Steinbock-Spiele
Sensibilität, zirka 1970-72. Bis 1997 wird er schreckliche Nostalgie für die Fragen und Dinge seiner Jugend spüren, wie sein Großvater jetzt für Waschbärmäntel, selbstgebrannten Gin und Flaggenstangenhocker. Er wird Dinge sagen wie: ›Versuch mal, das gefällt dir‹ oder ›Hau mir eins drauf‹, und keiner unter Vierzig wird lachen.
Neben ihm schläft Katherine F. blond, neunzehn Jahre alt. Normalerweise trägt sie eine Nickelbrille, eine grüne, enge Hose mit ausgestellten Hosenbeinen, einen purpurroten Seidenponcho und einen geknüpften Schal, aber davon trägt sie jetzt nichts. Katherine träumt nicht, aber ihr nächster REM-Zyklus ist bald fällig. Sie kommt aus Moose Valley im Bundesstaat Minnesota und hat ihre Jungfräulichkeit im Alter von vierzehn Jahren verloren, als sie im North-Star-Autokino einen Film mit Mastroianni und der Loren sah. Während ihrer Verführung wandte sie den Blick von der Leinwand nie für mehr als dreißig Sekunden ab. Derzeit ist sie viel stärker in die Reaktionsmasche eingestiegen, aber damals gab sie sich größte Mühe, cool zu bleiben. Vor vier Stunden vollführten sie und Thomas einen Akt wechselseitiger oralgenitaler Reizung, der in siebzehn Bundesstaaten und in der Republik Süd-Vietnam ungesetzlich ist, wenngleich Aussicht besteht, das in Bälde zu ändern.
Auf dem Boden neben dem Bett liegt Thomas’ Hund Fidel, halb Beagle, halb Terrier. Er schläft auch. An Fidels Halsband ist ein auch bei Tag leuchtender Streifen befestigt, auf dem steht: ›Dreimal gebellt für Haustier-Lib‹.
Ohne Gott, hat einer der Brüder Karamasow gesagt, ist alles möglich. Das trifft wohl zu, wenn man sich Gott als die Kraft vorstellt, die alles zusammenhält, die das Wasser hindert, bergauf zu fließen, und die Sonne, im Westen aufzugehen. Aber was für eine beschränkte Vorstellung von Gott ist das! Au contraire, Fjodor: mit Gott ist alles möglich. Und ich möchte für kurze Zeit Gott sein.
F. Was taten Sie?
A. Ich schrie Sergeant Bacon an und befahl ihm, er solle anfangen, die Hütten zu durchsuchen und die Leute weiterzutreiben – nicht die Hütten, sondern die Bunker – und ich ging hinüber zu Mitchells Platz. Ich kam wieder heraus. Meadlo stand noch mit einer Gruppe von Vietnamesen da, und ich schrie
Meadlo zu und bat ihn – ich befahl ihm, wenn er die Leute alle nicht wegbringen könne, solle er sie loswerden.
F. Haben Sie in diese Gruppe von Leuten hineingeschossen? A. Nein, Sir, das habe ich nicht getan.
F. Was haben Sie nach diesem Vorfall getan?
A. Nun, ich befahl meinen Männern, über den Graben zu gehen
und Stellung zu beziehen, nachdem ich in den Graben gefeuert hatte.
F. Hatten Sie nun Gelegenheit, hinzusehen und zu beobachten, was in dem Graben war?
A. Ja, Sir.
F. Und was haben Sie gesehen?
A. Tote Leute, Sir.
F. Haben Sie irgendeinen Hinweis darauf bemerkt, daß dort noch jemand lebte?
A. Nein, Sir.
Hier spricht Thomas. Hör mir zu. Hör mal zu. Angenommen, du hättest eine Maschine, die dich befähigen würde, alles in Ordnung zu bringen, was auf der Welt nicht in Ordnung ist. Sagen wir, sie bedient sich aus allen Ressourcen der modernen Technologie, ganz zu schweigen von den Kräften einer reichen, wohlausgestatteten Phantasie und einem hochentwickelten Sinn für Moral. Die Maschine kann alles. Sie macht dich unsichtbar; sie liefert telepathischen Zugang zu anderen Gehirnen; sie läßt dich in diese Gehirne hineingreifen und sie v-e-r-ä-n-d-e-r-n. Und so weiter. Nenne diese Maschine, wie du willst. Nenne sie Jedermanns-Phantasien-Verwirklicher. Nenne sie eine Zeitmaschine, Modell neun. Nenne sie eine Gottesbox. Nenne sie einen Zauberstab, wenn du willst. Okay. Ich gebe dir einen Zauberstab. Und du gibst mir auch einen Zauberstab, weil Leser und Autor Verbündete, Mitverschwörer sein müssen. Du und ich, mit unseren Zauberstäben. Was machst du mit dem deinen? Was mache ich mit dem meinen? Gehen wir.
Die Rache der Indianer. Auf der Prärie zehn Meilen westlich Grand Otter Falls, Nebraska, versammelt sich der Stamm. Mit Lieferauto, Camper, Chevrolet, Fahrrad und Minibus treffen sie aus allen Ecken des Landes ein, die Delegationen zorniger Rothäute. Hier sind die Onondagas, die Oglallas, die Hunkpapas, die Jicarillas, die Punxsatawneys, die Kickapoo, die Gros Ventres, die Nez Percés, die Lenni Lenpae, die Wepawaughs, die Pamunkeys, die Penobscotes, und viele andere mehr. Sie tragen, was der weiße Mann von ihnen erwartet: Federschmuck,
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