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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sperrstunde. Ein guter Polizist sollte immer bereit sein, sie zu überprüfen. Mumm ging zur Rückseite der Kneipe und klopfte an das kleine Schiebefenster, das in die Hintertür eingelassen war. Kurz darauf schob Jiminy die Luke auf, und Mumm streckte die Hand in das Loch, ehe der Mann es wieder verschließen konnte.
    »Nein, bitte nicht Ihr, Euer Gnaden, der Richter reißt mir die Gedärme raus und macht sich Sockenhalter draus!«
    »Was bestimmt sehr kleidsam wäre«, sagte Mumm, »aber so weit wird es nicht kommen, weil ich dir versichere, dass ungefähr ein Drittel deiner regulären Kundschaft sich zu dieser Stunde immer noch betäubenden alkoholischen Getränken hingibt und wahrscheinlich mindestens ein Richter sich unter ihnen befindet … Nein, die letzte Bemerkung nehme ich zurück. Richter trinken lieber zu Hause, wo es keine Sperrstunde gibt. Ich verrate kein Wort, aber es wäre wohl ein sehr mieser Tag für den ganzen Berufsstand, an dem ein durstiger Bulle von einem ehemaligen Kollegen einen Schlummertrunk versagt bekäme.« Er knallte ein paar Münzen auf die kleine Ablage auf der Innenseite des Fensterchens und fügte hinzu: »Dafür bekomme ich doch sicherlich einen doppelten Brandy für meinen Diener hier und für mich die Adresse von Herrn Jefferson, dem Schmied.«
    »Ihr wisst genau, dass Ihr mich nicht so behandeln dürft.«
    Mumm sah Willikins an. »Darf ich nicht?«
    Der Leibdiener räusperte sich. »Wir befinden uns hier in der Welt des Lehnsrechts, Kommandeur. Euch gehört der Grund und Boden, auf dem diese Gastwirtschaft steht, aber die Rechte des Pächters sind ebenso gewichtig wie die Euren. Wenn er seine Pacht bezahlt hat, dürft Ihr das Anwesen ohne seine Erlaubnis nicht einmal betreten.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Wie Ihr wisst, Kommandeur, habe ich in der Vergangenheit eine oder zwei Auszeiten im Kittchen verbracht, und man kann über das Gefängnis sagen, was man will, aber dort stehen immer viele Bücher über Gesetze und die allgemeine Ordnung herum. Verbrecher sind immer ganz scharf darauf, das ganze juristische Kleingedruckte durchzulesen, nur für den Fall, dass es vielleicht doch nicht strafbar sein sollte, wenn man dem Mitglied einer rivalisierenden Bande Zementstiefel verpasst und ihn im Fluss versenkt. Und was man dort gelernt hat, vergisst man nie.«
    »Ich bin gerade dabei, ein geheimnisvolles Verschwinden aufzuklären. Der Schmied ist ziemlich scharf darauf gewesen, mich auf dem Hügel zu treffen, aber als ich dort ankam, war niemand da – nur lauter Blut überall. Jefferson wollte mir etwas sagen, und ich muss dich nicht darüber aufklären, wonach das für einen Bullen riecht.« Obwohl ich mir da selbst nicht so ganz im Klaren drüber bin, dachte Mumm. »Jedenfalls nach etwas sehr Zweifelhaftem, so viel ist mal sicher.«
    Der Wirt zuckte die Achseln. »Das geht mich nichts an, gnädiger Herr.«
    Ehe der Mann sein Handgelenk wegziehen konnte, schlossen sich Mumms Finger darum, und er zog so fest daran, dass Jiminys Gesicht ans Holz gepresst wurde.
    »Lass das Gnädiger-Herr-Gequatsche. Irgendetwas ist hier faul, und zwar oberfaul. Ich spüre es durch meine Stiefel, und glaub mir, ich habe die sensibelsten Stiefel, die man sich vorstellen kann. Der Betreiber einer Dorfkneipe weiß alles – ich weiß das, und du weißt es auch. Wenn du nicht auf meiner Seite stehst, dann stehst du mir im Weg, und weißt du was? Ich sehe es ganz deutlich in deinen Augen. Falls sich herausstellt, dass du, was den Schmied angeht, etwas Wichtiges gewusst hast, dann hast du dich als Mittäter strafbar gemacht, womöglich sogar als Anstifter, und damit könntest du ganz böse in der Klemme stecken.«
    Jiminy wand sich, aber Mumms Griff war wie aus Stahl. »Eure Marke zählt hier nichts, Herr Mumm, das wisst Ihr genau!«
    Mumm hörte das leise Wimmern der Angst in der Stimme des Mannes, aber alte Bullen waren zäh. Wer nicht zäh war, wurde kein alter Bulle. »Ich lasse Sie gleich los, mein Herr «, sagte Mumm, was im Bullencode so viel wie »erbärmliches wimmerndes Arschloch« hieß. »Du glaubst also, dass ich hier von Rechts wegen kein Bein auf dem Boden habe. Das mag stimmen oder auch nicht, aber mein Diener hier ist kein Polizist und nicht daran gewöhnt, so sauber zu arbeiten, wie wir das bei der Polizei machen. Deshalb könnte es gut sein, dass du am Ende auch ein Bein weniger zum Draufstehen hast. Ich sage dir das als Freund. Wir beide kennen dieses Spielchen, stimmt’s?

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