Steife Prise
Lord Suffkopp kann euren alten Lord Suffkopp jederzeit unter den Tisch trinken – und sie waren stolz darauf. Ihr habt es bestimmt für gut und richtig gehalten, als Ihr dem Gärtner die Hand geschüttelt habt, aber damit habt Ihr die Leute hier verwirrt. Sie wissen nicht, was sie von Euch halten sollen. Seid Ihr Herr oder Gescherr? Seid Ihr ein feiner Pinkel oder einer von ihnen? Denn von deren Warte aus, Kommandeur, kann niemand beides sein. Das wäre gegen die Natur. Und lange rumrätseln will auf dem Land auch niemand.«
»Großes Hosenrätsel!«, sagte Klein-Sam und fiel vom Humor überwältigt ins Gras.
»Ich weiß selbst nicht, was ich von mir halten soll«, erwiderte Mumm, zog seinen Sohn wieder auf die Beine und folgte Willikins den Hang hinunter. »Sybil hingegen schon. Sie hat mich für ihre Bälle, Tanzveranstaltungen und Festessen eingeteilt und, nicht zu vergessen, für ihre Soirées «, schloss er mit dem Tonfall eines Mannes, der genetisch darauf programmiert ist, jedem Wort, das mit einem Betonungszeichen daherkam, mit Misstrauen zu begegnen. »In der Stadt kann ich inzwischen mit solchen Dingen umgehen. Wenn ich merke, dass es allzu schrecklich wird, sorge ich dafür, dass ich mittendrin zu einem Notfall gerufen werde – jedenfalls habe ich es immer so gemacht, bevor Sybil Lunte gerochen hat. Ist es nicht schrecklich, wenn die Angestellten eines Mannes ihre Befehle von seiner Frau erhalten?«
»Allerdings, Kommandeur. Sie hat das Küchenpersonal strikt angewiesen, ohne ihre ausdrückliche Erlaubnis keine Schinkensandwiches zuzubereiten.«
Mumm zuckte zusammen. »Du hast doch deinen kleinen Kocher mitgebracht, oder?«
»Leider weiß Ihre Ladyschaft von unserem kleinen Kocher, Kommandeur. Sie hat der Küche verboten, mir Schinken zu geben, es sei denn, sie hätte es ausdrücklich befohlen.«
»Also ehrlich! Sie ist ja schlimmer als Vetinari! Wie kommt sie mir bloß immer auf die Schliche?«
»Ich glaube nicht, dass sie Ihnen auf die Schliche kommt, jedenfalls nicht mit Gewissheit. Sie kennt Euch einfach zu gut. Vielleicht solltet Ihr es als wohlwollendes Misstrauen ansehen. Aber wir kommen schon durch, Herr Kommandeur. Ich habe mir sagen lassen, dass es zu Mittag Hühnersalat gibt.«
»Mag ich denn Hühnersalat?«
»Aber ja. Ihre Ladyschaft hat mir versichert, dass Ihr ihn sehr gerne esst.«
Mumm gab sich geschlagen. »Dann wird es wohl so sein.«
Zu Hause in der Teekuchenstraße nahmen Mumm und Sybil normalerweise immer nur eine gemeinsame Mahlzeit ein, und zwar in der Küche, wo es inzwischen richtig gemütlich war. Sie saßen einander am Tisch gegenüber, der lang genug war, um Mumms ansehnliche Sammlung von Soßenflaschen, Senftiegeln, Essiggurkengläsern und natürlich auch Chutneys aufzunehmen, denn Mumm teilte die weit verbreitete Überzeugung, dass kein Glas mit eingelegtem Gemüse wirklich leer ist, wenn man nur lange genug mit einem Löffel darin herumklappert.
Auf Gut Käsedick war alles anders. Zum einen gab es hier viel zu viel Essen. Dazu enthielt sich Mumm allerdings eines Kommentars, denn er war nicht von gestern und auch nicht von vorgestern.
Willikins bediente Mumm und Lady Sybil. Streng genommen gehörte es nicht zu seinen Aufgaben, solange sie sich nicht zu Hause aufhielten, aber streng genommen führten auch nicht viele Leibdiener einen Schlagring in ihrem gut geschnittenen Jackett mit sich.
»Na, was habt ihr beiden denn heute Vormittag unternommen?«, erkundigte sich Sybil gut gelaunt, als die Teller geleert waren.
»Wir haben den Stinkeknochenmann gesehen!«, rief Klein-Sam begeistert. »Er war ganz voller Bart, aber stinkig! Und wir haben den Stinkeapfelbaum gefunden, der riecht wie Kaka!«
Lady Sybils gelassener Gesichtsausdruck blieb unverändert. »Und dann seid ihr den Rumpelpumpelberg heruntergekommen, stimmt’s? Und was war mit dem Ha-Ha, dem Ho-Ho und dem He-He?«
»Ja, aber da war überall Kuhkaka! Ich bin reingetreten!«
Klein-Sam wartete auf die Reaktion eines Erwachsenen, und seine Mutter sagte: »Aber du hast doch deine neuen Landstiefel, Sam. Die sind extra dafür gemacht, dass man mit ihnen in Kuhkaka tritt.«
Sam Mumm bemerkte, wie das Gesicht seines Sohns vor schier unglaublicher Freude erstrahlte, während seine Mutter weiterredete: »Dein Großvater hat mir immer gesagt, wenn ich irgendwo einen großen Kuhfladen sehe, dann soll ich schön darin herumtrampeln, damit er gleichmäßig verteilt wird und das Gras überall gleichmäßig
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