Steife Prise
denen mit Ziegenhufen anstelle der Füße. Erstaunlich nur, dass das Wasser im Bad nicht von selbst zu kochen anfing. Mumm hatte Sybil dazu befragt, und sie hatte gesagt, das Bad sei ein wichtiger Bestandteil von Gut Käsedick, der oft von ehrwürdigen Antiquitätensammlern zur näheren Betrachtung aufgesucht würde. Daraufhin hatte Mumm erwidert, dass er sich das lebhaft vorstellen könne, und Sybil hatte erwidert, dass es keinerlei Grund für diesen Unterton in seiner Stimme gebe, denn sie selbst habe, schon seit sie zwölf war, gelegentlich dort ein Bad genommen und nichts dabei gefunden. Im Gegenteil, es habe sie, wie sie betonte, vor späteren Überraschungen bewahrt.
Nun lag Mumm also in der luxuriösen Wanne und hatte den Eindruck, sämtliche Einzelteile seines Gehirns mühsam wieder zusammensetzen zu müssen. Er hörte kaum, wie die Tür zum Bad aufging und Sybil sagte: »Ich habe Klein-Sam ins Bett gebracht. Er schläft tief und fest, obwohl ich mir gar nicht vorstellen kann, wovon er träumt.«
Dann trieb Mumm wieder in der warmen, dämpfigen Atmosphäre davon, hörte lediglich das leise Rascheln, mit dem dünner Stoff zu Boden fiel. Lady Sybil glitt neben ihm in die Wanne. Der Wasserspiegel hob sich, und im Gleichklang mit den Gegebenheiten der Natur hoben sich auch Mumms Lebensgeister.
Als Mumm ein paar Stunden später beinahe in den Kissen des gewaltigen Bettes ertrank und kurz vor dem Einschlummern in einem warmen, rosigen Schimmer schwebte, war er sich sicher, dass ihm die eigene Stimme etwas zuflüsterte. Sie sagte: »Denke an das, was nicht zusammenpassen will. Überlege, warum die nette Dame aus der Oberschicht in eine Goblinhöhle hinabspaziert, als wäre es das Natürlichste auf der Welt.« Er erwiderte: »Ach, Sybil läuft zu Hause auch oft in Schutzkleidung und einem feuerfesten Helm herum, weil sie Drachen mag. Vornehme Damen frönen nun mal gerne außergewöhnlichen Hobbys.«
Er überlegte, was er zu sagen hatte, und antwortete sich: »Schon, aber Drachen sind immerhin sozusagen gesellschaftlich akzeptiert. Goblins hingegen eindeutig nicht. Niemand hat für Goblins ein gutes Wort übrig, außer Fräulein Kefer. Warum gehst du morgen nicht mit Klein-Sam zu ihr? Schließlich hat sie ihn mit dieser ganzen Kaka-Geschichte bekannt gemacht, außerdem ist sie Schriftstellerin und freut sich bestimmt über jede Störung. Ja, das ist eine gute Idee und lehrreich für Klein-Sam obendrein, und sie hat mit polizeilicher Ermittlung überhaupt nichts zu tun …« Zufrieden wartete er auf den Schlaf, vor dem Hintergrund einer Sinfonie aus Heulen, Kreischen, geheimnisvollem fernen Scheppern, leisem Rascheln, vereinzelten Schreien, beunruhigenden Tickgeräuschen, unheimlichem Kratzen, dem grässlichen Flattern sehr naher Flügel und dem übrigen unseligen Orchester der Nacht, das gemeinhin als ländliche Stille bekannt ist.
Er hatte noch eine späte Partie Snooker mit Willikins gespielt, nur um in Übung zu bleiben, und fragte sich jetzt, mit halbem Ohr der haarsträubenden Kakophonie lauschend, ob die Aufklärung eines komplizierten Verbrechens sich mit einer Partie Snooker vergleichen ließ. Schließlich gab es jede Menge rote Kugeln, die einem im Weg standen, weshalb man sie wegräumen musste; aber dein Ziel, dein eigentliches Ziel war und blieb die schwarze Kugel.
Auch hier draußen auf dem Land gab es mächtige Leute, deshalb musste er sehr behutsam vorgehen. Bildlich gesprochen, nahm Sam Mumm, irgendwo in seinem Kopf, seinen Queue auf.
Er ließ sich in die Kissen zurücksinken, genoss das herrliche Gefühl, nach und nach von ihnen verschlungen zu werden, und sagte zu Sybil: »Haben die Rusts hier irgendwo ein Anwesen?«
Zu spät fiel ihm ein, dass er das vielleicht besser nicht gefragt hätte, weil sie es ihm womöglich schon alles haarklein erzählt hatte, und zwar bei einer der seltenen und recht ungewöhnlichen Gelegenheiten, bei denen ein verheirateter Mann nicht richtig zuhört, was seine Frau gerade sagt. In diesem Fall hatte er ihr soeben den Anlass für unerfreulichen Missmut in jenen köstlichen, vertrauten Momenten vor dem Schlaf geliefert. Aber sie murmelte nur schläfrig: »Ach, die haben doch schon vor über zehn Jahren den Niednagelhof gekauft, nachdem der Marquis von Fantailler seine Frau im Ananashaus mit einem Obstmesser ermordet hat. Erinnerst du dich nicht mehr daran? Du hast doch wochenlang in der Stadt nach ihm gesucht. Zu guter Letzt glaubten alle, er habe sich nach Viericks
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