Steife Prise
kannst du natürlich Recht haben«, erwiderte Mumm. »Es ist zwar ein erschreckender Gedanke, dass eines dieser Dinger noch irgendwo im Umlauf ist, aber ich muss zugeben, dass der Idiot, der es benutzt hat, uns wirklich aus der Klemme geholfen hat.« Er schwieg eine Weile, dann sagte er: »Hast du eigentlich in letzter Zeit eine Gehaltserhöhung bekommen, Willikins?«
»Ich bin mit meiner Entlohnung vollauf zufrieden, Herr Kommandeur.«
»Die hast du dir auch vollauf verdient. Aber nur um ganz sicher zu gehen, hätte ich gerne, dass du im Keller alles sorgfältig überprüfst, sobald wir wieder zu Hause sind. Denn falls wirklich mehrere von diesen verflixten Dingern im Umlauf sind, möchte ich sicherstellen, dass ich selbst auch noch eine habe.« Und als Willikins sich erhob und weggehen wollte, fuhr Mumm fort: »Ach, eins noch, Willikins. Es ist wirklich eine feine Sache, dass Volker zwei und zwei nicht zusammenzählen kann.«
War da ein schwaches Anzeichen von Erleichterung zu sehen? Ganz gewiss nicht. »Ich kümmere mich sofort darum, sobald wir wieder in der Stadt sind, Kommandeur, und ich bin sicher, dass Ihr – solltet Ihr Euch womöglich später noch einmal persönlich versichern wollen – die Waffe dort vorfinden werdet, wo sie schon immer gewesen ist.«
»Daran hege ich keinen Zweifel, Willikins. Aber ich frage mich, ob du vielleicht ein Problem für mich lösen könntest? Ich muss die Dicke Ditte einholen.« Eilig fügte er hinzu: »Es handelt sich dabei natürlich um ein Schiff.«
»Das betreffende Fahrzeug ist mir bekannt. Ihr wisst doch, dass ich schon eine Zeitlang vor Euch und Ihrer Ladyschaft hier angekommen bin. Zufällig war ich nicht weit vom Fluss entfernt, als die Ditte flussaufwärts fuhr. Ich weiß noch, dass die Leute mich auf sie aufmerksam gemacht haben. Es hieß, sie fahre bis hinauf nach Überhang, um dort beladen zu werden, wahrscheinlich mit Eisenerz, das aus den Zwergenminen dorthin geschafft wird. Was mich ziemlich erstaunte, denn normalerweise schmelzen sie es doch direkt bei ihren Minen und exportieren nur die fertigen Barren. Jedenfalls ist das die wirtschaftlichere Methode.«
»Faszinierend«, sagte Mumm. »Aber ich glaube, ich sollte mich allmählich an die Verfolgung des Schiffes machen, wie langsam es auch vorankommen mag.«
In dem Moment tauchte Volker aus dem Haus auf.
»Ich habe von der … dem Schiff gehört, mein Junge. Wir sollten aufbrechen, solange es noch hell ist.«
Volker salutierte doch tatsächlich. »Ja, ich habe es nicht vergessen, Kommandeur, aber was ist mit meinem Gefangenen? Mein altes Muttchen könnte ihm zwar das Essen bringen und ihm den Eimer auskippen – wäre nicht das erste Mal, dass sie so was macht –, aber ich würde sie gerade jetzt nicht gerne allein lassen, wenn Ihr mich versteht.«
Mumm nickte. Zu Hause hätte er nur mit den Fingern schnippen müssen, und einer seiner Wachleute wäre herbeigeeilt, aber hier … Doch er hatte keine andere Wahl. »Willikins!«
»Ja, Kommandeur?«
»Willikins, gegen mein besseres Wissen, und wohl auch gegen das deine, erhebe ich dich hiermit in den Rang eines Hilfswachtmeisters und befehle dir, den Gefangenen nach Gut Käsedick zu bringen und ihn dort hinter Schloss und Riegel sicher zu verwahren. Selbst eine Armee müsste verrückt sein, um das Gut mit Sybil darin anzugreifen. Aber nur für alle Fälle, Willikins: Ich könnte mir niemanden vorstellen, dem ich meine Familie lieber anvertrauen würde.«
Willikins strahlte und salutierte. »Jawohl, Herr Kommandeur, Befehl erhalten und verstanden. Ihr könnt Euch auf mich verlassen, nur … Äh, also, wenn wir wieder in der Stadt sind, würdet Ihr dann, äh, bitte, niemandem etwas davon sagen, dass ich eine Zeitlang Bulle gewesen bin? Ich habe Freunde, gute Freunde, die mich schon sehr lange kennen, und die würden mir die Ohren abschneiden, wenn sie erführen, dass ich Bulle war.«
»Nichts liegt mir ferner, als den Namen eines Mannes gegen seinen Willen reinzuwaschen«, erwiderte Mumm. »Haben wir uns verstanden? Ich wäre dir dankbar, wenn du von allzu viel Abenteurerei Abstand nehmen würdest. Bewache einfach nur den Gefangenen und sorge dafür, dass ihm nichts passiert. Falls dabei ein Dritter notgedrungen zu Schaden kommt, werde ich diese Tatsache mit Bedauern hinnehmen.«
Willikins machte ein ernstes Gesicht. »Habe verstanden, Herr Kommandeur. Mein Kamm bleibt in der Tasche.«
Mumm seufzte. »Du hast sehr vieles in deinen Taschen, Willikins.
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