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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Liebster«, erwiderte seine Frau automatisch, »du weißt doch, dass der Alkohol sich nicht mit dir verträgt.«
    Der Oberst lächelte von Kopf bis Fuß. »Heute Abend habe ich vor, alle meine Differenzen mit dem Alkohol aus der Welt zu schaffen und ihm meine Freundschaft anzubieten.«
    Die übrigen Mitglieder der Richterschaft blickten Frau Oberst verwundert an, die wiederum ihren Gatten finster anstarrte. »Darüber reden wir später noch, Karl-August«, knurrte sie.
    Zu ihrer großen Verwunderung veränderte sich sein Lächeln kein bisschen. »Ganz recht, mein Schatz, von deiner Seite aus gewiss, aber du wirst feststellen, dass ich dir nicht zuhöre. Guten Abend zusammen.« Die Tür fiel hinter ihm mit einem leisen Klicken ins Schloss. Eigentlich hätte sie zuknallen müssen, aber manche Türen haben einfach kein Gespür für die Situation.
    Mit seinem schleppenden Humpelgang bewegte der Goblin sich erstaunlich schnell voran. Mumm staunte nicht schlecht, als er feststellte, wie schwer sich Volker mit dem kleinen Sprint zum Galgenberg tat. Die Richtung selbst verwunderte ihn weniger. Er hörte den Jungen leise schnaufen. Vielleicht musste man doch nicht allzu schnell sein, um ein ausgebüxtes Schwein einzuholen. Um mit einem Troll mitzuhalten, der bis zu den Augäpfeln mit Schlick zugedröhnt ist, musste man hingegen sehr schnell sein und brauchte zudem jede Menge Kondition, um ihn zu überholen und ihm die Handschellen anzulegen, bevor er wieder soweit runter war, dass er einem den Kopf abzureißen versuchte. Die Polizeiarbeit auf dem Lande war offensichtlich etwas völlig anderes.
    Auf dem Land wirst du immer von jemandem beobachtet, dachte er, als sie weiterrannten. In der Stadt wurde man zwar auch ständig von jemandem beobachtet, aber nur, weil derjenige hoffte, dass du vielleicht tot umfällst und er sich dann mit deiner Brieftasche aus dem Staub machen könnte. Die Leute beobachteten einen nie mit Interesse. Hier hingegen, dachte er, spürt man ständig viele Augen auf sich ruhen. Wobei es vielleicht auch nur die Augen von Eichhörnchen oder Dachsen waren oder welche verfluchten Viecher Mumm hier in der Nacht ständig hörte – womöglich Gorillas.
    Er hatte keine Ahnung, was ihn erwartete, aber er hatte garantiert nicht damit gerechnet, dass die Hügelkuppe mit gelb bemalten Seilen abgesperrt war. Trotzdem schenkte er dem Ganzen nur einen kurzen Blick, denn weiter drüben saßen, die Rücken an einen der Bäume gelehnt, drei Goblins mit besorgten Mienen. Einer von ihnen stand auf und brachte somit seine Augen ungefähr auf die Höhe von Mumms Schritt, was Mumm keineswegs als vorteilhafte Höhe für sich empfand. Der Goblin streckte eine faltige Hand aus und sagte: »Mumm? Durchhalten!«
    Mumms Blick wanderte von der Hand zu Volker. »Was meint er damit – durchhalten?«
    »Da bin ich mir auch nie ganz sicher«, antwortete Volker. »So was wie ›Guten Tag‹, glaube ich, bloß eben auf Goblin.«
    »Mumm!«, fuhr der alte Goblin fort. »Leute sagen, du Poh-lie-zischt. Du großer Poh-lie-zischt! Wenn Poh-lie-zischt, dann Reschtisch-Keit! Aber es ist nicht Reschtisch-Keit! Und wenn dunkel, innen dunkel! Dunkel bewegt sich! Dunkel muss kommen, Mumm. Dunkel erhebt sich! Reschtisch-Keit!«
    Mumm hatte keine Ahnung, welches Geschlecht sein Gegenüber hatte, auch nicht, wie alt er sein mochte. Die Kleidung verriet nichts davon: Goblins zogen allem Anschein nach alles an, was sie sich irgendwie umbinden oder überstreifen konnten. Die beiden anderen beobachteten ihn unerschrocken. Sie trugen Steinäxte aus Feuerstein, übles Zeug, das nach mehreren Schlägen jedoch rasch an Schärfe verlor – ein schwacher Trost, wenn man bereits stark am Hals blutete. Mumm hatte gehört, dass sie verbissene Kämpfer waren. Ach ja, und wie hieß es immer? Genau: Egal, was du tust, pass auf, dass sie dich nicht kratzen …
    »Ihr wollt also Gerechtigkeit? Gerechtigkeit wofür?«
    Der Sprecher der Goblins starrte ihn an und sagte: »Komm mit, Poh-lie-zischt.« Die Worte kollerten aus ihm heraus wie ein Fluch oder zumindest eine Drohung. Schon drehte er sich um und schritt feierlich auf der anderen Seite des Hügels hinab. Die anderen drei Goblins, unter ihnen auch derjenige, der Mumm unter dem Namen Stinky bekannt war, rührten sich nicht.
    »Es könnte eine Falle sein, Euer Gnaden«, flüsterte Volker.
    Mumm verdrehte die Augen und erwiderte spöttisch: »Was, im Ernst? Und ich dachte, es handelt sich um eine Einladung zu einer

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