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steigen aus maschine brennt

steigen aus maschine brennt

Titel: steigen aus maschine brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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breitschultrige, rothaarige Hirsch, er stand aufrecht da, mit einer Schwimmweste in der Hand, und sah Fin an. Die anderen waren am hinteren Ende des Raumes. Als Fin sprach, schoben sie sich leise näher an ihn heran, bis sie den Rand des großen Kartentisches erreicht hatten, den sie mit den Händen anfaßten. Da standen sie und sahen Fin an und warteten darauf, daß er anfing.
    Er begann sofort, sprach schnell, beruhigte sich aber dann und sprach langsamer, als er in seiner Geschichte drin war. Er erzählte alles, so wie er dort stand, an der Tür zum Gefechtsstand, in seiner gelben Schwimmweste und mit Haube und Atemmaske noch in der Hand. Die anderen blieben, wo sie waren, und hörten zu, und während ich ihm zuhörte, vergaß ich, daß es Fin war, der sprach, und daß wir im Gefechtsstand in Haifa waren; ich vergaß alles und begleitete ihn auf seiner Reise, und ich kam nicht zurück, bevor er geendet hatte.
    «Ich flog in etwa sechstausend», sagte er. «Ich flog über Tyrus und Sidon und über den Damour-Fluß, und dann flog ich landeinwärts über den Libanon, weil ich Beirut vom Osten anfliegen wollte. Plötzlich geriet ich m eine Wolke, eine dicke weiße Wolke, die so dick und dicht war, daß ich nichts außer dem Inneren meiner Kabine sehen konnte. Ich konnte es nicht verstehen, weil einen Augenblick vorher noch alles klar und blau und nirgendwo eine Wolke gewesen war.
    Ich ging tiefer, um aus der Wolke herauszukommen, und ich ging tiefer und tiefer und war immer noch drin. Ich wußte, daß ich nicht zu niedrig fliegen durfte wegen der Berge, aber bei zweitausend war ich noch immer von der Wolke umgeben. Sie war so dicht, daß ich nichts sehen konnte, nicht einmal den Bug meiner Maschine oder die Flügel, und die Wolke kondensierte sich an der Windschutzscheibe, und kleine Bächlein von Wasser rannen an dem Glas herunter und wurden vom Fahrtwind weggeblasen. Ich habe nie vorher eine solche Wolke gesehen. Sie war dick und weiß, bis an den Rand der Kabine. Ich fühlte mich wie ein Mann auf einem Zauberteppich, als ich so allein in dieser verglasten Kabine saß, ohne Flügel, ohne Leitwerk, ohne Motor und ohne Flugzeug.
    Ich wußte, daß ich aus dieser Wolke herauskommen mußte, daher kurvte ich und flog nach Westen über die See, von den Bergen weg; dann ging ich nach meinem Höhenmesser tiefer hinunter. Ich ging bis auf hundertfünfzig Meter, hundertzwanzig, neunzig, sechzig, dreißig, und die Wolke umgab mich immer noch. Ich wartete einen Augenblick. Ich wußte, daß es gefährlich war, noch tiefer zu gehen. Dann, ganz plötzlich, wie ein Windstoß, kam das Gefühl, daß nichts unter mir war; weder See noch Land noch irgend etwas anderes, und langsam, mit Bedacht, gab ich Vollgas, drückte den Knüppel hart nach vorn und stürzte.
    Ich sah nicht auf den Höhenmesser; ich blickte geradeaus durch die Windschutzscheibe, in das Weiß der Wolke, und ich stürzte weiter. Ich saß da, drückte den Knüppel nach vorn, hielt die Maschine im Sturzflug, beobachtete das unendliche, anhängliche Weiß der Wolke und überlegte kein einziges Mal, wohin ich flog. Ich flog einfach.
    Ich weiß nicht, wie lange ich dasaß; es können Minuten gewesen sein, es können aber auch Stunden gewesen sein; ich weiß nur, daß ich, während ich dasaß und die Maschine im Sturzflug hielt, ganz sicher war, daß das, was unter mir lag, weder Berge noch Flüsse waren, weder Land noch See, und daß ich keine Angst hatte.
    Dann wurde ich geblendet. Es war so, wie wenn man im Halbschlaf im Bett liegt und jemand das Licht anknipst.
    Ich kam so plötzlich und so schnell aus der Wolke heraus, daß ich geblendet war. Es lag keine Zeit zwischen dem Drinsein und dem Draußensein. Eben war ich noch drin, und das Weiß war ganz dicht um mich herum, und im gleichen Augenblick war ich draußen, und das Licht war so hell, daß ich geblendet war. Ich kniff meine Augen zusammen und hielt sie für einige Sekunden geschlossen.
    Als ich sie öffnete, war alles blau, blauer als irgend etwas, das ich je gesehen hatte. Es war kein dunkles Blau, und es war kein helles Blau; es war ein blaues Blau, eine reine, leuchtende Farbe, die ich nie vorher gesehen hatte und die ich nicht beschreiben kann. Ich sah mich um. Ich sah über mich und hinter mich. Ich richtete mich auf und sah unter mich, durch das Glas der Kabine, und überall war es blau. Es war hell und klar wie angenehmer Sonnenschein, aber es war keine Sonne da.
    Dann sah ich sie.
    Weit vor mir, und etwas

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