Steife Prise
schon mal abgeregnet warst, konnte dir keiner mehr was vormachen.
Deshalb mäandrierte der Fluss. Sogar der Ankh war schneller – und obwohl der Ankh wie ein Gulli stank, so schwappte er doch wenigstens nicht wieder zurück und von einem Ufer zum anderen, so wie der Trügerische, der nicht so genau zu wissen schien, was es mit diesem ganzen Wasserkreislauf auf sich hatte. Und so wie sich der Fluss schlangengleich dahinwand, so folgten ihm die Ufer, die im Einklang mit der größtenteils beschaulichen und unaufgeregten Landschaft von üppiger Vegetation zugewuchert waren.
Trotzdem behielt Volker das Tempo bei; Mumm klammerte sich einfach nur fest, darauf vertrauend, dass sich Pferde wahrscheinlich nicht absichtlich und aus eigenem Willen unverhofft ins Wasser fallen ließen. Er blieb weiterhin tief über das Tier geduckt, weil die immer weiter herabreichenden Äste und das dichte Laub ihn sonst womöglich wie eine lästige Fliege von seinem Reittier geklatscht hätten.
Ach ja, die Fliegen. Am Fluss gab es Abermillionen davon. Er spürte, wie sie ihm über die Haare krochen, bis ein Blatt oder Zweig sie wegpatschte. Die Wahrscheinlichkeit, die Dicke – das Schiff – zu erspähen, ohne vorher den Kopf von den Schultern geprügelt zu bekommen, erschien ihm verschwindend gering.
Und doch gab es ganz plötzlich eine kleine Erholung für Mumms Kopf und sein schmerzendes Hinterteil. Dort, an der Sandbank, auf der ein paar Holzstämme gestrandet waren, zog Volker energisch an den Zügeln und brachte sein Pferd zum Stehen. Mumm gelang es gerade rechtzeitig, sich wieder aufzurichten, dann glitten beide Männer aus den Sätteln und sprangen auf den Boden.
»Sehr gut, Kommandeur! Ihr seid offensichtlich im Sattel geboren! Gute Nachrichten! Riecht Ihr das?«
Mumm hob witternd die Nase in den Wind und atmete eine Handvoll Fliegen sowie den schweren Gestank von Viehdung ein. »Hängt echt in der Luft, stimmt’s?«, sagte Volker. »Das ist eindeutig der Duft eines Zwei-Ochsen-Schiffes! Die misten einfach unterwegs aus!«
Mumm warf einen Blick auf das gut gefüllte Flussbett. »Wundert mich nicht.« Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, dachte er, dass ich mich mal kurz mit dem Jungen unterhalte. Also räusperte er sich und starrte ausdruckslos in den Uferschlamm, während er seine Gedanken ordnete; ein kleines Rinnsal schob sich über die Sandbank, und die Pferde traten nervös von einem Fuß auf den anderen.
»Volker, ich weiß nicht genau, worauf wir uns da einlassen, wenn wir dieses Schiff erst einmal eingeholt haben, verstehst du? Ich weiß nicht, ob wir es zum Umkehren bewegen können oder ob wir die Goblins befreien und dann über Land mit ihnen zurückkehren können oder ob wir bis zur Küste mitfahren müssen, aber ich bin jedenfalls der Verantwortliche bei dieser Aktion. Ich habe das Sagen, weil ich sehr viel Übung darin habe, dass mich Leute nicht vor sich stehen sehen wollen. Manche wollen mich sogar lieber tot sehen.«
»Jawohl«, setzte Volker an, »aber ich glaube –«
»Ich weiß nicht, was uns dort erwartet«, redete Mumm unbeirrt weiter, »aber ich denke mal, dass jemand, der versucht, ein Schiff zu übernehmen, auch wenn es nur eine schwimmende Dungmaschine wie die Ditte ist, von der Mannschaft vermutlich als Pirat angesehen wird, deshalb werde ich die Befehle erteilen, und ich erwarte, dass du genau das tust, was ich sage, klar?«
Zuerst sah es so aus, als wollte Volker widersprechen, aber dann nickte er bloß, tätschelte sein Reittier und wartete, während eine weitere winzigkleine Welle neben den Pferden vorüberplätscherte. Dass jemand, der normalerweise so gesprächig war, so beharrlich schwieg, beunruhigte Mumm. »Wartest du auf etwas, Volker?«, fragte er.
Volker nickte und sagte: »Ich wollte Euch nicht unterbrechen, Kommandeur, und wie Ihr ganz richtig sagt, habt Ihr hier das Sagen. Allerdings habe ich darauf gewartet, dass Ihr etwas sagt, das ich hören wollte.«
»Ach ja? Was denn?«
»Zunächst wollte ich gerne hören, dass Ihr sagt, dass es an der Zeit ist, schleunigst aufzusitzen und wegzureiten, weil das Wasser steigt und die Alligatoren aufwachen.«
Mumm sah sich um. Einer der Baumstämme, den er so sorglos ignoriert hatte, streckte vier Beine von sich. In weniger als einer Sekunde saß Mumm auf seinem Pferd und hielt die Zügel in den Händen.
»Dann nehme ich diesen Befehl als erteilt hin, einverstanden?«, rief Volker, als er hinter Mumm hergaloppierte.
Mumm dachte
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