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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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das Urinargument: Es war besser, wenn sie drin waren und rauspissten, als umgekehrt. Auf diese Weise konnte man sie zumindest besser im Auge behalten.
    Und letztendlich hatten sie, Herrschaft nochmal, einfach Riesenglück. Viele Verbrechen waren aufgeklärt worden, weil irgendetwas auf sie gefallen war, sie umbringen wollte, einem von ihnen ein Bein gestellt hatte, in ihrem Mittagessen herumgedümpelt war oder einmal sogar versucht hatte, seine Eier in Nobbys Nase abzulegen.
    So kam es, dass am heutigen Tage Gott – oder welche andere Macht sie sonst als ihr Spielzeug betrachtete – ihre Schritte zur Ecke Billigseite und Reimstraße lenkte, zum weithin duftenden Handelshaus von Konfusius Grütze. 15
    Feldwebel Colon und Korporal Nobbs betraten das Gebäude nach Polizistenart durch die Hintertür und wurden von Herrn Grütze mit diesem glücklichen, aber ein wenig glasigen Lächeln begrüßt, mit dem der Handelsmann einen alten Bekannten begrüßt, von dem er weiß, dass er am Ende Waren zum Discount-Preis von einhundert Prozent haben will.
    »Guten Tag, Fred. Schön, Sie mal wieder zu sehen!«, sagte er und schaltete dabei das mystische dritte Auge ein, das alle Ladeninhaber entwickelt haben, besonders diejenigen, die Nobby Nobbs ihren Laden betreten sehen.
    »Wir waren gerade in der Gegend auf Streife, Konfusius, da dachte ich, schau doch mal rein, da kannst du deinen Tabak holen und gleich mal nachfragen, wie alles so läuft, mit dem ganzen Kram wegen den Steuern und so weiter?«
    Der Feldwebel musste deutlich lauter reden, damit er bei dem Rumoren der Schnupftabakmühle und der Karren, die unablässig über den Boden der Fabrik rollten, überhaupt zu hören war. An langen Tischen standen Frauen, die Schnupftabak verpackten, und – Nobby beugte sich ein Stück zur Seite, um besser sehen zu können – auch bei der Zigarettenproduktion ging es emsig zu.
    Feldwebel Colon sah sich um. Polizisten sahen sich immer um, weil sie davon ausgingen, dass es immer was zu sehen gab. Manchmal halten sie es natürlich für klüger, sofort wieder zu vergessen, dass sie überhaupt etwas gesehen haben, zumindest offiziell. Herr Grütze trug eine neue Krawattennadel, in der ein Diamant blitzte. Seine Schuhe waren ebenfalls eindeutig neu – maßgeschneidert, soweit Fred Colon das beurteilen konnte –, und ein kaum wahrnehmbarer Geruch deutete darauf hin, dass er … mal sehen, hm, ja, genau … Zedernduft Pour Hommes aus Quirm angelegt hatte, zu 15 AM-Dollar für ein winziges Flakon.
    »Na, wie laufen die Geschäfte?«, fragte er. »Betrifft Sie die neue Steuer überhaupt?«
    Herrn Grützes Gesicht nahm rasch den Ausdruck des schwer arbeitenden, aber gnadenlos von den Mechanismen der Politik und des Schicksals drangsalierten Mannes an. Er schüttelte traurig den Kopf. »Wir kommen kaum über die Runden, Fred. Wenn wir am Monatsende nicht drauflegen müssen, können wir von Glück sagen.«
    Ach, und einen neuen Goldzahn hat er auch, dachte Feldwebel Colon. Den hätte ich beinahe übersehen. Laut sagte er: »Das hört man nicht gern, Konfusius, wirklich. Darf ich Ihren Umsatz durch den Erwerb meiner üblichen drei Unzen Kautabak um zwei Dollar ankurbeln?«
    Fred Colon zog seine Brieftasche hervor, aber Herr Grütze schnaubte nur empört und wedelte unwirsch mit der Hand. Dieses Ritual gab es schon so lange, wie es Kaufleute und Polizisten gab, es war eines der Rituale, die die Welt am Laufen hielten. Dann schnitt Herr Grütze auf dem Marmortresen ein Stück Tabak von der Rolle ab, wickelte es rasch und geschickt ein, griff nach unten und zog eine große Zigarre hervor, die er dem Feldwebel überreichte.
    »Probieren Sie mal eine von denen, Fred. Ganz frisch eingetroffen, nicht von hier, die werden auf der Plantage für unsere werten Kunden gefertigt. Aber nein, die geht auf mich, ich bestehe darauf«, fügte er hinzu, als Fred dankbar grunzte. »Ich freue mich immer, die Wache hier bei mir zu sehen, das wissen Sie doch.«
    Na, das ist ja recht glimpflich abgegangen, dachte Herr Grütze, als er dem davonschlendernden Polizisten nachschaute. Dieser merkwürdige Nobbs hat sich ja kaum umgesehen.
    »Die müssen im Geld schwimmen«, sagte Nobby Nobbs, als sie weiterschlenderten. »Hast du das Schild ›Personal gesucht‹ im Fenster gesehen? Außerdem hat er gerade eine neue Preisliste auf dem Tresen geschrieben. Er will seine Preise senken! Das Geschäft mit diesen Plantagenleuten muss wirklich gut laufen, mehr kann ich dazu nicht

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