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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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eingeholt hatte, wobei er mit den Füßen gegen leicht zu umgehende Stolpersteine stieß und mit dem Kopf überall dort gegendonnerte, wo sich die Decke nur ein wenig senkte.
    »Jetzt komm schon, Hauptwachtmeister!«, rief Mumm. »Ein Polizist muss über gutes Augenlicht verfügen! Vielleicht solltet ihr mehr Karotten in euer Bang Sung Suck Dog, oder wie das heißt, reintun!«
    »Es ist stockdunkel, Kommandeur! Ich kann die Hand nicht vor Augen sehen – aua!« Volker war voll gegen Mumm geprallt. Von irgendwoher wurde es etwas heller, aber Volker dämmerte nichts.
    Mumm blickte sich in der verschlungenen Höhle um. Sie war wie von Tageslicht erleuchtet. Es gab weder Fackeln noch Kerzen, nur ein durchdringendes, angenehm helles Licht – ein Licht, das er schon einmal gesehen hatte, vor vielen Jahren, in einer Höhle, einer großen Höhle, weit weg von hier, und er wusste, was es bedeutete: Er konnte im Dunkeln sehen, womöglich besser als die Goblins. Die Dunkelheit war unglaublich hell geworden, an jenem Tag, an dem Mumm unter der Erde gegen diese Kreaturen gekämpft hatte – Kreaturen, die aufrecht gehen und sprechen konnten und sich weit weg vom Licht angesiedelt und dort finstere Pläne geschmiedet hatten. Aber Mumm hatte gegen sie gekämpft, und er hatte gewonnen, und aus diesem Grund war der Koomtal-Vertrag aufgesetzt und unterzeichnet worden, und der älteste Krieg der Welt hatte ein Ende gefunden. Es war nicht unbedingt Frieden eingekehrt, aber doch wenigstens etwas, worin man mit einiger Hoffnung die Saat des Friedens einsäen konnte. Das war schön zu wissen, denn aus der Dunkelheit hatte Mumm einen … Gefährten gewonnen. Die Zwerge hatten einen Namen für diesen Gefährten: die Rufende Dunkelheit. Und sie hatten haufenweise Erklärungen, worum es sich dabei handelte: einen Dämon, einen gefallenen Gott, einen Fluch, einen Segen, die fleischgewordene Rache – nur dass sie kein Fleisch an sich hatte, bis auf das geborgte –, ein in sich selbst ruhendes Gesetz, ein Mörder, der manchmal auch ein Beschützer war, oder ganz einfach etwas, wofür niemand die richtigen Worte fand. Es konnte durch Felsgestein gehen, durch Wasser, Luft und Fleisch und, soweit Mumm wusste, auch durch die Zeit. Welche Grenzen konnte man einem aus Nichts geschaffenen Wesen schon auferlegen? Ja, er war ihm schon einmal begegnet, und als sie sich getrennt hatten, hatte ihm die Rufende Dunkelheit aus Spaß, Schabernack, Bosheit oder einfach nur zur Belohnung ihr Zeichen eingebrannt. Sie war durch ihn hindurchgegangen und hatte ihm diese kleine, leicht schimmernde Tätowierung hinterlassen.
    Mumm zog den Ärmel seines Hemdes hoch. Da war sie. Sie schien noch heller zu leuchten als sonst. Manchmal begegnete ihm dieses Ding in seinen Träumen, dann nickten sie einander respektvoll zu, und ein jeder ging seiner Wege. Zwischen diesen Begegnungen vergingen Monate, manchmal sogar Jahre, so dass er manchmal glaubte, es sei ein für alle Mal weg. Aber das Zeichen war und blieb auf seinem Unterarm. Manchmal juckte es. Alles in allem war es ungefähr so, als hielte man einen Alptraum an einer langen Leine. Und jetzt sorgte dieser Alptraum dafür, dass er in pechschwarzer Dunkelheit sehen konnte. Aber Moment mal, sie befanden sich hier doch in einem Goblinbau, nicht in einer Zwergenhöhle! Und dann kehrten seine eigenen Gedanken mit einem leichten Oberton wieder zu ihm zurück, wie bei einem Duett: »Schon, aber Goblins stehlen doch alles, Kommandeur.«
    Andererseits kam es ihm hier und jetzt eher vor, als hätten die Goblins sich davongestohlen. Der Höhlenboden war mit Schutt, Abfall und allerlei anderen Dingen übersät, die wahrscheinlich nur Goblins für wichtig hielten – also so gut wie allem, wenn man bedachte, dass sie sogar ihren eigenen Nasenschnodder gewissenhaft sammelten. Mumm bemerkte, wie der alte Goblin ihn winkend aufforderte, ihm zu folgen, ehe auch er verschwand. Jetzt sah Mumm eine Tür vor sich. So armselig wie sie aussah, war sie wohl von Goblinhand angefertigt. Als Mumm ihr einen leichten Stoß versetzte, ging prompt auch noch das letzte Scharnier, an dem sie noch hing, kaputt. »Was war das?«, wollte Volker hinter ihm wissen. »Bitte, Herr Kommandeur, ich kann überhaupt nichts sehen!«
    Mumm ging ein Stück zurück und tippte dem jungen Polizisten auf die Schulter. Der zuckte vor Schreck zusammen.
    »Ich bringe dich zurück zum Eingang, mein Junge, damit du wieder nach Hause gehen kannst, einverstanden?«
    Er

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