Steinbock-Spiele
Lederstrümpfe, bemalte Gesichter, Tomahawks. Seht das große Feuer Freudenfeuer lodern! Seht die springenden, schweißglänzenden Krieger den Skalptanz tanzen! Hört ihre unheimlichen barbarischen Schreie! Welches Entsetzen müssen diese Wilden in den dicken Vorortbewohnern erregen, die sie auf Kanal vier beobachten!
Nun beginnt die Ratsversammlung. Die Pfeife wird weitergereicht. Man hört zustimmendes Brummen. Der mächtige NavajoHäuptling Hosteen Dollars ist der Hauptredner. Er spricht für den stärksten der Stämme, denn die gewaltigen Navajos besitzen Motels, Souvenirläden, Ölquellen, Banken, Kohlengruben und Supermärkte. Sie verfügen über den lukrativen, landesweiten Vertrieb der hervorragenden Töpfereiwaren ihrer Hopi- und Pueblo-Nachbarn. Unauffällig haben sie riesigen Reichtum und Macht angesammelt, die sie heimlich zum Wohl ihrer weniger bevorzugten Verwandten anderer Stämme verwenden. Jetzt ist das Arsenal voll ausgerüstet: die Panzer, die Flammenwerfer, die Schnellfeuergewehre, die Halbkettenfahrzeuge, die mit Napalm gefüllten Sprühfahrzeuge. Nur der Große Knall fehlt. Aber dieser Mangel, so erklärt Hosteen Dollars, ist nun durch einen wunderbaren Eingriff behoben.
»Das ist unser Augenblick!« ruft er. »Hiawatha! Hiawatha!«
Feierlich schwebe ich vom Himmel herab, in einer weiten, abwärtsführenden Spirale, lande gewandt auf meinen Füßen. Ich bin nackt bis auf einen mit Fransen besetzten Lendenschurz. Meine Kupferhaut glänzt. In meinen Armen liegt eine Wasserstoffbombe, scharf gemacht und bereit.
»Der Große Knall!« rufe ich. »Hier, Brüder! Hier!«
Bis die Nacht hereinbricht, ist Washington ein Haufen radioaktiver Asche. Bis es dämmert, kapituliert der amtierende Präsident. Hosteen Dollars erläutert im landesweiten Fernsehen das neue System der Reservationen, und das Zusammentreiben der Bleichgesichter beginnt.
Staatsanwalt Bruce Bales vom Bezirk Marin, der sich als Angela Davis’ Strafverfolger disqualifizierte, erklärte gestern, er sei von ihrem Freispruch ›unfaßbar schockiert‹.
In einer bitteren Reaktion sagte Bales: »Ich glaube, die Geschworenen sind auf die von der Verteidigung gebotene stark emotionelle Masche hereingefallen. Sie ist nicht einmal in den Zeugenstand getreten, um ihre Schuld zu bestreiten. Trotz des Geschehenen behaupte ich immer noch, daß sie für den Tod von Richter Haley und die schwere Verletzung meines Assistenten Gary Thomas soviel Verantwortung trägt wie Jonathan Jackson. Zweifellos sogar eine viel größere, wegen ihres Alters, ihrer Erfahrung und Intelligenz.«
Gouverneur Ronald Reagan stehe, wie ein Sprecher in der Hauptstadt erklärte, für einen Kommentar zum Urteil nicht zur Verfügung.
*
Der Tag, an dem wir das Pentagon besiegten, war einfach herrlich, ein Markstein in der Geschichte der Bewegung. Es erforderte Jahre der Planung und eine ungeheure gemeinsame Anstrengung, aber die Ergebnisse lohnten den heroischen Kampf, und noch mehr.
So haben wir es gemacht:
Mit Hilfe unseres IBM 2020-Multiphaser berechneten wir einen Ring von Zugangsstellen rund um den ganzen District of Columbia. Drei Plätze waren in Maryland – Hyattsville, Suitland und Wheaton – und zwei in Virginia, McLean und Merrifield. An jeder Zugangsstelle trieben wir einen vertikalen Schacht zweihundert Meter tief, mit Hilfe unserer Hughes-Bohrfräse mit Flüssigkeitszufuhr, gekoppelt an einen GM-DoppelkernAuswerfer. Jede Nacht transportierten wir den Aushub mit Lastwagen nach Kentucky und Tennessee und kippten ihn als Füllung in Tagbaugruben. Als wir zweihundert Meter tief waren, legten wir eine 90-cm-Rohrleitung von jedem unserer fünf Schächte direkt zum Pentagon, und setzten eine LTVMolekularpresse ein, um die Erde in halbflüssige Form zu verwandeln. Diesen Brei pumpten wir in fünf riesige unterirdische Höhlen, die wir mit unserer halbkugelförmigen Tiefbauhakke System Gardner-Denver ausschaufelten. Als die Rohrleitungen gelegt waren, pumpten wir den gespeicherten Brei in einem gleichmäßigen Tempo, das unser kleiner XDS-Computer berechnete und das in Abständen von fünfhundert Metern durch unser Control Data 106 a-Sensorsystem überwacht wird. Die Pumpen waren natürlich Briggs und Stratton-580er Großanlagen.
Über eine Zeit von acht Monaten gelang es uns, den Untergrund unter dem Fundament des Pentagons durch eine riesige Breimasse zu ersetzen, wobei wir jedoch darauf achteten, keine seismologischen Störungen hervorzurufen, die von den
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