Steife Prise
lachen. »Was? Was meinst du damit? Ein Goblin mit einer Polizeimarke?« Er musste dabei große Schritte machen, denn Stinky war verständlicherweise fest entschlossen, die Goblins so schnell wie möglich von dort wegzukriegen.
»Stinky braucht keine Marken, Kollege Poh-lie-zischt! Stinky auch so schlimmster Albtraum! Weißt du noch? Kleiner Junge? Kleiner Junge macht Buch auf? Und er sieht bösen Goblin, und ich sehe fiesen kleinen Jungen! Gut für uns, kleiner Junge, dass wir beide hatten Recht!«
Mumm sah sie davonmarschieren, sah, dass sie immer schneller wurden, bis sie das Unterholz am Rand des Werftgeländes erreicht hatten. Dort verschwanden sie, und einen Moment lang musste Mumm daran denken, dass er dort, selbst wenn er schnell hinterherrennen und alles absuchen würde, keine Spur von einem Goblin mehr finden würde. Er war verunsichert, was jedoch nicht weiter schlimm war, denn Verunsicherung war öfter mal das Los des Polizisten. Seine Aufgabe bestand schließlich darin, der Welt einen Sinn abzuringen – und ab und zu wünschte er sich, dass die Welt ihm dabei auf halbem Weg entgegenkam.
»Alles in Ordnung, Kommandeur?«
Mumm drehte sich um und sah das ernste Gesicht von Leutnant Perdix vor sich. »Also, ich weiß nicht genau, wann ich zuletzt richtig geschlafen habe, aber wenigstens kann ich noch gerade stehen! Und ich habe alle Namen und Beschreibungen.« Drei Namen, und einer davon, ach, was war das für ein schöner Name, jedenfalls wenn man den Worten von jemandem glauben wollte, der sich nichts daraus machte, Kapitän Mörder genannt zu werden. Der Mann war in seinen Fünfzigern, also nicht gerade in dem Alter, in dem man gerne auf der Flucht ist und sich verstecken muss. Nein, Mörder würde keine Schwierigkeiten machen. Ebenso wenig Jefferson, auch wenn der ein ausgemachter Hitzkopf war. Kapitän Mörder wusste das, was Jefferson nur vermutet hatte. Andererseits hatte Mumm nicht darauf bestanden, sich mit dem Ersten Maat der Königin zu befassen, einem zugegebenermaßen unangenehm aussehenden Burschen mit einem Kinn wie einem Fleischerstiefel. Gerade kam er, mit dem bangen Kapitän Mörder im Schlepptau, auf sie zustolziert.
Mumm ging auf den Schmied zu. »Na, kommen Sie schon – Mörder zahlt Ihnen, was nötig ist, um den Leutnant glücklich zu machen und sein Schiff zu behalten. Verbuchen wir das alles einfach als Erfahrung, einverstanden?«
»Da wäre immer noch dieser verfluchte Erste Maat«, erwiderte der Schmied. »Der Rest der Besatzung war so weit in Ordnung, aber der Kerl ist ein elender Schinder!«
»Na schön«, sagte Mumm. »Er steht dort, hier stehen Sie. Es heißt Mann gegen Mann, und ich bleibe hier und passe auf, dass alles fair zugeht. Wirklich ein interessanter Tag heute. Wir probieren eine andere Art von Gesetz aus, ein Gesetz, das im Handumdrehen umgesetzt wird und keine Anwälte benötigt. Dann also los! Er weiß, was Sie wollen, und Sie wissen es auch, Herr Jefferson.«
Etliche Mitglieder der Besatzung hatten sich an diesem Strandabschnitt versammelt. Mumm las in allen Gesichtern das Gespür des rechtschaffenen Arbeiters dafür, dass man sich jetzt rechtschaffen auf ein bisschen gesunde Gewalt freuen durfte. Der Erste Maat sah aus wie jemand, der seine Launen und seine Fäuste gerne an anderen ausließ. Deshalb, dachte Mumm, gibt es unter der Besatzung bestimmt den einen oder anderen, der ihm eine kleine Abreibung gönnt – oder wohl eher richtig saftige Dresche. Er winkte beide Männer zu sich.
»Meine Herren, es handelt sich hier um einen ordentlichen Zweikampf. Sie wissen beide Bescheid. Wenn ich ein Messer sehe, mögen die Götter demjenigen, der es gezückt hat, gnädig sein. Am Ende wird hier kein Mörder auf dem Strand stehen, natürlich mit Ausnahme von Ihnen, Kapitän, und Ihnen allen gebe ich mein Wort, dass ich den Kampf abbreche, sobald ich der Meinung bin, dass einer der beiden Streithähne deutlich genug hat. Jetzt sind Sie dran, meine Herren.« Damit zog er sich klugerweise einen Schritt zurück.
Keiner der beiden Männer bewegte sich. Dann sagte Jefferson: »Kennst du die Regeln des Marquis von Fantailler zur ordnungsgemäßen Durchführung eines Faustkampfes?«
Der Erste Maat grinste ein hinterhältiges Grinsen. »Klar doch«, sagte er.
Was als Nächstes geschah, konnte Mumm nicht direkt erkennen, nicht mit eigenen Augen sehen, und auch sonst sah es niemand, aber später erzählte man sich, Jefferson sei blitzschnell herumgewirbelt und habe den
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