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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Gelichter. Von so jemandem kann man so ziemlich alles erwarten!«
    Allerdings, dachte der Oberst.
    Und Fräulein Pingel sagte: »Aber wir haben doch nichts Unrechtes getan … oder?«
    Der Oberst blätterte um und strich die Seite mit militärischer Exaktheit glatt. Na ja, dachte er, ihr alle duldet Schmugglerei, wenn sie von den richtigen Leuten betrieben wird, weil sie eure Freunde sind – und wenn nicht, werden sie empfindlich bestraft. Ihr wendet ein Recht für die Armen und ein anderes für die Reichen an, meine Gute, weil die Armen euch so schrecklich auf die Nerven gehen.
    Mit einem Mal spürte er einen Blick auf sich ruhen – eheliche Telepathie ist etwas Grässliches. »Es tut schließlich niemandem weh«, sagte seine Frau. »Außerdem machen es alle.« Ihr Kopf drehte sich wieder in die andere Richtung, als ihr Ehemann die Seite umblätterte, die Augen auf die Schrift fixiert, während er so geräuschlos, wie es seinem Gehirn möglich war, dachte: Und dann war da natürlich noch dieser … Vorfall vor ein paar Jahren. Das war nicht schön. Überhaupt nicht. Es ist nicht schön, wenn kleine Babys, von welcher Spezies auch immer, ihren Müttern entrissen werden. Überhaupt nicht schön. Und ihr alle wisst es, und es bereitet euch Sorgen, und das ist gut so.
    Einen Augenblick herrschte Stille im Raum, dann fuhr Frau Oberst fort: »Wir werden überhaupt keine Probleme bekommen. Das hat mir der junge Lord Rust versprochen. Schließlich ist das Recht immer noch auf unserer Seite.«
    »Ich mache diesen elenden Schmied dafür verantwortlich«, sagte Fräulein Pingel. »Er ruft es den Leuten immer wieder in Erinnerung, er und diese verflixte Bücherschreiberin.«
    Frau Oberst stutzte. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden, Fräulein Pingel. Von Rechts wegen ist hier nichts Unrechtes geschehen.« Ihr Kopf schwenkte zu ihrem Mann herum. »Alles in Ordnung mit dir, Liebster?«, erkundigte sie sich.
    Einen Moment lang sah es aus, als ginge es ihm nicht gut, dann sagte der Oberst: »Aber ja, mein Schatz. Bestens. Ich fühle mich pudelwohl. Pudelwohl.« Aber seine Gedanken spannen sich fort: Du hast dich mitschuldig gemacht, mitschuldig an etwas, das darauf angelegt ist, die Karriere eines sehr braven Mannes zu ruinieren.
    »Ich habe dich husten gehört.« Es klang wie eine Beschuldigung.
    »Ach, das war bestimmt nur ein bisschen Staub oder so, Schatz. Ich fühle mich pudelwohl.« Dann knallte er seine Zeitschrift auf den Tisch, erhob sich und sagte: »Als ich noch ein kleiner Unteroffizier war, mein Schatz, habe ich als Erstes gelernt, dass man seine Position niemals durch hektisches Geballere preisgibt. Ich glaube, ich kenne solche Leute wie deinen Kommandeur Mumm. Der junge Lord Rust mag mit seinem Geld und seinen Kontakten wohl in Sicherheit sein, aber was euch andere angeht, hege ich doch sehr meine Zweifel. Wer weiß, was passiert wäre, wenn ihr nicht so vorschnell gewesen wärt? Was ist denn schon ein bisschen Schmugglerei? Jetzt habt ihr den Drachen am Schwanz gezogen und ihn wütend gemacht!«
    Als seine Frau wieder die Kontrolle über ihre Zunge erlangt hatte, sagte sie: »Wie kannst du es wagen, Karl-August!«
    »Ach, das ging eigentlich ganz einfach, mein Schatz«, erwiderte der Oberst und lächelte zufrieden. »Ein bisschen Schmuggeln könnte man als Kavaliersdelikt durchgehen lassen, aber nicht, wenn man eigentlich für Recht und Gesetz sorgen sollte. Es wundert mich schon, dass das keinem von euch aufgefallen ist. Wenn ihr noch einen Rest von Verstand übrig habt, meine Damen und Herren, dann erklärt ihr Seiner Gnaden diesen unglückseligen Goblin-Zwischenfall, und zwar auf der Stelle. Schließlich hat euer Kumpan Gravid das alles organisiert. Das einzige kleine Problem besteht darin, dass ihr es ihm, soweit ich mich erinnere, erlaubt habt. Ohne mit der Wimper zu zucken.«
    »Aber es war doch nicht illegal«, widersprach seine Frau frostig.
    Ihr Mann rührte sich nicht von der Stelle, wirkte aber auf unerklärliche Art und Weise plötzlich größer. »Ich glaube, da ist so einiges durcheinandergeraten: Ihr habt euch genau überlegt, ob das alles legal oder illegal ist. Ich bin bloß ein Soldat gewesen und auch nie ein besonders guter, aber meiner Meinung nach habt ihr euch so viele Gedanken über legal oder illegal gemacht, dass ihr gar nicht auf den Gedanken gekommen seid, ob es denn richtig oder falsch ist. Und jetzt gehe ich, wenn ihr mich entschuldigt, hinunter in die Kneipe.«
    »Nein,

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