Steilufer
Medienrummel: Ich denke, manches Projekt würde ohne ihre Unterstützung gar nicht mehr existieren.«
»Und was für Projekte unterstützt sie da?«
»Sie tut sehr viel für ausländische Frauen und Mädchen, die sind ja besonders benachteiligt, ohne Sprachkenntnisse, oft ohne eigenes Einkommen, abhängig von allmächtigen Ehemännern, Brüdern, Vätern, die sie kontrollieren, manchmal prügeln. Aber auch für unseren Verein hat sie schon öfter eine größere Summe gespendet.«
»Toll, dass es so jemanden gibt!«
»Aber sag mal, dann ist das also kein Gerücht? Ihr Mann ist wirklich der Burmester von dieser ominösen rechten Bürgervereinigung?«
Georg Angermüller nickte.
»Wie geht denn das zusammen?«
Und Georg erzählte die erstaunliche Geschichte von Ille und Erich Burmester.
»Wer hätte das gedacht – im braven Lübeck! Das Leben schlägt manchmal ganz schöne Haken!«
»Wirklich, eine starke Frau!«
Auch Astrid und Martin waren beeindruckt von Ille Burmesters Konsequenz, mit der sie ihren Weg ging. Sie redeten noch eine ganze Weile über diese seltsame Ehe und kamen dann auf ihre Pläne für das bevorstehende Wochenende zu sprechen. Natürlich hatte Georg längst wieder vergessen, dass der Sonnabend der große Tag des Geburtstagsfestes seiner Schwiegermutter war und er deshalb seinen Plan, einen ganzen Tag mit Julia und Judith zu verbringen, nicht in die Tat umsetzen konnte.
»Dann unternehmen wir eben Sonntag was.«
»Ach, Georg!« Astrid tätschelte ihm die Wange. »Was hast du nur für ein Gedächtnis? Am Sonntag fahren die beiden doch ins Zeltlager. Ob du unsere Familientermine wohl jemals auf deiner Festplatte gespeichert kriegst?«
Sie sah ihn kopfschüttelnd an, als wäre er ein unbelehrbares Kind. Georg fühlte sich unbehaglich, nicht zuletzt wegen Martins Anwesenheit.
»Also, Astrid! Entschuldige, wenn ich mich einmische, aber eines sehe ich ganz klar: Der Schorsch macht das mit Sicherheit nicht böswillig!«
Erstaunt blickte Georg zu Martin, während Astrid nur ergeben mit dem Kopf nickte.
»Das weiß ich doch auch! Aber das macht es nicht leichter.«
Martin erhob sich.
»So, Freunde, ihr könnt eure Kommunikationsprobleme jetzt allein weiterdiskutieren – ich muss nach Hause. Morgen ist Regatta bei uns im Verein angesagt, die will ich natürlich gewinnen! Wie sieht es aus mit Sonntag, Astrid?«
»Ich glaube, das wird nix. Ein ganzer Sonntag ohne Kinder und Georg ohne Dienst – das muss ausgenutzt werden, da werde ich was Nettes mit meinem Mann unternehmen! Tut mir leid!«
»Das ist doch klar! Ich drück die Daumen, dass sämtliche Massenmörder sich bis Montag zusammenreißen!«
Nachdem Martin sich verabschiedet hatte, setzten sich Georg und Astrid noch eine Weile auf die Bank am Ende des Gartens. Es war jetzt angenehm frisch und das einzige hörbare Geräusch kam von einer verirrten Grille, die unverdrossen in der Dunkelheit zirpte. Georg legte seinen Arm um Astrids Schulter.
»Was für eine Nacht, was für ein Sommer! Man könnte denken, wir wohnen am Mittelmeer!«
»Seit dieser Woche, ja. Wer weiß, wie lange das noch so bleibt. Auf jeden Fall hatten wir einen schönen Abend heute. Wie findest du eigentlich Martin?«
Georg zögerte, ob er ihr sagen sollte, dass er ihn anfangs für einen ziemlich nervigen Lautsprecher und Angeber gehalten hatte.
»Er scheint ein netter Kerl zu sein.«
»Denkst du vielleicht, deine Frau gibt sich mit Idioten ab?«
»Das nicht. Er sieht ja gut aus, ist sportlich und ganz unterhaltsam.«
»Vor allem ist er ein mitfühlender Mensch und ein guter Zuhörer.«
»Das habe ich zugegebenermaßen anfangs nicht so gesehen. Dass ein so strahlender Held wie er von seiner Frau verlassen wurde und vor allem, dass er ihr nachtrauert, das hätte ich auch nie gedacht. Ich dachte, er ...«
»Was dachtest du?«
»Na ja, ihr habt so viel zusammen unternommen. Du und ich, wir hatten ständig Diskussionen, da dachte ich ...«
Georg hob hilflos die Schultern. Astrid tippte ihm mit dem Zeigefinger auf die Brust und konnte einen erfreuten Unterton nicht verbergen, als sie feststellte:
»Du warst eifersüchtig!«
»Na ja, so würde ich das nicht gleich nennen.«
Er gab sich Mühe, locker auszusehen, wirkte dabei aber ziemlich verlegen. Astrid brach in Lachen aus.
»Da warst du auf dem völlig falschen Dampfer!«
Sie umarmte ihn lachend. Auch Georg schmunzelte, wenn auch etwas verhalten. Dann wurde Astrid wieder ernst.
»Du als Kriminalbeamter
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