dass er sie nicht oft sah.
»Sobald sie sich bei mir meldet, sage ich ihr, dass sie dich anrufen soll. Es wird nicht mehr lange dauern. Ich rechne täglich damit.«
»Hoffentlich war sie nicht in Paris, als die Bombe in diesem Tunnel hochging. Eine schreckliche Geschichte.« In sämtlichen Nachrichten war darüber berichtet worden. Letztlich hatte sich eine Gruppe radikaler Fundamentalisten zu dem Anschlag bekannt. Das hatte zu einem Aufschrei in der arabischen Welt geführt, die nicht mit den Attentätern in Verbindung gebracht werden wollte.
»Ich habe die Bilder in den Nachrichten gesehen. Es sah fürchterlich aus. Ich habe mir natürlich auch sofort Sorgen gemacht, aber es passierte an dem Tag, als Carole gerade in Paris eintraf. Ich bin sicher, dass sie nach dem langen Flug friedlich in ihrem Hotelbett schlief, weit weg vom Unglücksort.“
»Hast du versucht, sie per E-Mail zu erreichen?«, fragte Jason.
»Nein, sie wollte ihren Laptop abschalten, um mal so richtig auszuspannen.«
»In welchem Hotel ist sie abgestiegen?« Jason war beunruhigt und steckte Stevie allmählich damit an. Sie hatte sich natürlich auch Gedanken gemacht, sich aber immer wieder gesagt, dass es lächerlich sei. Dennoch ließen Jasons Sorgen sie nicht kalt.
»Im Ritz«, antwortete sie rasch.
»Ich werde dort anrufen und eine Nachricht hinterlassen.«
»Falls sie auf Reisen ist, kann es ein paar Tage dauern, bis du eine Antwort bekommst. Wir sollten uns nicht zu viele Gedanken machen.«
»Es kann nicht schaden, eine Nachricht zu hinterlassen. Davon abgesehen brauche ich eine Antwort wegen des Hauses, sonst ist es weg. Den Kindern würde es dort gefallen.«
»Wenn sie sich meldet, sage ich es ihr«, versicherte Stevie.
»Und ich versuche, sie im Ritz zu erreichen.« Nachdem er aufgelegt hatte, blieb Stevie nachdenklich am Schreibtisch ihres Arbeitszimmers sitzen. Es kam ihr unwahrscheinlich vor, dass Carole etwas zugestoßen sein könnte. Stevie weigerte sich schlichtweg, das zu denken. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass Carole ein Opfer dieses Bombenanschlags geworden war? Eins zu hundert Millionen.
Stevie zwang sich, nicht weiter zu grübeln, und wandte sich wieder der Arbeit zu, mit der sie gerade beschäftigt war. Sie sammelte für Carole Informationen über die Rechte von Frauen. Carole plante, einen Vortrag bei der UN-Versammlung zu halten.
Sobald er aufgelegt hatte, rief Jason im Ritz an und fragte nach Caroles Suite. Er kam in eine Warteschleife, während die Zentrale versuchte, Carole in ihrem Zimmer anzurufen. Carole ließ sich nie Anrufe ohne Voranmeldung durchstellen. Dann hatte Jason wieder jemanden am anderen Ende der Leitung. Man sagte ihm, Carole sei nicht in ihrem Zimmer, und er würde zum Empfang durchgestellt. Das war ungewöhnlich. Nachdem er von einem Angestellten am Empfang gebeten wurde, noch einen Moment zu warten, hatte er schließlich einen Assistant Manager mit britischem Akzent am Apparat. Er fragte Jason, wer
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