Steife Prise
Schränke den Gebrauch dieser Dinge einfach etwas ein, Mann. Und richte Sybil und Klein-Sam doch bitte aus, dass Papa Bösewichter jagt und bald wieder zu Hause ist.«
Volkers Blick wanderte von Mumm zu Willikins. »Schön, dass das geklärt ist, meine Herren«, sagte er und lächelte nervös. »Wenn Ihr jetzt so weit wärt, Kommandeur, können wir sofort zum Mietstall rüber und uns dort ein paar Pferde aussuchen.« Damit setzte er sich mit schnellen Schritten in Richtung Dorf in Bewegung. Mumm blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
»Pferde?«, sagte Mumm.
»Aber ja, Kommandeur. So wie ich es verstanden habe, können wir die Ditte innerhalb einer Stunde einholen. Ehrlich gesagt, könnten wir sie wahrscheinlich sogar überholen, aber besser ist es, wir gehen auf Nummer sicher, oder?« Volker machte kurz ein dümmliches Gesicht, dann fügte er hinzu: »Ich reite nicht sonderlich oft, aber ich versuche natürlich, mich vor Euch nicht zu blamieren.«
Mumm machte den Mund auf. Dann machte er den Mund wieder zu und behielt folgende Worte für sich: Mein Junge, wenn es dir nichts ausmacht, würde ich lieber auf einem Schwein als auf einem Pferd reiten. Schweine rennen einfach nur los – aber Pferde? Meistens habe ich nichts gegen Pferde, aber dann klatsche ich wieder sehr heftig auf den Sattel, und dann werde ich wieder hochkatapultiert, so dass ich wieder kurzzeitig nichts gegen Pferde habe, aber ich weiß, dass das ganze Elend in einer halben Sekunde wieder von vorn anfängt, und ehe du jetzt mit schlauen Sprüchen ankommst wie: »Es macht überhaupt nichts, dass man hochgeht, wenn die Tiere runtergehen«, will ich dir noch sagen, dass das bei mir nie geklappt hat, denn dann finde ich mich entweder über oder ein Stückchen hinter dem Pferd wieder, oder ich pralle so derbe gegen das Pferd, dass ich echt froh bin, dass Sybil und ich beschlossen haben, nicht mehr als ein Kind zu bekommen …
Volker war jedoch in blendender Plauderform. »Damals im Koomtal waren bestimmt jede Menge Pferde dabei?«
Und Mumm steckte in der Klemme. »Eigentlich brauchen Trolle keine Pferde, und die Zwerge essen sie angeblich klammheimlich auf.«
»Meine Güte, das muss ja ein harter Schlag für einen Kämpfer wie Euch gewesen sein, Kommandeur!«
Kämpfer? Vielleicht, dachte Mumm, zumindest dann, wenn sich keine andere Möglichkeit bot, aber wie um alle sieben Höllen kommst du bloß auf die Idee, dass mir schon beim Anblick eines Pferdes das Herz höher schlägt? Und warum gehen wir immer noch in Richtung Scheune, die bestimmt voll mit diesen Drecksviechern ist, die stampfen und schnauben und tänzeln und die Augen nach hinten verdrehen? Na schön, ich weiß es ja. Weil ich nämlich zu viel Angst habe, Volker zu sagen, dass ich zu viel Angst habe. Ha, so ist es mir schon immer ergangen: Viel zu feige, um ein Feigling zu sein!
Schon schob Volker ein schweres Holztor zur Seite, das in Mumms empfindlichen Ohren wie ein frisch gezimmerter Galgen knarrte. Mit einem leisen Stöhnen trottete er hinter Volker her. Ja, es war ein Mietstall, und Mumm wurde schon ganz mulmig. Und da waren sie auch schon, die üblichen Verdächtigen: o-beinig, nie mehr als ein Knopf an der Jacke und immer ein gewisser Anflug von Ratte um die Nase und Wünschelrute um die Beine. Man hätte Krockett mit ihnen spielen können. Jeder hatte einen Strohhalm im Mund, vermutlich deshalb, weil sie sich davon ernährten. Der hilflose Mumm wurde den Männern vorgestellt, die bestimmt schon mal von ihm gehört hatten, von dem berühmten Polizisten, während Volker ihnen in den leuchtendsten Farben ausmalte, dass er selbstverständlich einer von den Männern war, die darauf bestanden, das feurigste Tier zu reiten, das sie in ihren Stallungen vorrätig hatten.
Zwei fies aussehende Tiere wurden herbeigeführt, und Volker brachte das größere großzügig zu Mumm. »Hier, bitte sehr, Kommandeur. Endlich wieder im Sattel, was?«, sagte er und legte ihm die Zügel in die Hand.
Während Volker noch den Mietpreis aushandelte, spürte Mumm, wie etwas an seinem Bein zupfte. Er schaute nach unten, direkt in das grinsende Gesicht von Hilfswachtmeister Stinky. »Riesenproblem, Kollege Poh-lie-zischt? Riesenproblem, wenn man Angst hat vor Pferd. Allerdings! Kannst Pferde nicht leiden, ich rieche Angst. Nimm mich, Herr Poh-lie-zischt. Ich mach das. Keine Sorge. Du brauchst Stinky sowieso. Du findest Goblin, Goblin voller Angst? Panik, Panik, Panik! Aber Stinky sagt, Klappe
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