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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ungleichmäßig geschrubbt war und der Steward ihm eine Portion Obst, Nüsse und Körner gebracht hatte, die eher zu einem Einsiedler gepasst hätte, schaute er sich noch einmal um, ob er irgendetwas in dem kleinen Raum vergessen hatte, und erblickte abermals ein Gesicht im Rasierspiegel. Es war sein eigenes – ein Phänomen, das sich in Rasierspiegeln nicht allzu selten präsentiert. Der Mumm im Spiegel sagte jedoch: »Du weißt, dass er dich nicht nur umbringen will. Das reicht einem so verkommenen Drecksack wie ihm nicht, ganz bestimmt nicht. Er will dich vernichten, und er wird alles tun, was in seiner Macht steht, um dieses Ziel zu erreichen.«
    »Ich weiß«, sagte Mumm und überlegte kurz. »Du bist doch kein Dämon, oder?«
    »Von wegen«, antwortete sein Spiegelbild. »Ich bin vielleicht deinem Unterbewusstsein und einem Fall kurzfristiger Müsli-Vergiftung aufgrund einer vergorenen Rosine entsprungen, aber du solltest trotzdem aufpassen, wohin du deine Schritte lenkst, Kommandeur. Sieh dich überall vor.« Dann war es verschwunden.
    Mumm wich vom Spiegel zurück und drehte sich langsam um. Es muss mein eigenes Gesicht gewesen sein, sagte er sich, sonst wäre es doch verkehrt herum gewesen, oder?
    Er ging das Fallreep hinunter in die Wirklichkeit und auf etwas zu, das sich als Korporal Nobby Nobbs herausstellte – wirklicher konnte die Wirklichkeit nicht werden.
    »Freut mich, Sie zu sehen, Herr Mumm! Also ehrlich, Sie sehen ja richtig gut aus! So ein Urlaub tut echt gut, was? Haben Sie Gepäck?« Die Frage wurde in der absoluten Gewissheit gestellt, dass Mumm kein Gepäck hatte, aber es konnte nie schaden, den guten Willen zur Schau zu stellen.
    »Alles klar?«, erkundigte sich Mumm, ohne darauf einzugehen.
    Nobby kratzte sich an der Nase, und ein Stück fiel ab. Ja, dachte Mumm, ich bin zweifellos wieder da!
    »Also, es passiert eigentlich das, was immer so passiert, aber wir haben alles im Griff. Darf ich Ihre Aufmerksamkeit auf den Hügel dort drüben lenken? Sie haben echt aufgepasst, dass sie die Bäume nicht beschädigen, und Lady Sybil hat jedem einen qualvollen Tod angedroht, der die Goblins durcheinander scheucht.«
    Verwundert ließ Mumm den Blick über den Horizont wandern, bis er den Galgenberg erblickte. »Ach du grüne Neune! Das ist ein Klackerturm! Mannomann – ein Klacker turm! Sybil wird völlig ausrasten.«
    »Eigentlich war Lady Sybil absolut dafür, Herr Mumm, nachdem sie Hauptmann Karottes Nachricht gelesen hatte. Er sagte, es ist überhaupt nicht gut, wenn Sie jetzt nicht erreichbar sind. Sie kennen ihn ja, er kann sehr überzeugend sein, sonst hätte er auch die Klackerfirma nicht so schnell hierher gekriegt, damit sie ruckzuck einen provisorischen Turm hinstellt. Die haben die ganze Nacht durchgearbeitet und ihn ratzfatz an den Großen Strang angehängt!«
    Diesmal bohrte sich Nobby nur kurz in der Nase, inspizierte seine Beute aus reinem Interesse oder nach ihrem Wert, schnippte sie dann weg und berichtete weiter: »Nur eins noch, Chef, die Ankh-Morpork-Times will Sie interviewen, weil Sie ein großer Held sind, der irgendjemandes dicke Titte gerettet hat –«
    Sie mussten kurz warten, weil Volker vor Lachen fast erstickt wäre. Als er sich wieder eingekriegt hatte, sagte Mumm: »Korporal Nobbs, das ist Hauptwachtmeister Aufstrich. Ich nenne ihn Hauptwachtmeister, weil er in dieser Gegend ganz allein das Gesetz vertritt, jedenfalls bis jetzt. Wir befinden uns hier auf seinem Territorium, deshalb respektierst du ihn, kapiert? Wer ist noch mit dir aus dem Rauch hierhergekommen?«
    »Feldwebel Detritus, Herr Mumm, aber der ist oben auf dem Gut und bewacht Ihre Ladyschaft und Klein-Sam mit feinfühliger Zurückhaltung.«
    Mumm hielt unwillkürlich die Luft an. Detritus und Willikins? Gemeinsam konnten die beiden es mit einer ganzen Armee aufnehmen. Er schüttelte sich. »Fred Colon ist nicht dabei?«

»Nein, Chef, nach allem, was ich gehört habe, waren wir gerade unterwegs, als die zweiten Klacker durchkamen, aber ich denke mal, dass er ziemlich bald hier ist.«
    »Meine Herren, ich begebe mich nach Hause«, sagte Mumm, »aber eins noch, Volker: Wann geht das nächste Schiff runter nach Quirm?«
    Volker strahlte. »Da haben Sie Glück, Kommandeur. Die Roberta E. Biskuit legt morgen früh hier ab! Ich könnte mir vorstellen, dass Ihr genau an so etwas gedacht hattet. Sie ist ein großes und behäbiges Schiff, aber das macht einem nichts aus, denn an Bord gibt es Glücksspiel und

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