Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Rechtsprechung in Quirm ist, ob er irgendeinen hiesigen Erlass kennt, demzufolge es offiziell erlaubt wäre, jemanden, der sich keines Verbrechens schuldig gemacht hat, zu fesseln, auf ein Schiff zu verschleppen und ihn gegen seinen Willen an einen zweifelhaften Zielort zu bringen.«
    Der Drehstuhl bekam nur noch eine Gelegenheit zum Quietschen, ehe Leutnant Perdix sagte: »Eine solche Gesetzesänderung, Kommandeur Mumm, ist mir nicht bekannt, weshalb ich Sie, Kapitän Mörder, festnehme.« Schon legte der Leutnant eine Hand auf die Schulter des niedergeschlagenen Kapitäns. »Und zwar wegen Verdachts auf Entführung, Beihilfe und Begünstigung einer Entführung, Ausübung von tätlicher und womöglich schwerwiegender körperlicher Gewalt sowie anderer Punkte, die sich im Verlauf unserer laufenden Ermittlungen noch ergeben mögen. Derweil gilt die Königin als beschlagnahmt und wird, worauf Sie sich verlassen können, während der Rückfahrt nach Quirm bis zum letzten Schandeckel durchsucht werden.«
    Mumm drehte sich im Stuhl wieder so weit zur Seite, dass der bedrückte Kapitän sein Gesicht nicht mehr erkennen konnte, der Leutnant aber sehr wohl; dann zwinkerte er dem Leutnant zu und erhielt ein kurzes Nicken zur Antwort. Er schwenkte wieder zurück und sagte: »Einen Unschuldigen seiner Freiheit zu berauben, und sei es auch nur für eine Woche, ist ein schwerwiegendes Verbrechen, Kapitän. Allerdings hat mir der Leutnant gesagt, dass Sie an dieser Küste durchaus angesehen sind und auch im Großen und Ganzen als vorbildlicher Bürger gelten. Mir persönlich ist eine Welt zuwider, in der kleine Männer, die aus Angst oder auch aus falscher Rücksicht anderen gegenüber handeln, ins Gefängnis geworfen werden, während die Großen, die Anstifter der Verbrechen, wenn nicht gar die Täter selbst, völlig ungestraft bleiben. Ich könnte mir denken, dass Ihnen eine solche Welt auch zuwider ist.«
    Kapitän Mörder starrte auf seine Seestiefel, als rechnete er damit, dass sie jeden Augenblick in lauten Gesang ausbrechen könnten. »Das stimmt, Kommandeur«, murmelte er.
    »Vielen Dank, Kapitän! Sie sind ein Mann von Welt. Momentan brauchen Sie einen Freund, und ich brauche Namen. Ich brauche die Namen der Leute, die Sie in diese missliche Situation gebracht haben. Nun hat mir Herr Jefferson, der Schmied, bereits gesagt, dass er beim besten Willen nicht behaupten könnte, dass er besonders schlecht behandelt worden sei, solange er Ihre illegale Gastfreundschaft in Anspruch nehmen durfte. Allem Anschein nach ist er einigermaßen gut versorgt worden, hat Bier bekommen und sogar eine tägliche Ration Rum, ja, er wurde sogar mit einer Anzahl älterer Ausgaben der Zeitschrift Heiße Mädchen in coolen Strapsen versorgt, damit ihm die Zeit nicht allzu lang wurde. Auch er möchte Namen wissen, Kapitän Mörder, und es könnte gut sein, dass wir ihn, sobald wir diese Namen haben – alle fein säuberlich in einer eidesstattlichen Erklärung aufgelistet –, dazu überreden könnten, seine Gefangenschaft hier an Bord zu vergessen – im Gegenzug zu einer gewissen Geldsumme, deren Höhe noch ausgehandelt werden und von einer Hand zur anderen wandern müsste, offen und ehrlich, ganz ohne Wenn und Aber, und zwar von Seiten ihres Ersten Maats, den Herr Jefferson als einen ›Haufen Schifferscheiße‹ bezeichnet hat, irgendeine nautische Bezeichnung, deren Bedeutung mir nicht geläufig ist. Allem Anschein nach hatte dieser Mann seinen Spaß daran, dem Gefangenen derbe Schläge zu versetzen, weil er sich über seine Gefangenschaft beschwerte, und Herr Jefferson würde diese Rechnung gewissermaßen gerne noch beglichen wissen.«
    Mumm erhob sich und dehnte die Arme, als hätte er einen Krampf bekommen. »Das alles ist selbstverständlich ziemlich unvorschriftsmäßig, insbesondere, da wir unseren Leutnant mit dabei haben, einen ordentlichen, unbescholtenen und aufrechten jungen Offizier. Andererseits könnte ich mir denken, dass seiner Ehre Genüge getan wäre, wenn er die Königin in den Hafen zurückbringen und Sie wegen Schmugglerei den Behörden übergeben würde. Das wäre für Sie, Herr Kapitän, bestimmt ein kleiner Tiefschlag, aber unterm Strich nicht halb so schlimm, als wenn Sie in eine Entführung verwickelt wären. Finden Sie nicht auch?« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Unser Leutnant kann sich eine neue Feder an seinen chapeau stecken, und vielleicht legt er ein bon mot zu Ihren Gunsten ein, da Sie ja ansonsten

Weitere Kostenlose Bücher