Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Vermutlich hast du in der Kneipe gearbeitet, als der Goblin getötet wurde, oder?«
    »Ich weiß nichts davon, dass ein verdammter Goblin getötet wurde! Woher soll ich also wissen, wann es passiert ist und wann nicht? Ich würde Ihnen raten, mein Herr «, sagte Jiminy mit der gleichen kodierten Betonung wie zuvor Mumm, »dass Ihr die Angelegenheit am Morgen den Behörden meldet. Das wäre der junge Aufstrich, der nennt sich hier Polizist. Ich bin hierhergekommen, um mich zur Ruhe zu setzen, Mumm, und dazu gehört auch, am Leben zu bleiben. Ich stecke meine Nase nicht in Dinge, die mich nichts angehen. Ich weiß, dass Ihr allerhand tun könnt, und ich weiß auch, dass Ihr es nicht tun werdet, aber damit Ihr nicht mit leeren Händen nach Hause geht: Jethro wohnt dort, wo alle Schmiede wohnen, nämlich mitten im Dorf, direkt am Anger. Er wohnt dort mit seiner alten Mutter, die würde ich um diese nachtschlafende Zeit nicht stören. Und jetzt, die Herren, würde ich meine Kneipe gerne schließen. Ich will ja nicht gegen die Vorschriften verstoßen.«
    Die Luke schloss sich wieder, und man hörte, wie ein Riegel vorgeschoben wurde. Kurz darauf wurde zu dem altehrwürdigen Ruf »Habt ihr denn kein Zuhause?« die Vordertür aufgerissen, und die Straße füllte sich mit Männern, die versuchten, ihren Verstand in die gleiche Richtung in Bewegung zu setzen wie ihre Füße oder umgekehrt.
    In der Dunkelheit hinter der Kneipe, wo es nach alten Fässern roch, sagte Willikins: »Würdet Ihr darauf wetten, dass unser Schmied heute Nacht brav in seinem Bettchen liegt, gnädiger Herr?«
    »Lieber nicht«, antwortete Mumm, »aber die Sache stinkt gewaltig. Ich glaube, ich habe es mit einem Mord zu tun, aber ich habe keine Leiche. Jedenfalls keine vollständige«, sagte er, als Willikins den Mund aufklappte. Er grunzte. »Um als Mord durchzugehen, Willikins, muss schon ein wichtiges Teil von einem fehlen, und zwar eins, ohne das man nicht weiterleben kann. Der Kopf zum Beispiel. Na schön, vielleicht zählt auch das ganze Blut, aber das lässt sich im Dunkeln nur schwer einsammeln.«
    Sie setzten sich in Bewegung: »Eins kann man von den Toten sagen«, brummte Mumm: »Sie bleiben tot, im Allgemeinen jedenfalls, deshalb … Es ist ein langer Tag gewesen, und wir haben noch einen langen Weg vor uns, und wir werden auch nicht gerade jünger, stimmt’s?«
    »Was sich von außen nicht besonders bemerkbar macht, Herr Kommandeur«, erwiderte der loyale Willikins.
    Ein gähnender Lakai öffnete ihnen. Sobald er sich wieder verzogen hatte, holte Willikins die stinkende, abgetrennte Goblinklaue aus der Manteltasche und legte sie in der Eingangshalle auf den Tisch.
    »Ist nicht viel dran an einem Goblin, abgesehen vom Kopf. Seht Ihr, der Ring steckt noch am Finger. Sieht eindeutig nach Stein aus. Seht Ihr die kleine blaue Perle? Ziemlich gute Handarbeit für einen Goblin.«
    »Tiere tragen keinen Schmuck«, brummte Mumm. »Weißt du, Willikins, ich habe es schon mal gesagt, aber du würdest einen verdammt guten Bullen abgeben. Mal ganz davon abgesehen, dass du auch einen verdammt guten Assassinen abgeben würdest.«
    Willikins grinste. »Das mit den Assassinen habe ich mir als junger Bursche mal überlegt, aber dummerweise gehörte ich nicht der richtigen Gesellschaftsschicht an, und ganz abgesehen davon haben sie dort Regeln.« Er half Mumm aus der Jacke und fuhr fort: »Auf der Straße gibt es keine Regeln, Herr Kommandeur, bis auf die eine namens ›Überleben‹, und mein armer alter Vater würde sich wahrscheinlich im Grab umdrehen, wenn ich auch nur daran denken würde, Polizist zu werden.«
    »Ich dachte, du hättest deinen Vater nie gekannt?«
    »Allerdings, so ist es, aber man darf die Vererbung keinesfalls außer Acht lassen.« Willikins zog eine kleine Bürste hervor und bürstete ein Schmutzkrümelchen vom Mantel, ehe er ihn auf den Bügel hängte. »Manchmal spüre ich die Abwesenheit der Eltern recht schmerzhaft. Ich habe schon überlegt, am Fest der Geringen Götter auf den Friedhof zu gehen und laut zu rufen: ›Vater, ich will Polizist werden‹, und dann zu sehen, welcher Grabstein wackelt.«
    Der Diener grinste immer noch. Mumm musste nicht zum ersten Mal daran denken, dass er einen ziemlich ungewöhnlichen Mann als Leibdiener hatte, erst recht, wenn man bedachte, dass sie beide auf die gleiche Herkunft zurückblickten. »An deiner Stelle, Willikins, und das meine ich wirklich ernst, würde ich lieber zum Kittchen gehen und

Weitere Kostenlose Bücher