Steife Prise
halten, Goblins, dieser Mann sieht nicht so aus, aber er ist kein allzu großes Arschloch, ja, allerdings!«
Der jämmerliche kleine Goblin redete noch ein bisschen leiser, so dass Mumm ihn kaum verstehen konnte, und fügte mit kollernder Stimme hinzu: »Und Stinky hat auch nichts gesagt wegen Poh-lie-zischt sein Hemdenwaschmann und dem sein Armbrust, hey? Herr Mumm? Keine Rasse ist erbärmlich genug, als dass sich dort draußen nicht etwas um sie kümmern würde, Herr Mumm. «
Die Worte trafen Mumm wie ein Schlag ins Gesicht. Hatte der kleine Knilch das wirklich gesagt? Hatte Mumm es wirklich gehört? Die Worte waren wie von anderswo her in die Unterhaltung gesickert, wie von irgendwo ganz weit anderswo her. Er sah Stinky ungläubig an, der fröhlich mit den Zähnen klapperte und sich sodann zu Mumms Entsetzen unter dem Pferd hindurchschwang, gerade als auf der anderen Seite des Hofes das Expertenteam hochkarätiger Pferdeexperten sich mit Volker handelseinig wurde. Derjenige, der offensichtlich der Chef war, spuckte sich in die Hand, und Volker spuckte sich sämtlichen Sicherheitsvorschriften zuwider ebenfalls in die Hand, und dann schüttelten sie sich die Hände, und dann wechselte Geld die Hände, und Mumm hoffte nur, dass wenigstens das Geld sich die Hände gewaschen hatte.
Dann kniete das Pferd nieder – direkt vor Mumm. Es war wahrscheinlich genauso verdutzt wie Mumm selbst. So etwas hatte Mumm bis jetzt nur im Zirkus gesehen, und alle anderen verhielten sich so, als hätten sie so etwas überhaupt noch nicht gesehen.
Stinky war wie von Zauberhand verschwunden, aber wenn ungläubige Augen zusehen – wie der ehrenwerte Philosoph Ly Schatzmaul sagt –, dann musst du etwas tun, wenn du nicht ganz allgemein als Trottel dastehen willst. Also ging Mumm o-beinig auf das Pferd zu, schob sich so lässig wie möglich darüber, schnalzte so mit der Zunge, wie er es schon oft bei den Stallburschen gehört hatte, und das Pferd kam langsam auf die Hufe, wobei es sich zu Mumms Verwunderung und unter dem kurz darauf einsetzenden stürmischen Applaus der krummbeinigen Bande so sanft wie eine Kinderwiege erhob. »Alle Achtung, Euer Gnaden!«, riefen sie und: »Damit solltet Ihr im Zirkus auftreten!« Volker stand vor lauter Bewunderung der Mund weit offen.
Kühler Wind kam auf, aber es war noch etwas Tageslicht übrig. Mumm ließ den Wachtmeister in einem leichten Trab vorausreiten, der sich tatsächlich als ziemlich leicht herausstellte.
»Sieht nach Regen aus, Kommandeur. Ich schlage vor, wir gehen es bis runter nach Pfeifers Lager sachte an, dann nehmen wir den Weg bei der Furt nach Johnsons Engpass, von dort aus im Galopp um die Melonenplantage, und dann müssten wir die Ditte eigentlich schon sehen können. Seid Ihr einverstanden?«
Sam Mumm wartete ein paar gediegene Sekunden, um den Eindruck zu vermitteln, als hätte er den geringsten Schimmer von den örtlichen Gegebenheiten, dann erwiderte er: »Ja, das wäre wohl das Beste, Volker.«
Stinky zog sich an der Pferdemähne herauf, grinste wieder und reckte einen großen Daumen nach oben. Glücklicherweise war es sein eigener.
Volker zog die Zügel an. »Alles klar. Dann sollten wir uns lieber beeilen!«
Mumm brauchte eine Weile, ehe er komplett begriffen hatte, was hier vor sich ging. Dort war Volker, auf seinem Pferd, dann hörte er das vorgeschriebene Zungeschnalzen, und dann auf einmal war kein Volker mehr da, auch kein Pferd, dafür eine Staubwolke in der Ferne und die rissige Stimme von Stinky, die sagte: »Festhalten, Herr Poh-lie-zischt!« Und schon schoss der Horizont auf ihn zu. Galoppieren war irgendwie nicht so schlimm wie Traben, und es gelang ihm, mehr oder weniger auf dem Pferd zu liegen und zu hoffen, dass irgendjemand wusste, was hier vor sich ging. Stinky schien das Kommando übernommen zu haben.
Der Weg war recht breit. Sie donnerten dahin, zogen eine Wolke aus weißem Staub hinter sich her, und dann ging es auf einmal nach unten, während das Land zu Mumms Rechten anstieg. Schließlich tauchte der Fluss zwischen den Bäumen auf. Mumm wusste bereits, dass es sich um einen Fluss handelte, der es nicht besonders eilig hatte. Schließlich bestand er aus Wasser, und man war sich allgemein darüber einig, dass Wasser über ein Gedächtnis verfügte. Es wusste Bescheid: Man verdampfte, man trieb in einer Wolke dahin, bis irgendjemand alle auf Linie brachte, und dann fiel man als Regen hinab. So ging es immer wieder. Warum also die Eile? Wenn du
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