Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stehaufmaennchen

Stehaufmaennchen

Titel: Stehaufmaennchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Maria Profitlich
Vom Netzwerk:
Ronald Reagan empfangen, Fluglotsenstreik, Frankreich wird Fußball-Europameister ... FLUGLOTSENSTREIK? Rufe die Stewardess und halte ihr die Schlagzeile unter die Nase. Die Zeitschrift sei vier Wochen alt, der Streik längst beendet. Und ob ich lieber Hähnchenklein in Curryrahm oder Pariser Schnitzel mit Tomatensoße möchte. Meine Antwort fällt anders aus als erwartet. Diesmal trifft es die Illustrierte.
    Im Waschraum kommt mir der Verdacht, dass ich mich allmählich unbeliebt mache. Vielleicht beruhigt es ja meine Nerven (und die meines Sitznachbarn), wenn ich mich nicht sofort wieder hinsetze, sondern etwas umhergehe. Tigere im Gang hin und her, bis mir die Stewardess mit ihrem Essenswagen entgegenkommt. Der Essensduft lässt meinen Magen wieder aktiv werden, und ich flüchte sicherheitshalber direkt aufs Klo. Schließe mich ein. Auf dem Klo gibt es kein Fenster. Gut. Wennman sich anstrengt, könnte man sich sogar einbilden, man säße auf einer Zugtoilette. Der Gedanke beruhigt. Beschließe, die Flugzeit hier zu verbringen.
    Nach fünfzehn Minuten schließt man von außen auf und holt mich raus. Wieder schauen mich 150 Augenpaare an. Diesmal weniger vorwurfsvoll, eher hasserfüllt. Ich muss mich anschnallen, denn wir setzen zum Landeanflug an. Lächle meine Sitznachbarn an. Keiner lächelt zurück. Fliegen wohl auch nicht so gerne. Rufe die Stewardess und frage, ob die Räder auch wirklich ausgefahren sind. Sie gibt keine Antwort und geht. Frage mich, ob der Pilot auch sicher ist, auf einem Flughafen zu landen und nicht auf einer Autobahn. Man liest da ja so einiges. Klingele, aber die Klingel scheint irgendwie defekt zu sein. Die Stewardess kommt nicht. Na toll, wenn schon die Klingel kaputt ist, wie sehen dann wohl erst die Bremsbeläge aus? Der Kapitän meldet sich durch die Sprechanlage und erklärt, dass es im Anflug ein paar Turbulenzen geben könnte, aber nichts Schlimmes. Es ist tatsächlich nicht ganz so schlimm, denn diesmal treffe ich sogar die Tüte.
    Meine Kumpels holen mich ab. Wie denn der Flug war. Ja ... normal ... alles okay. Im Flughafen setze ich mich kurz unter einem Vorwand ab. Ich gehe zu einem Schalter und buche eine Schiffspassage Mallorca-Barcelona. Muss wohl irgendwie eine Art Höhenangst haben ...

35. Babysitten
2. April 1985
    Heute Abend zum Babysitten bei Frank und Ina. Sie würden gerne ausgehen und mal wieder unter Leute kommen. Das wäre selten genug seit der Geburt ihres Sohnes vor sieben Monaten. Normalerweise würden sie ja Ulla fragen, aber die sei plötzlich krank geworden. Klar, wenn ich helfen kann, tu ich das.
19 Uhr
    Bei Frank und Ina zuhause. Ina stellt mir ihren Sohn vor. Mäxchen. Sage »Hallo Mäxchen« und lächle. Mäxchen verzieht das Gesicht und macht ein Bäuerchen. Mehr sagt er nicht.
19 Uhr 10
    Frank und Ina sind weg. Babysitten ist einfach. Mäxchen liegt ruhig im Bettchen und ich kann fernsehen.
19 Uhr 12
    ALARM! Mäxchen schreit. Renne ins Schlafzimmer und frage ihn, was er hat, doch Mäxchen antwortet nicht. Vielleicht hat er mich ja nicht richtig verstanden. So ein Baby kann ja noch kein Deutsch. Stelle meine Frage pantomimisch dar. Mäxchen reißt die Augen auf und starrt mich an. Für einen Moment ist Ruhe. Wahrscheinlich sucht er in seinem kleinen Kopf nach einer passenden Antwort. Unterbreche meine Pantomimevorstellung. Augenblicklich schreit Mäxchen weiter. Vielleicht hat er ja Hunger? Was isst denn so ein Baby? Frage ihn, indem ichpantomimisch ein gebratenes Hähnchen und eine Pizza darstelle. Mäxchen kann sich nicht entscheiden und schreit weiter.
19 Uhr 16
    Anruf bei Ulla. Damit ich nicht mit der Tür ins Haus falle, frag ich erst mal, wie es ihr geht. Super, warum? Ob sie denn nicht krank sei. Nö, wieso? Bringe das Gespräch auf allgemeine Themen, wie Urlaub und ob sie wüsste, was denn so ein Baby zu essen pflegt. Ach so, Frank und Ina hätten ein anderes armes Arschloch gefunden, oder sei ich nicht bei diesem Schreihals? Ähm ... ja doch ... aber ganz zufällig. Ulla meint, ich soll ihm ein Fläschchen geben. Das würde helfen. Manchmal. Bedanke mich und lege auf. Aha, ein Fläschchen. Aber was für eins? Whisky? Ich kann ja nach einem Fläschchen Whisky hervorragend schlafen, bezweifle aber, dass Mäxchen einen Single-Malt zu schätzen weiß.
19 Uhr 18
    Zweiter Anruf bei Ulla. Bevor ich reden kann, sagt sie, dass es ihr gut geht und die Babyfläschchen würden in der Küche stehen. Im Hängeschrank. Dann wünscht sie mir noch einen

Weitere Kostenlose Bücher