Steife Prise
Gnaden hat mir die Tabelle gezeigt.«
Lady Sybil kannte ihren Gatten ebenso gut, wie Menschen, die direkt neben einem Vulkan wohnen, die Stimmungsschwankungen ihres Nachbarn kennen. Es kam immer darauf an, den großen Knall zu vermeiden.
»Sam, seit ich ein kleines Mädchen war, bin ich für alle Bediensteten in unseren beiden Häusern stets Lady Sybil gewesen, deshalb ist Lady Sybil für mich mein Name, zumindest unter Menschen, die ich als meine Freunde ansehe. Das weißt du doch!« Außerdem, fügte sie im Stillen hinzu, haben wir alle unsere kleinen Marotten, Sam, sogar du.
Die duftige Belehrung hing noch in der Luft, da schüttelte Lady Sybil bereits der Haushälterin die Hand und wandte sich dann an ihren Sohn. »Jetzt musst du aber ins Bett, Klein-Sam, sofort nach dem Abendessen. Und keine Widerrede.«
Die kleine Gruppe betrat die Empfangshalle, in der sich Sam aufmerksam umsah. Es handelte sich in jeder Hinsicht um eine Waffenkammer und würde in den Augen eines Polizisten immer eine Waffenkammer bleiben, auch wenn die Sammlung für die Käsedicks, die all diese Schwerter, Hellebarden, Säbel, Keulen, Piken und Schilder ringsum an die Wände gehängt hatten, zweifellos nicht mehr als eine historische Möblierung darstellte. In der Mitte prangte ein riesiges Wappen. Mumm wusste bereits, was das Motto bedeutete: »Was wir haben, geben wir nicht mehr her.« So etwas nannte man wohl einen … dezenten Hinweis.
Kurz darauf war Lady Sybil schon eifrig in dem geräumigen Wäsche- und Bügelraum beschäftigt. Ihr ging Fräulein Reinlich zur Hand, das Kindermädchen, auf dessen Einstellung Mumm nach der Geburt von Klein-Sam bestanden hatte. Sowohl Sam als auch seine Frau glaubten, dass sie ein Verhältnis mit Willikins unterhielt – obwohl das, was dieses Verhältnis alles beinhaltete, reine Spekulation blieb. Die beiden Frauen gingen völlig in der weiblichen Freizeitbeschäftigung auf, Kleider irgendwo herauszunehmen und woanders hineinzutun. Diese Prozedur, zu der auch gehörte, manche Sachen gegen das Licht zu halten und dabei kleine Seufzer auszustoßen, würde sich wohl noch ziemlich lange hinziehen.
Da er sonst nichts zu tun hatte, ging Mumm wieder auf die gewaltige Außentreppe hinaus und zündete sich dort eine Zigarre an. Was das Rauchen im Haus anging, war Sybil unerbittlich. »Sie müssen nicht hier auf der Treppe rauchen, Kommandeur«, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm. »Auf Gut Käsedick gibt es einen recht gut ausgestatteten Rauchsalon, zu dem sogar ein mechanischer Rauchabzug gehört. Wirklich sehr schick, Euer Gnaden, glauben Sie mir, so etwas sieht man nicht alle Tage.« Mumm ließ sich von Willikins den Weg zeigen.
Wirklich ein erstklassiger Rauchsalon, dachte er wenig später, obwohl er zugegebenermaßen nicht gerade über sehr viel Erfahrung aus erster Hand verfügte, was Rauchsalons anging. Zu diesem Salon hier gehörten ein großer Snooker-Tisch und ein eigener Keller, der mehr Alkohol enthielt, als ein geläuterter Alkoholiker je zu Gesicht bekommen sollte.
»Wir haben hier doch Bescheid gesagt, dass ich nicht trinke, oder, Willikins?«
»Aber ja. Silber meinte, dass man es auf Gut Käsedick im Allgemeinen nur für angemessen halte – so lauteten, glaube ich, seine Worte –, stets einen vollen Keller zu haben, falls überraschend Besucher eintreffen sollten.«
»Dann ist es ja wirklich schade, dass ich die Gelegenheit verstreichen lassen muss. Aber nur zu, Willikins, tu dir keinen Zwang an und schenk dir ein gutes Tröpfchen ein.«
Willikins zuckte sichtlich zusammen. »Oh, nein, Herr Kommandeur, das geht auf gar keinen Fall.«
»Warum denn nicht, Mann?«
»Weil man so etwas einfach nicht tut. Ich würde mich zum Gespött der Liga der Diener feiner Herren machen, würde ich mir die Dreistigkeit erlauben, mit meinem Brotherrn einen zu trinken. Es wäre einfach nicht standesgemäß.«
Das verletzte Mumm in seinem nicht ganz gefestigten egalitären Kern. 4 »Ich kenne deinen Stand, Willikins«, sagte er. »Wenn alle Stricke reißen und alle Wunden verheilt sind, ist es ungefähr der gleiche Stand wie meiner.«
»Entschuldigt, Herr Kommandeur«, erwiderte Willikins fast flehentlich, »aber ab und zu müssen wir ein paar Regeln einhalten. Deshalb möchte ich dieses Mal nicht mit Euch trinken, da es weder Swinvater ist noch ein Erbe geboren wurde, welches gültige Ausnahmen der Regeln sind; vielmehr möchte ich die akzeptable Alternative wählen, die da lautet, so lange zu
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