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Steinbrück - Die Biografie

Steinbrück - Die Biografie

Titel: Steinbrück - Die Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Goffart
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Landeshauptstadt zur Prestigefrage. Nach längerem Tauziehen zwischen Düsseldorf, München und Berlin sollten dann 1,75 Milliarden Euro für den Metrorapid und 550 Millionen Euro für die Münchner Flughafenanbindung bereitgestellt werden.
    Sogleich wurden Zweifel laut, ob die Beträge denn für die jeweilige Realisierung ausreichend seien. Bahnchef Hartmut Mehdorn, der designierte Betreiber der Transrapidverbindungen, forderte schließlich, dass Bund und Länder – wie bei Schienenverbindungen üblich – die Gesamtkosten für den Fahrweg übernehmen sollten. Und in Kreisen der Bauindustrie wurden Bedenken geäußert, ob die tatsächlichen Baukosten mit den Planungen und den zur Verfügung stehenden Zuschüssen wirklich in Einklang zu bringen seien.
    Steinbrück ahnte früh, dass das Geld nicht reichen würde. Zu allem Überfluss legten sich auch noch die Grünen quer und unterstützten lautstark alle Kritiker des Projekts, spielten in der öffentlichen Auseinandersetzung mit alternativen Verkehrsverbänden und anderen Gegnern des Metrorapid erkennbar über Bande. Steinbrück brachte dieses neuerliche Störmanöver zur Weißglut. Wieder einmal drohte durch den Widerstand des Koalitionspartners ein wichtiges Infrastrukturprojekt für Nordrhein-Westfalen und die deutsche Industrie zu scheitern.
    Nach endlosen Verhandlungen stimmte Steinbrück mit zusammengebissenen Zähnen dem Kompromiss zu, dass der Metrorapid nur gebaut werden dürfe, wenn dadurch der Landeshaushalt nicht belastet werde. Damit wurde die Finanzierung zur Achillesferse des Projekts, denn von nun an war man ganz auf die Mittel des Bundes und den Beitrag des Industriekonsortiums angewiesen. Die Grünen nutzten das zu ihren Gunsten und schafften es am Ende, den Metrorapid ganz aus den Angeln zu heben. Bereits Ende 2002 musste der sozialdemokratische NRW-Verkehrsminister Axel Horstmann einen Focus -Bericht über das bevorstehende Aus für die Schnellbahn bestätigen (52/2002). Die Experten seines Ressorts hatten in einem vertraulichen Papier errechnet, dass der Metrorapid allein mit dem bisher zugesagten Bundeszuschuss von 1,75 Milliarden Euro nicht zu bauen sei. Trotzdem hatte der Verkehrsminister einen Ausweg parat: »Es spreche einiges dafür«, so Horstmann, »dass die Bundesregierung auch die 550 Millionen Euro, die für den Transrapid in München vorgesehen sind, nach NRW gibt.« Steinbrück griff die Idee auf und versuchte in der Folge, die für München vorgesehenen Mittel abzuzweigen und auf seinen Metrorapid umzulenken.
    Ein Grund mehr, warum die Reise mit Schröder, Clement und Stolpe nach Schanghai für ihn von zentraler Bedeutung war. Er wollte dort die Gelegenheit nutzen, mit den Verantwortlichen in der Bundesregierung über den Deal zu sprechen und sie von seinem Plan zu überzeugen. Dabei kam ihm zugute, dass alle mit dieser Sache befassten Leute befreundete SPD-Politiker waren und vor allem Bundeswirtschaftsminister Clement alles dafür tun würde, den schon zu seiner Amtszeit diskutierten Metrorapid umzusetzen. Zum Glück störte der Konkurrent aus Bayern Steinbrücks Offensive nicht: Edmund Stoiber hatte seine Teilnahme an der Streckeneröffnung in Schanghai abgesagt.
    So kommt es, dass Steinbrück, Schröder, Clement und Stolpe an Silvester 2002 in bequemen Polstersesseln sitzen und mit 430 Stundenkilometern auf Flughöhe null durch die Vororte der chinesischen Millionenmetropole Schanghai zum Pudong International Airport rauschen. Selbst bei Höchstgeschwindigkeit wackelt der Zug nicht; kein Tropfen schwappt aus den Teetassen heraus, die auf den kleinen Tischen im Abteil abgestellt sind. Egal ob auf der Versuchsstrecke im Emsland oder auf der noch schnelleren Verbindung in Schanghai: Kaum jemand, der einmal mit einem Transrapid gefahren ist, kann sich der Faszination dieser pfeilschnellen und dabei lautlos gleitenden Magnetschwebebahn entziehen. Auch die vier Topgenossen reden sich während der Eröffnungsfahrt in echte Begeisterung. Es dürfe doch einfach nicht wahr sein, dass Deutschland als Hightechland und Exportweltmeister nicht in der Lage sein solle, eine so fortschrittliche Technik im eigenen Land umzusetzen. Die anwesenden Manager pflichten den Politikern bei. Wenn man sehe, dass sich China in Lichtgeschwindigkeit entwickle und mit Riesenschritten seinen industriellen Rückstand aufhole, könne einem in Deutschland schon angst und bange werden, lautet der Tenor der Diskussion.
    Es ist vor allem die

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