Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Buchführung ausgesetzt sind?«
    A. E. Pessimal seufzte. »Wenn das Ende des fiskalischen Jahres naht, Herr Hauptmann, kann es schon mal ziemlich brisant werden. Aber ich weiß, was Sie meinen, und kann Ihnen nur versichern, dass ich alle derzeit verfügbaren Memoiren, jeden Leitfaden, jedes Logbuch und jede Flaschenpost – damit meine ich natürlich Mitteilungen, die in einer Flasche eingeschlossen und auf die Reise geschickt wurden – gelesen habe, und ich kann Ihnen auch versichern, dass Sie sich sehr über die schrecklichen Entscheidungen wundern würden, die Gruppen von Leuten fällen mussten, damit einige von ihnen, wenn auch nicht alle, am Leben bleiben konnten. Da haben wir klassischerweise die schiffbrüchigen Seeleute, die in einem offenen Boot und ohne Aussicht auf Hilfe weit draußen auf dem Ozean treiben. Im Allgemeinen verläuft es so, dass einer des anderen Beine isst, obwohl früher oder später der Nachschub an Beinen, wenn ich es mal so ausdrücken darf, versiegt; dann stellt sich die Frage, wer sterben soll, damit die anderen am Leben bleiben. Eine grauenhafte Rechnung, Hauptmann.« Erst an dieser Stelle wurde A. E. Pessimal ein wenig rot. »Tut mir leid. Ich weiß, dass ich ein kleiner, schwacher Mann bin, aber ich habe mir eine große Bibliothek zugelegt; ich träume von gefährlichen Orten.«
    »Vielleicht sollten Sie mal in den Schatten spazieren gehen, Inspektor«, sagte Karotte, »dann müssten Sie nicht mehr träumen. Weiter, Grinsi.«
    Grinsi Kleinpo zuckte die Achseln. »Aber sein eigenes Kind aufessen? Das kommt mir doch nicht richtig vor, oder?«
    »Na ja, Feldwebel«, erwidert A. E. Pessimal, »ich habe von derlei Dingen gelesen, und wenn man die Konsequenzen bedenkt, nämlich den Tod sowohl der Mutter als auch des Kindes oder aber das womögliche Überleben der Mutter, muss die Schlussfolgerung lauten, dass Ihre Entscheidung die richtige ist. In seinem Buch Ein Festessen für die Würmer erwähnt Oberst F. J. Schinkenspeck dergleichen hinsichtlich der Goblins, und es ist nicht abzustreiten, zumindest der Weltanschauung der Goblins zufolge, dass ein verspeistes Kind, das ja eindeutig aus der Mutter hervorgegangen ist, lediglich dorthin zurückkehrt, wo es hergekommen ist und von wo es, hoffentlich, eines künftigen Tages wieder neu geboren wird, sofern die Umstände etwas günstiger stehen, und deshalb ist letztendlich niemandem dabei geschadet worden. Jetzt könnten Sie einwenden, diese Ansicht halte einer genauen Überprüfung nicht stand, aber wenn man sich erst einmal mit dieser schrecklichen Algebra auseinandersetzen muss, sieht die Welt mit einem Schlag ganz anders aus.«
    Stille breitete sich aus. Alle Anwesenden dachten intensiv darüber nach.
    »Du weißt ja, wie es bei so einer Straßenschlägerei zugeht, Grinsi«, sagte Karotte schließlich. »Manchmal, wenn es hart auf hart kommt und man genau weiß, entweder du oder der andere – dann fängt man auch an zu rechnen.«
    »Fred scheint nicht mehr zu wissen, wo er ist«, sagte Grinsi. »Er hatte kein Fieber, und in seinem Schlafzimmer ist es nicht auffällig warm, aber er tut so, als wäre es schrecklich heiß, und er will diesen verflixten kleinen Topf einfach nicht loslassen. Sobald jemand auch nur in seine Nähe kommt, fängt er an zu schreien. Er hat sogar mich angeschrien! Und noch was: Seine Stimme hat sich verändert. Er hört sich an, als würde er mit Steinen gurgeln. Ich habe mich kurz mit Ponder Stibbons von der Universität darüber unterhalten, aber auch dort gibt es offenbar niemanden, der sich besonders gut mit Goblins auskennt.«
    Hauptmann Karotte hob die Augenbrauen. »Bist du sicher? Ich weiß genau, dass sie dort sogar einen Professor für Staub, Fasern und Kleinstpartikel haben, und du willst mir weismachen, dass es keinen Experten für eine ganze Spezies sprechender Humanoiden gibt?«
    »So ungefähr, Chef. Das Einzige, was wir über sie in Erfahrung bringen konnten, ist, dass sie eine verdammte Landplage sind – aber das weißt du ja schon.«
    »Niemand weiß etwas über Goblins? Keine irgendwie brauchbaren Informationen?«
    A. E. Pessimal salutierte tatsächlich. »Paul König, der weiß was, Hauptmann. Flussabwärts wohnen sogar ein paar von denen. Aber sie kommen nicht oft in die Stadt. Vielleicht erinnern Sie sich noch daran, dass Lord Vetinari so gnädig war, mich anzufordern? Ich wurde abgestellt, um Herrn Königs Geschäftsbücher durchzugehen, weil alle anderen Steuerbeamten zu viel Angst

Weitere Kostenlose Bücher