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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ein so aufrichtiger und vor allem hilfsbereiter Bürger sind.«
    Mumm zwinkerte Leutnant Perdix zu. »Ich bringe diesem jungen Mann schlechte Angewohnheiten bei, Käpt’n, deshalb würde ich vorschlagen, dass Sie ihn als Freund behandeln, insbesondere dann, wenn er Ihnen in nächster Zukunft irgendwelche unschuldigen Fragen hinsichtlich Schiffsbewegungen, Handelsgütern und dergleichen stellt. Es liegt ganz bei Ihnen, Kapitän Mörder. Ich denke mal, dass Sie einige Namen kennen, zumindest die Namen der Männer, mit denen Sie so zu tun haben, und wahrscheinlich auch die Namen von deren Auftraggebern? Möchten Sie mir etwas sagen?«
    Der Kapitän scharrte mit den Stiefeln. »Hören Sie, Kommandeur, ich möchte mir keine einflussreichen Männer zum Feind machen, verstehen Sie?«
    Mumm nickte und beugte sich vor, damit er dem Mann direkt in die Augen sehen konnte. »Selbstverständlich verstehe ich das, Kapitän, sehr gut sogar«, sagte er leise, »und genau deshalb sollten Sie mir die Namen nennen. Die Namen, Herr Kapitän. Die Namen. Denn ich verstehe sehr wohl, dass Sie keine einflussreichen Männer gegen sich aufbringen möchten, und doch kommt mir ganz allmählich der Gedanke, dass ich Ihr Schiff vollends beschlagnahmen und vernichten könnte, weil Sie lebende, atmende, intelligente, kreative – wenn auch ziemlich schmuddelige – und mit Verstand gesegnete Geschöpfe transportiert haben. Genau genommen könnte ich ziemlichen Ärger bekommen, wenn ich so etwas durchgehen lasse. Aber wer weiß? Die Welt ändert sich schnell, und für Sie ändert sie sich gerade extrem schnell.« Er klopfte dem Kapitän auf die Schulter. »Ich möchte, dass Sie mich hier und jetzt als Ihren Freund betrachten, Kapitän Mörder.«
    Und Mumm lauschte, und die roten Kugeln sausten über das grüne Tuch, schossen die farbigen Kugeln ab, und das Gesetz wurde im großen Stil gebrochen, um dem Gesetz zu seinem Recht zu verhelfen. Wie hätte man das einem Laien erklären sollen? Wie sollte er es sich selbst erklären? Aber das alles geschah sehr schnell, und entweder ergriff man die Zügel, oder man ging unter. Also tat man sein Bestes und tanzte zu der Musik, die andere zu spielen beliebten.
    Die Königin von Quirm legte noch am selben Tag am Kai an, zweieinhalb Monate früher als erwartet – zur Bestürzung, zum Bedauern und vielleicht sogar zur Freude der Ehefrauen der Besatzung. Der Hafenmeister vermerkte alles gewissenhaft und wunderte sich darüber, dass die meisten Besatzungsmitglieder, nachdem sie von Bord gegangen waren, sofort an den anderen vor Anker liegenden Schiffen vorbeimarschierten, bis zu einem ruhigen Strandabschnitt, nicht weit von der Reparaturwerft entfernt, an der die ziemlich ramponierte Dicke Ditte bereits auf die Helling gezogen wurde.
    Kapitän Sillenbrock ging, den Arm in Gips, neben seinem Schiff wie eine Glucke neben einem übergroßen Küken einher. Als er Mumm erblickte, hellte sich seine Miene auf. »Also, Herr Kommandeur, das muss ich Ihnen wirklich lassen, beim Heilbutt! Sie haben da wirklich ganze Arbeit geleistet, dass Sie uns so sicher nach Hause geschippert haben! Das werde ich Ihnen nie vergessen, und meine Frau und meine Tochter auch nicht!«
    Mumm warf einen Blick auf das Schiff und hoffte, dass es sich wiederherstellen ließ. »Sie kommt mir ziemlich mitgenommen vor, Kapitän – ich meine natürlich das Schiff, nicht Ihre Frau.«
    Der Kapitän war jedoch fest zum Optimismus entschlossen. »Wir haben viel vom Getriebe der Schaufelräder verloren, aber ehrlich gesagt, war die Ditte ohnehin längst für eine Überholung überfällig. Außerdem, mein guter Herr Kommandeur, sind wir auf einem Verdammbruch geritten, ohne eine Seele zu verlieren! Ja, mehr noch – Was bei allen sieben Höllen machen die denn?«
    Auch Mumm hatte bereits die schrillen Töne einer Flöte vernommen, musste aber erst den Blick senken, um eine große Anzahl Goblins zu erblicken, die entschlossen über den Strand marschierten. An ihrer Spitze ging Stinky, der im Augenblick hellblau aussah und auf einem alten, hohlen Krebsbein spielte. Als er an Mumm vorüberkam, hörte er kurz auf zu spielen und sagte: »Keine Strandkörbe für Goblins! Hurra! Nach Hause, wieder nach Hause, so schnell wie sie können! Und denen da oben, die über sie wachen, denen klatschen sie zu! Und wer sie aufhalten will, Hilfspolizist Stinky und seine kleinen Freunde, o ja, der wird’s erleben, Stinky wird sein schlimmster Albtraum.«
    Mumm musste

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