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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nütze?«
    Volker sah ihn erschrocken an und riss sich zusammen. »Nein, davon will ich nichts hören, Herr Kommandeur, und auch keiner meiner Vorfahren. Schließlich hatte bis jetzt noch keiner von uns auch nur annähernd mit so was wie einem Mord zu tun.«
    »Na schön, dann gib mir eine Empfangsbestätigung für den Gefangenen, das ist außerordentlich wichtig, und dann fahre ich rauf nach Gut Käsedick und lege mich ein bisschen aufs Ohr.«
    Mumm trat ein Stück zurück, als ein Flussschiff in Sicht kam und eine kleine Flutwelle schlammigen Wassers sanft gegen den kleinen Anleger schwappte. Das Schiff war eins von der Sorte mit Schaufelrädern links und rechts; Sybil hatte ihm schon viel davon erzählt. Irgendwo im Bauch des Schiffes trottete ein Ochse geduldig in seiner Tretmühle und brachte mittels eines ausgeklügelten Getriebes die Schaufelräder zum Rotieren.
    Der Lotse auf diesem Schiff hier winkte ihm zu. Als es vorüberfuhr, sah Mumm eine Frau am Heck stehen, die Wäsche aufhängte und dabei von einer Katze beobachtet wurde. Ein schönes Leben, dachte er, mit der Geschwindigkeit eines Ochsen dahinzuziehen, und vermutlich trachtete einem dabei auch niemand nach dem Leben. Einen kurzen Moment verspürte er einen gewissen Neid, während eine ganze Reihe Lastkähne dem Boot wie eine Flotte Entenküken folgte. Mumm seufzte, stieg wieder in die Kutsche und wurde von Willikins zum Gutshof gefahren, wo er nach einer kurzen Dusche in den Kissen versank und tief in die Dunkelheit hinabstieg.
    Die Leute sagten, dass sich Ankh-Morpork neuerdings bewege. Andere sagten, das möge zwar stimmen, aber jeder ordentlich gereifte Käse bewege sich auch. Und so wie der hypothetische Käse platzte auch die Stadt aus der ihr vorgegebenen Form, in diesem Falle aus ihren Außenmauern, die mit den Worten von Lord Vetinari nicht mehr waren als »ein Korsett, das dringend aufgeschnürt werden muss«. Einer der Ersten, der sich vor den Stadtmauern ausgebreitet hatte, war Paul König gewesen, der inzwischen natürlich überall als Sir Paul König firmierte. Er war ein Gauner, ein Windhund, ein rücksichtsloser Kämpfer und gefährlicher Geschäftemacher, der seine Geschäfte skrupellos auf beiden Seiten der Grenze zwischen Legalität und nicht ganz so legaler Legalität betrieb. Da das insgesamt ein ziemlicher Brocken war, bezeichnete man ihn als überaus erfolgreichen Geschäftsmann, denn das kam mehr oder weniger auf dasselbe raus. Außerdem verfügte er über die seltene Begabung, aus Scheiße Geld zu machen.
    Als die Hauptleute Karotte und Angua den Treidelpfad entlang auf die mit Schilf bewachsene Sumpflandschaft flussabwärts zumarschierten, loderte Paul Königs Flamme direkt vor ihnen. Für den König des Kehrichts war alles, was man zermahlen konnte, Futter für seine Mahlwerke. Die Armeen seiner Arbeiter fegten die Straßen, leerten die Jauchegruben, machten die Schornsteine sauber, durchsuchten die Abfallhaufen im Schlachthausviertel und trugen von ebendort all jene Reste ehemals lebender Materie weg, die um des lieben Anstands willen nicht in eine Wurstpelle gepresst worden waren. Es hieß, Paul König würde sogar den Rauch aus der Luft saugen, wenn er dahinter ein gutes Geschäft wittern würde. Und wenn man Arbeit suchte, gab einem Paul König welche, zu einem Lohn, der kaum unter dem lag, den man sonst wo in der Stadt bekam, und wenn man Paul König beklaute, dann bekam man dafür, was man verdiente. Natürlich stank es rings um Paul Königs Mahlwerke bestialisch, aber dafür stank die Stadt selbst nicht mehr, zumindest nicht mehr so übel wie früher. Und schon klagten einige Leute über den Verlust des berühmten Duftes von Ankh-Morpork, der angeblich so belebend war, dass er einen vor allerlei Krankheiten und Gebrechen schützte, außerdem schütze er einen ringsum vor Ungemach und sorge dafür, dass einem Haare auf der Brust wuchsen.
    Da Ankh-Morpork nun einmal so war, wie es war, hatte sich bereits eine Gesellschaft zur Erhaltung des Gestanks gegründet.
    Die beiden Mitglieder der Stadtwache atmeten nicht mehr ganz so tief ein, als sie sich dem Rauch und den Dämpfen näherten. Eine kleine Stadt umgab den eigentlichen Betrieb, eine Barackensiedlung, die mit Pauls Segen von den Arbeitern selbst zusammengezimmert worden war, denn letztendlich bedeutete das, dass keiner zu spät zur Arbeit kam.
    Als sie näher kamen, machte ihnen der Mann vom Sicherheitsdienst sofort das Tor auf. Paul war wahrscheinlich nicht der

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