Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
zur anderen nach unten kletterte, wobei er jede einzelne vorsichtig überprüfte, ehe er das ganze Gewicht daraufstellte. Den letzten Meter ließ er sich fallen und streckte Mumm sogleich die Hand entgegen. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Sir Samuel! Tut mir leid, dass der Turm so klapprig ist, aber wir haben gestern Nacht noch dran gearbeitet. Es musste sehr fix gehen! Not kennt kein Gebot, wenn Lord Vetinari etwas will, könnte man sagen. Wir machen das alles später noch ordentlicher, wenn Sie nichts dagegen haben? Ich habe ihn mit einem Turm des Großen Strangs verbunden, und von dort aus werden die Nachrichten dorthin weitergeleitet, wo Sie sie hinhaben wollen, plus eine Einspeisung zu einem Klacker auf Ihrem Haus. Natürlich brauchen Sie jemanden, der den dort besetzt, um die Verbindung aufrechtzuerhalten, aber soweit ich sehe, dürfte das kein Problem sein.« Der junge Mann salutierte vor Mumm und fügte hinzu: »Viel Glück, ich gehe jetzt was essen und mich frisch machen.«
    Wieder schepperte Nobby Nobbs’ Helm, und ein um einen Kieselstein gewickelter Papierstreifen fiel ihm vor die Füße.
    Der junge Klackeur hob ihn besitzergreifend auf und las die Nachricht. »Ach, bloß eine Mitteilung wegen einer Dienstunterbrechung, die bestätigt, dass ich gerade Pause mache. Mein Assistent hat das geschrieben. Hätte er eigentlich nicht weiterleiten müssen, aber der Kerl ist so was von gewissenhaft. Außerdem ist mir noch nie jemand begegnet, der so schnell lernt. Man muss ihm nur einmal etwas zeigen, das reicht! Und zuverlässig ist der kleine Teufelskerl auch noch, und mit diesen großen Händen hat er auch kein Problem mit der Tastatur.«
    Als der Mann pfeifend den Hügel hinabschlenderte, sprang Mumm die Erkenntnis wie eine Heuschrecke ins Gesicht. »Stinky! Sofort hierher, du Schlingel!«, rief er nach oben.
    »Bin schon da, Chef!« Der kleine Goblin stand bereits zwischen Mumms Stiefeln.
    »Du? Du! Du bedienst die Klacker ? Kannst du überhaupt lesen?«
    Stinky streckte seine beiden großen Hände von sich. »Nein, aber ich kann sehen, kann mich erinnern! Grüner Mann sagt: ›Stinky, das spitze Ding hier ist ein A‹, und er muss Stinky nicht zweimal sagen, und er sagt: ›Das hier, sieht wie ein Hintern aus, ist ein B!‹ Macht Spaß!« So schwatzte er weiter mit seiner knirschenden Stimme, und Mumm kam es vor, als würde sehr viel zynische Kenntnishaftigkeit darin mitschwingen. »Goblin ist nützlich, Goblin ist zuverlässig, Goblin ist hilfreich? Goblin ist nicht tot! «
    Mumm hatte den Eindruck, als wären die letzten Worte nur für ihn bestimmt gewesen, als hätte nur er sie zu hören vermocht. Klein-Sam war herbeigeschlurft, um Stinky an der Hand zu nehmen, hatte es sich dann aber anders überlegt. »Wer oder was bist du nur, Stinky?«, flüsterte Mumm vor sich hin.
    »Wer oder was bist du, Sam Mumm?« Stinky grinste. »Durchhalten, Sam Mumm. Gemeinsam durchhalten oder getrennt durchhalten. Aber vor allem, durchhalten. Halt durch, Herr Mumm.«
    Mumm seufzte. »Fragt sich nur, wie und wo«, sagte er finster. Er sah sich um und stellte fest, dass Klein-Sam, Nobby Nobbs und das Goblin-Mädchen, das zuvor Nobby angehimmelt hatte, als sei der kleine Korporal ein Adonis, ihn mit ihren Blicken förmlich aufspießten. Verlegen zuckte er die Achseln und sagte: »War nur so ein flüchtiger Gedanke.«
    Wie man es auch drehte und wendete, Fred Colon war einer von Mumms ältesten Freunden – und der Gedanke, dass auch Nobby Nobbs zu diesem Kreis zählte, war ernüchternd.
    Mumm fand den Feldwebel Colon in einer der tiefer gelegenen Goblin-Höhlen. Er sah eigenartig rosig aus, etwas verträumt, aber trotzdem frohgelaunt, vielleicht deshalb, weil er gerade ein gebratenes Kaninchen verputzte, als gäbe es kein Morgen mehr – was im Falle des Kaninchens ja auch zutraf. Grinsi beobachtete die beiden vorsichtig aus der Ferne. Dann sah sie, dass Mumm Colon anlächelte und ermutigend den Daumen nach oben reckte, was sehr beruhigend war.
    Fred Colon wollte salutieren, musste aber kurz darüber nachdenken. »Tut mir leid, Herr Mumm, ich hatte da so einen ganz fiesen Anfall. Ist alles noch ein bisschen verschwommen, und auf einmal bin ich hier unter diesen Leuten.«
    Mumm hielt den Atem an, und Colon fuhr fort: »Die sind alle sehr nett, sehr hilfsbereit, auch sehr großzügig. Haben mir alle möglichen Pilze gegeben, extrem leckeres Zeug. Was Hosen und andere Klamotten angeht, sind sie nicht sehr bewandert, aber ich

Weitere Kostenlose Bücher