Steife Prise
alle. Es ist so etwas wie ein Spiel.«
»Aber … Kapitän Mörder ?«, fragte Mumm.
Der Leutnant kletterte mühelos an Deck der Königin, reichte Mumm von drüben die Hand und sagte: »Die Mörders sind in dieser Gegend eine sehr angesehene Familie. Und um ehrlich zu sein, Kommandeur, glaube ich, dass ihnen der Name sogar gefällt. Gegen Schmuggler hätten sie bestimmt eher etwas einzuwenden.«
»Wir bringen den Burschen jetzt rauf, Leutnant«, sagte der Kapitän. »Sehr glücklich ist er darüber nicht.«
Mumm musterte ihn von oben bis unten und sagte: »Ich bin Kommandeur Mumm von der Stadtwache Ankh-Morpork. Zurzeit ermittle ich in mindestens zwei Mordfällen.«
Kapitän Mörder schloss die Augen. Er legte kurz eine Hand über den Mund, ehe er mit hoffnungsfroher Stimme aufheulte: »Sie sind doch nicht etwa der Kommandeur Mumm?«
»Kapitän … Mörder … bitte übergeben Sie mir den Mann, hinter dem ich her bin. Anschließend können wir uns gerne etwas freundschaftlicher unterhalten. Haben Sie mich verstanden?«
Von unten drangen Rufe und Gepolter herauf, dann hörte es sich an, als würde jemand ziemlich brutal getreten. Schließlich wurde ein Mann, dessen Kopf mit einem Stück Stoff umhüllt war, halb an Deck geschoben und halb gezerrt. »Ehrlich gesagt, sehe ich den Kerl lieber von hinten«, sagte der Kapitän und wandte sich ab.
Mumm vergewisserte sich, dass die Seeleute den Gefangenen auch richtig festhielten, dann zog er ihm die Maske herunter. Er sah kurz in die blutunterlaufenen Augen, dann sagte er in aller Ruhe: »Herr Leutnant, würden Sie die Königin bitte beschlagnahmen und den Kapitän sowie den ersten Maat wegen Entführung mehrerer Personen festnehmen, insbesondere eines Herrn Jethro Jefferson sowie von mindestens fünfzig Goblins. Weitere Anklagepunkte könnten folgen.«
»Goblins kann man nicht entführen«, sagte Kapitän Mörder. »Goblins sind Fracht!«
Mumm ließ ihm das fürs Erste durchgehen. Kapitän Mörder würde die Welt, so wie Kommandeur Mumm sie sah, noch rechtzeitig kennenlernen, und zwar dann, wenn es Kommandeur Mumm beliebte. Einstweilen sagte er zu dem Leutnant: »Ich rate auch dazu, den Kapitän und den ersten Maat in der Brigg einzusperren, falls das Ding so heißt, denn sobald Herr Jefferson hier die Hände frei hat, könnte ich mir vorstellen, dass er jemandem die Lichter auspustet. Ich bin sicher, dass wir die ganze Geschichte aufklären können, aber am Ende wird irgendjemand für das hier bezahlen. Wir werden nur noch entscheiden müssen, wer derjenige sein wird.«
Er überlegte einen Augenblick, dann widerrief er seine Worte: »Nein, ich glaube, ich möchte mich erst mit dem Kapitän unterhalten, und zwar in der Kapitänskajüte. Bückling, du kommst mit und machst dir Notizen. Viele Notizen. Schön, Sie wiederzusehen, Herr Jefferson. Herr Leutnant, soweit ich weiß, hat sich Herr Jefferson keines Vergehens schuldig gemacht – mit Ausnahme eines hitzigen Temperaments. Ich bin zwar sehr froh, dass ich ihn endlich gefunden habe, aber er ist trotzdem nicht der Mann, den ich eigentlich suche.«
Es war durchaus von Vorteil, dachte der stellvertretende Hauptmann Schellfisch, dass er noch ziemlich viel Platz in seinem Notizbuch hatte …
»Lassen Sie mich zusammenfassen, Kapitän Mörder«, sagte Sam Mumm nach einer Weile und drehte sich träge auf dem Kapitänsstuhl hin und her. »Mehrere Ihnen unbekannte Männer, die Sie dennoch zuvorkommend behandelt haben, weil sie das richtige Passwort kannten – nämlich das Passwort, das Sie bei Ihren Geschäften mit Schmugglern benutzen, mit denen so etwas wie eine spezielle Übereinkunft besteht –, haben Ihnen einen gefesselten und geknebelten Mann übergeben und Ihnen gesagt, sie sollten diesen Mann ins Wiewunderland bringen, wo er, ich zitiere: ›erst mal eine Zeitlang aus dem Weg ist‹; Sie haben mir außerdem gesagt, diese Männer hätten Ihnen versichert, dass diese ganze Aktion keineswegs gegen das Gesetz verstoße.«
Der Drehstuhl unter Mumm quietschte ein- oder zweimal, als er sich des dramatischen Effektes wegen einmal um die eigene Achse drehte, dann fuhr er fort: »Kapitän Mörder, ich vertrete in Ankh-Morpork das Gesetz. Es dürfte Ihnen bekannt sein, dass eine große Anzahl einflussreicher Politiker auf der ganzen Welt meiner Einschätzung der Dinge Gehör schenken, und ich kenne kein Gesetz, das Entführung als legal ansieht. Ich frage aber gerne meinen Kollegen, der ein Experte für die
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