steigen aus maschine brennt
nacheinander ausgezogen und auf den Boden geworfen, und wie immer dauerte das Ausziehen bei dem einen dreimal so lange wie beim anderen. Danach kam das weiche Rascheln, als die Decke zurückgezogen wurde, und schließlich die Quietschlaute von dem wackligen Bett, als es das Gewicht des Mannes aufnehmen mußte.
Dies waren Geräusche, die ich jede Nacht gehört hatte, die gleichen Geräusche in der gleichen Reihenfolge, und jetzt richtete ich mich im Bett auf und sagte: «Peter?» Es war dunkel im Zelt. Meine Stimme klang sehr laut.
«Hallo, Peter. Du hast aber Pech gehabt heute.» Aber es kam keine Antwort.
Ich fühlte mich nicht ungemütlich oder erschreckt, aber ich erinnere mich, daß ich meine Nasenspitze anfaßte, um mich zu vergewissern, daß ich wirklich da war; dann schlief ich ein, weil ich sehr müde war.
Am Morgen sah ich nach dem Bett und sah, daß jemand drin geschlafen hatte. Aber ich zeigte es keinem, nicht einmal Fin. Ich zog die Decke selbst wieder glatt und klopfte das Kissen zurecht.
An diesem Tage, am zwanzigsten April 1941, kämpften wir in der Luftschlacht um Athen. Es war vielleicht die letzte dieser großen Balgereien, der Luftschlachten alten Stils, denn heutzutage fliegen die Flugzeuge immer in großen Verbänden von Gruppen und Staffeln, und der Angriff erfolgt methodisch und wissenschaftlich, auf Befehl des Verbandsführers. Heutzutage kurbelt man nicht über den ganzen Himmel, außer bei sehr seltenen Gelegenheiten. Aber die Schlacht um Athen war eine lange, herrliche Kurbelei, bei der fünfzehn Hurricanes eine halbe Stunde lang gegen hundertfünfzig bis zweihundert deutsche Bomber und Jäger kämpften.
Die ersten Bomber kamen am frühen Nachmittag. Es war ein wundervoller Frühlingstag, und zum erstenmal hatte die Sonne eine Spur von richtiger Sommerwärme. Der Himmel war blau, bis auf ein paar Wolkenschleier hier und da, und die Berge standen schwarz und klar gegen das Blau des Himmels.
Der Pentelikon verbarg sein Haupt nicht mehr in den Wolken. Er stand über uns, grimmig und abweisend, beobachtete jede unserer Bewegungen und wußte, daß alles, was wir taten, wenig Zweck hatte. Menschen waren dumm und wurden nur gezeugt, um zu sterben, während die Berge und Flüsse ewig bestanden und das Verrinnen der Zeit nicht wahrnahmen. Hatte nicht der Pentelikon selbst vor vielen Jahren auf die Thermopylen heruntergesehen und beobachtet, wie eine Handvoll Spartaner den Paß gegen die Eindringlinge verteidigte; zugesehen, wie sie gekämpft hatten, bis kein einziger von ihnen mehr am Leben war? Hatte er nicht gesehen, wie die Perser bei Marathon von Leonidas in Stücke gehackt wurden, und hatte er nicht auf Salamis und auf das Meer heruntergesehen, als Themistokles und die Athener den Feind von ihren Küsten verjagten, der dabei mehr als zweihundert Schiffe verlor? All diese Dinge und viele mehr hatte er gesehen, und nun, da er auf uns heruntersah, waren wir in seinen Augen nur ein Nichts. Es lag fast so etwas wie Spott im Gesicht des Berges, und für einen Augenblick meinte ich, das Gelächter der Götter zu hören. Sie wußten so gut, daß wir nicht genug waren und daß wir am Ende verlieren mußten.
Die Bomber kamen gleich nach dem Mittagessen, und wir sahen sofort, daß sie in großer Zahl kamen. Wir blickten hinauf und sahen, daß der Himmel voll von silbernen Pünktchen war, und daß das Sonnenlicht auf hundert verschiedenen Flügelpaaren tanzte und glitzerte.
Da waren insgesamt fünfzehn Hurricanes, und sie kämpften wie ein Wirbelsturm am Himmel. Es ist nicht leicht, viel von so einem Kampf im Gedächtnis zu behalten, aber ich erinnere mich, daß ich nach oben sah und eine Unmenge von schwarzen Pünktchen bemerkte. Ich erinnere mich, daß ich bei mir selber dachte, das könnten keine Flugzeuge sein; das könnten einfach keine Flugzeuge sein, weil es auf der ganzen Welt nicht so viele Flugzeuge gab.
Dann hatten wir sie auf dem Pelz, und ich erinnere mich, daß ich die Klappen ein Stückchen ausfuhr, um enger kurven zu können; danach erinnere ich mich nur an das eine oder andere kleine Ereignis, das sich meinem Gedächtnis einprägte. Da waren die Flammenzünglein an den Maschinengewehren einer Messerschmitt, die mich von vorn rechts angriff. Da war der Deutsche, dessen Fallschirm brannte, als er sich öffnete. Da war der Deutsche, der neben mir herflog und mit den Fingern unverschämte Gesten zu mir herüber machte. Da war die Hurricane, die mit einer Messerschmitt zusammenstieß.
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