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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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kleine Karnickel auseinander, und er machte sich schon Sorgen, dass er zu viel Lärm verursachte. Andererseits gehörte das Land schließlich ihm, weshalb das hier wirklich der reinste Spaziergang war. Also schritt er ein bisschen munterer aus und folgte dem offensichtlich einzigen Pfad, bis er im Mondenschein den Galgen erblickte.
    Na ja, dachte er, es steht ja auch Totenhain auf der Landkarte, oder? Früher haben sie überall solche Sachen gemacht. Und dort hing auch noch der Metallkäfig, in dem die Leichen aufrecht gehalten wurden, damit die Krähen nicht niederknien mussten. Man konnte es auch als altmodische Polizeiarbeit bezeichnen, die dem einen oder anderen einen tüchtigen Schauer über den Rücken gejagt hatte. Ein Häufchen zerbröselnder Knochen am Fuße des Galgens zeugte davon, dass die altmodische Polizeiarbeit immer noch funktionierte.
    Mumms Nackenhaare spürten die kaum wahrnehmbare Bewegung einer Klinge.
    Einen Augenblick später erhob sich Willikins vom Boden und wischte sich pingelig den Schmutz von den Kleidern. »Sehr gut gemacht, Kommandeur!«, sagte er ein wenig keuchend und außer Atem. »Wie ich sehe, kann ich Euch nichts mehr beibringen.« Er hielt sich die Hand an die Nase und schnüffelte daran. »Ich glaub, mich tritt ein Pferd! Ich habe überall Blut auf meinen Sachen. Ihr habt mich doch nicht angestochen, oder? Mir schien, Ihr habt Euch einfach nur schnell herumgedreht und mir in die Eier getreten, was Ihr, wie ich anmerken darf, höchst meisterhaft ausgeführt habt.«
    Mumm hob witternd die Nase. Man lernte, Blut zu riechen. Es roch wie Metall. Die meisten Leute behaupten zwar, Metall rieche nach nichts, aber das stimmt nicht – es riecht wie Blut.
    »Bist du rechtzeitig hier oben gewesen?«, fragte er.
    »Selbstverständlich. Und ich habe keine Menschenseele gesehen.« Willikins kniete sich hin. »Überhaupt nichts. Auch das Blut hätte ich nicht gesehen, wenn Ihr mich nicht in die Pfütze getreten hättet. Es ist hier überall.«
    Wenn ich jetzt nur Igor dabeihätte, dachte Mumm. In letzter Zeit überließ er die Spurensicherung den Experten. Andererseits eignete man sich im Laufe der Zeit selbst gewisse forensische Fähigkeiten an; und hier roch es nicht nur nach Blut, sondern nach einem ganzen Blutbad – und nach einem höchst unwahrscheinlichen Zufall. Auf dem Land sieht jeder alles. Jefferson wollte sich mit Mumm treffen, und jetzt fehlte es hier eindeutig an Jefferson, aber keineswegs an Blut. Gleichzeitig war das unzweifelhafte Fehlen einer Leiche festzustellen. Mumms Verstand arbeitete systematisch. Natürlich konnte man, wenn ein Bürger einem Polizisten ein Geheimnis anvertrauen wollte, davon ausgehen, dass jemand nicht wollte, dass besagter Bürger besagtes Geheimnis ausplauderte. Und wenn besagter Bürger dann tot aufgefunden wurde, könnte man besagten Polizisten, den alle Welt dabei gesehen hatte, wie er sich kurz zuvor mit dem inzwischen toten Bürger geprügelt hatte, doch zumindest für ein kleines bisschen schuldig halten; aber jeder, der es darauf abgesehen hatte, Mumm ernsthaft in Schwierigkeiten zu bringen, hätte die Leiche des Schmieds doch hier zurückgelassen, oder?
    »Hab was gefunden, Kommandeur«, sagte Willikins und stand wieder auf.
    »Was hast du?«
    »Was gefunden. Hab hier auf dem Boden herumgetastet.«
    »Aber da ist doch alles blutverschmiert!«
    Das schien Willikins nicht zu stören. »Blut hat mir noch nie etwas ausgemacht, Kommandeur, vorausgesetzt, es war nicht meins.«
    Ein Kratzen war zu hören, dann flammte ein Licht auf. Willikins hatte die Luke einer abgedunkelten Laterne hochgeschoben. Er reichte sie Mumm und hielt dann etwas Kleines in den Lichtschein. »Ein Ring. Sieht aus, als wäre er aus Stein.«
    »Was? Du meinst, es ist Stein mit einem Loch in der Mitte?«
    Er hörte Willikins seufzen. »Nein, er ist glattpoliert. Außerdem steckt eine Klaue darin. Sieht mir ganz nach Goblin aus.«
    Mumm dachte: Das viele Blut. Abgetrennte Klaue. Goblins sind nicht so groß. Jemand hat sich die Mühe gemacht und ist hier raufgestiefelt, um einen Goblin zu töten. Wo ist der Rest?
    Theoretisch hätte das Mondlicht die Suche erleichtern müssen, aber Mondlicht ist trügerisch und bildet Schatten, wo keine Schatten sein sollten. Außerdem frischte der Wind auf. Ob nun mit Laterne oder ohne, hier würde er nur wenig ausrichten.
    Die Vorhänge waren zugezogen, im Goblinkopf brannten nur noch wenige Lichter. Offensichtlich gab es hier eine

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