Steife Prise
jetzt beinahe verhaftet worden, weil ich angeblich einen Schmied umgebracht habe, und ich habe die brutal zugerichtete Leiche einer Goblin-Frau gesehen. Darüber hinaus habe ich keine Ahnung, wo dieser Schmied geblieben ist, und es wäre mir sehr lieb, Fräulein Kefer, wenn mich endlich einmal jemand aufklären würde, vorzugsweise Sie.«
»Ja, ich habe das arme Ding auch gesehen, und es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht sagen kann, wo Jethro ist.«
Mumm betrachtete sie aufmerksam und dachte: Wahrscheinlich sagt sie die Wahrheit. »Er hält sich doch nicht irgendwo in der Mine versteckt, oder?«
»Nein, dort habe ich nachgesehen. Ich habe ihn überall gesucht. Keine Nachricht, nichts. Seine Mutter weiß auch nichts. Er ist eine Art Freigeist, aber er würde nie einfach weggehen, ohne mir Bescheid zu sagen.« Sie senkte ein wenig verlegen den Blick.
Ihr Schweigen verriet viel. Mumm unterbrach die Stille: »So- lange ich lebe, wird der Mord an dem armen Mädchen auf dem Hügel nicht ungesühnt bleiben. Ich nehme die Sache sozusagen persönlich. Ich glaube, dass mir jemand eine Falle gestellt hat, und etwas Dreck bleibt immer hängen.« Er unterbrach sich. »Sagen Sie mir doch … diese Töpfe, die die Goblins anfertigen. Tragen sie sie ständig mit sich herum?«
»Ja, schon, aber natürlich immer nur denjenigen, den sie gerade füllen«, antwortete Fräulein Kefer mit einem Hauch von Verdruss. »Ist das denn wichtig?«
»Tja, man könnte sagen, dass Polizisten in der Goblin-Sprache denken; alles hängt mit allem zusammen. Übrigens: Wie viele Leute wissen von Ihrem Tunnel in den Hügel?«
»Wie kommen Sie darauf, dass ich einen Tunnel in den Hügel habe?«
»Dieses Haus hier liegt praktisch am Fuße des Hügels. Würde ich hier wohnen, hätte ich mir schon längst einen anständigen Weinkeller ausgehoben. Das ist der eine Grund. Der andere ist der, dass Ihre Augen aufgeblitzt haben, als ich Ihnen die Frage stellte. Soll ich die Frage noch einmal stellen?«
Die Frau wollte etwas sagen, doch Mumm hob den Zeigefinger. »Ich bin noch nicht fertig. Nicht ganz so einfach ist die Tatsache, dass Sie gestern in der Höhle aufgetaucht sind, ohne dass jemand gesehen hätte, dass Sie den Hügel hinaufgegangen sind. Alle erzählen mir, dass es hier auf dem Land überall Augen gibt, die einen beobachten, und glücklicherweise stand mir gestern ein Paar zur Verfügung, das sich für mich umgesehen hat. Nein, bitte vergeuden Sie nicht meine Zeit. Sie haben, soweit ich weiß, kein Verbrechen begangen – und Sie wissen doch, dass es kein Verbrechen ist, wenn man freundlich zu Goblins ist?« Er dachte kurz nach, dann fügte er hinzu: »Auch wenn der eine oder andere hier vielleicht anderer Meinung ist. Für mich ist es jedenfalls kein Verbrechen, und ich bin nicht blöd, Fräulein Kefer. Ich habe den Goblin-Kopf dort unten in der Kneipe gesehen. Er sah aus, als würde er dort schon seit Jahren hängen. So, und jetzt würde ich gerne noch einmal in die Höhle hinaufgehen, ohne dass mich jemand dabei sieht, falls es Ihnen nichts ausmacht. Ich muss dringend noch ein paar Fragen loswerden.«
»Möchten Sie die Goblins verhören?«
»Nein. Allein das Wort legt die Vermutung nahe, dass ich sie einschüchtern will. Ich möchte nur ein paar Informationen einholen, ehe ich mit der Ermittlung des Mordes an dem Mädchen anfangen kann. Wenn Sie mir dabei nicht helfen wollen, dann ist das, so leid es mir tut, Ihre eigene Entscheidung.«
Am darauffolgenden Tag kam Feldwebel Colon nicht zur Arbeit. Frau Colon schickte einen Jungen mit einer Nachricht zur Wache, sobald sie selbst von der Arbeit zurückkam. 18
Als sie nach Hause kam, hatte Fred Colon nicht viel Romantisches an sich; nachdem sie den Boden geputzt, das Geschirr gespült, Staub gewischt und einige Zeit damit verbracht hatte, die Dreckbatzen, die sich auf der Türmatte verfangen hatten, herauszupopeln, machte sie sich selbst eilig auf den Weg zum Pseudopolisplatz – nach einem kurzen Besuch bei ihrer Freundin Mildred, die ein ziemlich hübsches Ensemble aus Krug und Waschschüssel zu verkaufen hatte. Als sie schließlich am Wachhaus ankam, erklärte sie, dass es Fred schrecklich mies gehe, dass er schwitze wie ein Schweinebraten und unablässig kariertes Zeug plappere.
Feldwebel Kleinpo wurde losgeschickt, um sich die Sache einmal anzusehen. Als sie zurückkehrte, stieg sie mit ernster Miene die Stufen zu Mumms Büro empor, das zurzeit von Hauptmann Karotte besetzt war.
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