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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sie mit rein. Ich hoffe bloß, dass der Brandy demnächst beikommt. Ohne den Brandy kann sie nämlich echt mordswütend werden.«
    Willi Glitsch und seine Oma wohnten in einer Art Hütte in der Barackensiedlung. Weiden und andere junge Bäume waren aus dem Sumpf gerissen worden und bildeten jetzt eine halbwegs intakte Halbkugel von der Größe einer kleinen Kate. Angua kam es vor, als hätte jemand durchaus ein wenig Geschick und Können an die Konstruktion verschwendet: Mit dem Grundgerüst waren kleinere Zweige und Äste verflochten, von denen einige, wie es bei Weiden durchaus passieren kann, wieder Wurzeln geschlagen und neue Triebe ausgebildet hatten, und diese neuen Triebe hatte jemand, vermutlich Willi Glitsch, ebenfalls in die Textur eingewoben, sodass es, zumindest über Sommer, eine recht solide Behausung abgab. Schon allein deshalb, weil jemand mit erheblicher Sorgfalt die Lücken mit kleineren Geflechten verschlossen hatte. Im Inneren der Hütte war es wie in einer rauchigen Höhle, doch das an Dunkelheit gewöhnte Auge der Werwölfin erkannte, dass die Innenwände sehr sorgfältig mit alten Planen und anderem biegsamen Abfall ausgekleidet waren, was die Zugluft draußen hielt. Zugegeben, es hatte wahrscheinlich nicht mehr als zwei Tage gedauert, die Hütte zu errichten, und sie hatte auch nichts gekostet, aber die Stadt war voll mit Leuten, die überglücklich gewesen wären, hier drinnen zu wohnen.
    »Tut mir leid«, sagte Willi. »Paul ist nicht gerade der spendabelste Zahlmeister, aber er sieht nicht so genau hin, wenn wir uns ab und zu ein paar Sachen, die wir brauchen, unter den Nagel reißen. Falls wir nicht allzu übermütig werden.«
    »Aber Sie haben ja sogar ein Ofenrohr«, staunte Angua.
    Willi richtete den Blick darauf. »Es leckt ein bisschen und wartet darauf, dass ich ein paar neue Flicken auflöte. Warten Sie hier, ich will nur rasch sehen, ob Oma für Sie bereit ist. Für den Brandy dürfte sie auf alle Fälle bereit sein.«
    Es klopfte höflich an die Tür. Hauptmann Karotte war bereits mit dem Brandy zurück, zog die ramponierte und schon oft übermalte Außentür auf und ließ etwas Licht hereinfallen. Dann sah er sich um und sagte: » Sehr behaglich!«
    Angua tastete mit dem Fuß vorsichtig den Boden ab. »Guck mal, er hat sogar kaputte Dachschindeln zu einem ordentlichen Fußbodenbelag zusammengepuzzled. Da hat sich jemand richtig Mühe gegeben.« Mit leiserer Stimmte flüsterte sie: »Dabei ist er ein Goblin. Hätte ich gar nicht von ihm erwartet –«
    »Und seine Ohren funktionieren auch noch verdammt gut, Fräulein«, sagte Willi, als er das Zimmer wieder betrat. »Schon erstaunlich, was wir Goblins für Kunststückchen lernen können, was? Herrje, man könnte fast meinen, wir seien auch jemand!« Er zeigte auf einen filzigen Wandbehang, der die gegenüberliegende Zimmerwand verdeckte. »Haben Sie den Branntwein? Dann wollen wir mal. Halten Sie die Flasche am ausgestreckten Arm vor sich, das funktioniert normalerweise. Ich will noch sagen, dass die Dame eigentlich nicht meine Oma ist, sondern meine Uroma, aber das war mir als Kind zu kompliziert, also blieb’s bei Oma. Lassen Sie mich reden, denn wenn Sie nicht zufällig ein verdammtes Genie sind, verstehen Sie keinen Ton von dem, was sie sagt! Jetzt kommen Sie, rasch, ich muss ihr in einer halben Stunde Mittagessen machen, und wie schon gesagt, wahrscheinlich haben Sie nur so viel Zeit, bis die Flasche leer ist.«
    »Ich sehe überhaupt nichts«, sagte Karotte, nachdem der Filz sich träge hinter ihnen geschlossen hatte.
    »Ich schon«, flüsterte Angua verhalten. »Würden Sie uns bitte Ihrer Urgroßmutter vorstellen, Willi?«
    Karotte starrte immer noch angestrengt in die Dunkelheit, dann hörte er etwas, das er für die Stimme des Goblin-Jungen hielt, obwohl es sich anhörte, als würde er beim Sprechen eine Handvoll Schotter kauen. Nachdem sich im Dunkeln irgendetwas gerührt hatte, war eine zweite Stimme zu vernehmen, die wie Eis knackte. Und dann sagte Willi ziemlich deutlich: »Trauer-um-das-Gefallene-Blatt heißt Sie willkommen, Leute von der Wache, und bittet Sie, ihr sofort den verdammten Brandy zu reichen.«
    Karotte hielt die Flasche in die Richtung von Willis Stimme. Sie wurde umgehend zu der Gestalt weitergereicht, die sich nun allmählich vor ihm aus den Schatten schälte, während sein Sehvermögen allmählich zurückkehrte. Laut Willi hatte die Gestalt gesagt: »Warum kommst du zu mir, Poh-lie-zischt? Warum

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