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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Schwein. Er blieb dort stehen, wo ihn der Diener abgestellt hatte, und starrte ins Leere.
    »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
    Der junge Mann blinzelte verlegen. »Ähm, spreche ich mit Herrn Samuel Mumm?«
    »Und wer sind Sie?«
    Die Frage schien den jungen Mann völlig zu überrumpeln. Nach einer Weile tat er Mumm leid, und er sagte: »Hören Sie, mein Junge, die korrekte Vorgehensweise besagt, dass Sie sich erst vorstellen und mich anschließend fragen, ob ich sozusagen ich bin. Immerhin weiß ich ja noch nicht, wer Sie sind. Sie tragen keine mir bekannte Uniform, Sie haben mir weder Ausweis noch Dienstmarke gezeigt, und Sie tragen keinen Helm. Trotzdem gehe ich mal davon aus, schon allein deshalb, weil ich dieses Gespräch bis zum Mittagessen über die Bühne bringen will, dass Sie der Hauptwachtmeister dieser Gegend sind. Wie heißen Sie?«
    »Äh, Aufstrich, Volker Aufstrich … ähm, Hauptwachtmeister Aufstrich.«
    Mumm schämte sich ein bisschen. Dieser Junge führte sich als Polizist wirklich so auf, dass sogar Nobby Nobbs ihn ausgelacht hätte.
    Laut sagte er: »Also, Hauptwachtmeister Aufstrich, ich bin Sir Samuel Mumm, unter anderem, und ich hatte heute ohnehin vor, mich mit Ihnen zu unterhalten.«
    »Äh, sehr schön, Herr Mumm, denn ich hatte soeben ohnehin vor, Euch festzunehmen, und zwar weil Ihr unter Verdacht steht, den Tod von Jethro Jefferson, dem Schmied, verursacht zu haben.«
    Mumms Gesichtsausdruck blieb unverändert. Was soll ich jetzt tun?, dachte er. Überhaupt nichts, dachte er. Sie haben das Recht zu schweigen, das habe ich schon zu Hunderten von Verdächtigen gesagt, obwohl ich wusste, dass ihnen das auch nichts hilft, aber eins weiß ich mit absoluter Sicherheit, nämlich dass ich diesem Schmied außer einer kleinen erzieherischen Maßnahme nichts angetan habe, weshalb es mich schon sehr interessiert, wie dieser kleine Einfaltspinsel auf die Idee kommt, mich zu verhaften.
    Ein Polizist sollte immer offen für Neues sein, und Mumm hatte von Lord Vetinari gelernt, nie auf eine Bemerkung oder eine Situation zu reagieren, bevor man sich nicht über seinen nächsten Schritt im Klaren war. Dieses Verhalten hatte den doppelten Vorteil, dass es einen erstens davor bewahrte, etwas Falsches zu tun oder zu sagen, und zweitens andere Leute extrem nervös machte.
    »Tut mir leid, gnädiger Herr, aber es hat eine ganze Stunde gedauert, bis die Schweine rausgejagt waren und der Kotter einigermaßen hergerichtet, er riecht immer noch ein bisschen nach Scheuermittel, und nach Schwein, das auch, wenn man’s allzu genau nimmt, aber ich hab die Wände frisch übertüncht und einen Stuhl reingestellt, und ein Bett gibt’s auch, auf das Ihr Euch legen könnt. Ach ja, und die Zeitschrift habe ich auch gefunden, falls es Euch langweilig wird.«
    Er blickte Mumm hoffnungsvoll an. Mumms Ausdruck war immer noch unverändert, nur ein wenig verkarstet, aber nachdem er den Jungen eine angemessene Zeit angestarrt hatte, sagte er: »Was für eine Zeitschrift?«
    »Wie bitte? Ich wusste nicht, dass es mehr als eine gibt. Wir haben sie schon immer. Es geht um Schweine, bei der Zeitschrift. Sie ist schon ein bisschen zerfleddert, aber Schweine bleiben Schweine.«
    Mumm erhob sich. »Ich mache einen kleinen Spaziergang, Hauptwachtmeister. Wenn Sie wollen, können Sie mitgehen.«
    »Entschuldigung, gnädiger Herr, aber ich habe Euch verhaftet!«
    »Nein, mein Junge. Ganz bestimmt nicht«, erwiderte Mumm und ging in Richtung Haustür.
    »Aber ich habe Euch laut und deutlich mitgeteilt, dass Ihr verhaftet seid!« Es klang fast wie ein Jammern.
    Mumm machte die Tür auf und ging die Treppe hinunter. Volker trottete hinter ihm her. Zwei Gärtner, die sich sonst wohl umgedreht hätten, stützten sich bei dem Anblick in Erwartung einer kleinen kabarettistischen Einlage auf ihre Besen.
    »Können Sie mir irgendetwas vorweisen, aus dem ersichtlich ist, dass Sie tatsächlich Polizist sind?«, rief Mumm nach hinten.
    »Ich habe den offiziellen Polizeiknüppel, gnädiger Herr. Ein Familienerbstück!«
    Sam Mumm blieb stehen und drehte sich um. »Also, mein Junge, wenn er offiziell ist, dann würde ich ihn mir sehr gerne einmal ansehen, wenn’s recht ist. Na, geben Sie ihn schon her.« Volker tat wie geheißen.
    Es handelte sich um einen einfachen überdimensionalen Totschläger, auf dem nicht sehr professionell das Wort »Gesetz« eingebrannt war, vermutlich mit einem Schürhaken. Allerdings lag er ganz gut in der Hand.

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