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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Antwort: »Wenn das nicht die Antwort eines Polizisten war, dann weiß ich auch nicht«, sagte Mumm grinsend.
    Als er dem davonspazierenden Pärchen nachblickte, vernahm er ein höfliches Husten hinter sich. Er drehte sich um und sah in das besorgte Gesicht des Herrn Oberst Friedensreich. »Hättet Ihr wohl einen Augenblick Zeit, Kommandeur?«
    Auch das noch, dachte Mumm.
    »Dürfte ich zuerst anmerken, Kommandeur, dass ich vollkommen mit Eurem Tun übereinstimme. Weiß der Himmel, es war dringend nötig.« Der Oberst hustete wieder. »In diesem Punkt sind wir uns absolut einig.« Mumm wartete, bis der Oberst fortfuhr: »Meine Gattin ist eine ziemlich törichte Frau, die solche Sachen wie Titel und dergleichen förmlich anbetet und, wenn ich das mal so sagen darf, sich gerne mal aufspielt. Ihr Vater war ein gewöhnlicher Fischer, ein besonders guter sogar, aber wisst Ihr was? Ich glaube, sie würde lieber sterben, als dass sie das jemanden erfahren ließe.«
    Wieder entstand eine Pause. Im rötlichen Licht sah Mumm den Glanz im Gesicht des alten Mannes. »Was habt Ihr mit ihr vor, Kommandeur? Zurzeit wird sie in unserem Haus von zwei höflichen jungen Damen in der Uniform der Ankh-Morporker Stadtwache bewacht. Ich weiß nicht, ob das viel zur Sache tut, aber als die Polizistinnen bei uns ankamen, hat sie ihnen als Allererstes einen Tee gemacht. Schließlich gibt es so etwas wie Anstand und Benimm, versteht Ihr? Muss sie ins Gefängnis?«
    Mumm spürte den Drang, ihn zu fragen: »Käme Ihnen das recht?«, aber er verkniff sich die Frage wegen der Tränen. »Der Vorname war Karl, oder?«
    Der Oberst sah ihn verdutzt an. »Meine Freunde nennen mich Kalle.«
    »Bin ich denn einer davon?« Mumm überlegte kurz und fuhr dann fort: »Das haben andere Leute zu entscheiden. Ich habe lediglich dafür gesorgt, dass niemand aus Versehen von hier verschwindet, bevor ich die Gelegenheit hatte, mit allen zu reden, verstehen Sie? Ich bin nicht der Richter und dürfte nicht mal als Geschworener auftreten. Das ist Polizisten nicht erlaubt. Und momentan weiß ich nicht einmal genau, welche Strafe auf Dummheit, Eitelkeit und Gedankenlosigkeit steht. Aber wenn ich jeden ins Gefängnis stecken sollte, der sich dieser Vergehen schuldig gemacht hat, müssten wir wohl ungefähr fünfhundert neue Gefängnisse bauen.
    Ich für mein Teil«, fuhr er fort, »würde es gerne sehen, dass die Mörder, sollte ich überhaupt welche finden, als solche überführt und verurteilt werden und dass auch die ängstlichen und gedankenlosen Gehorsamen so behandelt werden, wie sie es verdienen. Und im Augenblick wäre es mir sehr lieb, wenn ich nicht in einer Welt voller vernagelter Idioten leben müsste. Rein persönlich habe ich kein besonderes Interesse daran, Ihre Frau ins Gefängnis zu bringen, obwohl ich mir denken könnte, dass sie ihren Horizont in der Frauenabteilung des Kittchens gewinnbringend erweitern würde. Andererseits könnte ich mir denken, dass sie sich dort so aufplustern würde, dass die ganze Bude schon nach ein paar Wochen nach ihrer Pfeife tanzen würde.«
    »Ihr solltet wissen, dass ich meine Frau wirklich sehr liebe«, sagte der Oberst. »Wir sind jetzt seit fünfundfünfzig Jahren verheiratet. Es tut mir sehr leid, dass wir Euch Unannehmlichkeiten bereitet haben. Außerdem beneide ich Euch, wie ich bereits gesagt habe, um Eure Arbeit.«
    »Und ich sollte Ihre Frau vielleicht um ihren Mann beneiden«, sagte Mumm. »Herr Oberst, ich bin einfach nur froh und glücklich, wenn die Wahrheit ans Licht kommt, vorzugsweise auf der Titelseite der Ankh-Morpork-Times, wenn Sie mich verstehen.«
    »Voll und ganz, Kommandeur.«
    Mumm betrachtete den Mann, der jetzt eher erleichtert aussah, und fügte hinzu: »Meiner Meinung nach dürfte Lord Vetinari sich zunächst seiner Rückendeckung vergewissern, dann werden womöglich ein paar symbolische Bestrafungen erteilt. Es liegen zu viele Leichen in zu vielen Kellern, verstehen Sie? Allzu viele Dinge sind hier und da auf der Welt vor vielleicht allzu langer Zeit passiert. Der Nutzen wäre wahrscheinlich zweifelhaft, wenn irgendein Polizist auf die Idee käme, das alles auszugraben. So was nennt man Realpolitik, und deshalb wird sich die Welt vermutlich einfach weiterdrehen, und Sie werden nicht allzu lange ohne die Gesellschaft Ihrer Frau auskommen müssen, was darauf hinausläuft, falls Sie mich fragen, dass Sie ungefähr eine Woche lang mehr oder weniger das essen können, was Sie wollen.«
    Diese

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