Steife Prise
in der absoluten Gewissheit, dass alle Rauswurfdrohungen hohl und leer waren und, sollten sie doch ausgeführt werden, sofort wieder rückgängig gemacht würden.
Nun tauchte Sybil zwischen den Kopfkissen auf und sagte: »Du bist im Urlaub, Liebster.« Zu dem, was man im Urlaub essen durfte, gehörten auch zwei Spiegeleier, genau so, wie er sie mochte, und ein Würstchen. Leider nicht die gebratenen Speckscheiben, die allem Anschein nach sogar im Urlaub eine Sünde waren. Der Kaffee jedoch war dick, schwarz und süß.
»Du hast sehr gut geschlafen«, sagte Sybil, während Mumm immer noch auf die unerwartet großzügige Morgengabe starrte.
»Von wegen, meine Liebe«, erwiderte er. »Ich hab kein Auge zugemacht, ehrlich nicht.«
»Du hast die ganze Nacht geschnarcht. Ich habe dich doch gehört!«
Mumms Auffassung von einem erfolgreichen Eheleben ließ ihn von weiteren Kommentaren absehen. Mit Ausnahme von: »Wirklich? Das tut mir aber leid!«
Sybil blätterte in einem kleinen Stapel pastellfarbener Briefumschläge, der am Rande ihres Frühstückstabletts lag. »Aha, Neuigkeiten reisen schnell«, sagte sie. »Die Herzogin von Souvenir hat uns zu einem Ball eingeladen, Sir Henry und Lady Welkenfleisch haben uns zu einem Ball eingeladen, und Lord und Lady von Hängefinger haben uns zu einem – aha, zu einem Ball eingeladen!«
»Du weißt doch, dass ich nicht tanzen kann, Liebste. Ich wackle bloß hin und her und trete dir auf die Füße.«
»Diese Veranstaltungen sind ja auch in erster Linie für die jungen Leute gedacht. Die älteren Leute kommen wegen der therapeutischen Bäder in Ham-am-Egg hierher, das ist gar nicht weit. Außerdem sollen die Töchter mit passenden Gentlemen verheiratet werden, und das bedeutet nun mal einen Ball nach dem anderen.«
»Einen Walzer kriege ich hin«, sagte Mumm, »da muss man nur zählen, aber diese Geschichten, bei denen man ständig von hier nach da hüpfen muss, die kann ich absolut nicht leiden, Witwenschieben zum Beispiel oder den Fröhlichen Gordon.«
»Keine Sorge, Sam. Die meisten älteren Männer suchen sich irgendwo ein Plätzchen, wo sie in aller Ruhe rauchen oder schnupfen können. Die Mütter kümmern sich darum, die zur Auswahl stehenden Junggesellen für ihre Töchter ausfindig zu machen. Ich hoffe nur, dass meine Freundin Ariadne bald passende Männer für ihre Mädchen findet. Sie hat nämlich Sechslinge. Die junge Mavis ist ja sehr, sehr fromm, und es findet sich immer ein junger Geistlicher, der eine Frau und vor allem eine ordentliche Mitgift sucht. Und Emily ist zierlich, blond und eine hervorragende Köchin, aber leider bildet sie sich ziemlich viel auf ihren enormen Busen ein.«
Mumm starrte an die Decke. »Ich sehe voraus, dass sie nicht lange nach einem Mann suchen muss. Da findet sich garantiert sehr schnell einer«, prophezeite er. »So was nennt man männliche Intuition.«
»Dann hätten wir noch Fleur«, sagte Lady Sybil, ohne sich ködern zu lassen. »Sie fertigt recht hübsche kleine Hauben an, soweit ich weiß. Und, äh, Amanda, glaube ich. Anscheinend sehr an Kutten interessiert, aber es könnte auch sein, dass ich ihre Mutter da falsch verstanden habe.« Sie überlegte einen Moment. »Ach, und dann noch Jane. Ein eher eigenwilliges Mädchen, wenn man ihrer Mutter Glauben schenkt, ein Mädchen, das offensichtlich nicht weiß, was es mit sich anfangen soll.«
Mumms Desinteresse an den Kindern anderer Leute war grenzenlos, aber zählen konnte er. »Und die letzte?«
»Ach, Hermine, das könnte schwierig werden. Sie hat bereits Schande über ihre Familie gebracht, zumindest sieht es die Familie so.«
»Inwiefern?«
»Sie ist Holzfällerin.«
Mumm überlegte einen Augenblick. »Es ist ja eine Binsenweisheit, dass ein Mann mit einem Haufen Holz dringend eine Frau braucht, die jederzeit mit einem großen dicken –«
Lady Sybil unterbrach ihn streng: »Samuel Mumm, ich glaube, du bist drauf und dran, eine ungehörige Bemerkung vom Stapel zu lassen?«
»Ich glaube, da warst du schon deutlich weiter als ich«, sagte Mumm grinsend. »Wie fast immer, meine Liebe, gib’s zu.«
»Da könntest du Recht haben, Liebster«, erwiderte sie, »aber nur, weil ich dich davon abhalten will, es laut auszusprechen. Schließlich bist du der Herzog von Ankh und wirst weithin als Lord Vetinaris rechte Hand angesehen. Da wäre wohl ein gewisses Maß an Schicklichkeit angebracht, meinst du nicht auch?«
Für Junggesellen mag so etwas wie ein freundlicher
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