Steine der Macht - Band 4
letzten GPS-Daten, bevor sie damals in den Nebel gerieten, noch gespeichert waren, und so dürfte es ein Leichtes sein, die Stelle wiederzufinden. Kurz nach Überfliegen des kleinen Hafens von Puerto Mogan nahm er direkten Kurs auf die Südspitze der Insel La Palma.
Nachdem sie die Insel Teneriffa passiert hatten, kam auf der linken Seite La Gomera in Sicht. Wolf wollte westlich an dieser Insel vorbeifliegen, was für sie auch keinen Umweg bedeutete. Nachdem der dortige Flughafen am südlichen Ende der Insel zu sehen war, flogen sie kurz darauf am alten Rollfeld von Gomera vorbei. Fernandez, der ehemalige Flugschulleiter von El Berriel, hatte Wolf schon vor Jahren den Anflug auf die dortige Landebahn erklärt. Diese Graspiste lag etwas tiefer als der neu erbaute, moderne Flugplatz. In knapp einhundertsiebzig Metern über dem Meer war da eine nur vierhundertfünfzig Meter lange Graspiste, an deren Ende es fast senkrecht in den Atlantik hinunterging.
Um hier zu landen, bedurfte es guter Nerven des Piloten. Es musste exakt am Beginn der Rollbahn aufgesetzt werden, wollte man nicht Gefahr laufen, an deren Ende in den Abgrund zu stürzen. Fernandez war hier oft gelandet, auch damals, als er San Borondon entdeckte.
Sie ließen La Gomera hinter sich und zwanzig Minuten später erreichten sie bereits die Südspitze von La Palma. Rechts ragte die Kraterkette steil aus dem Meer empor. Es waren längst erloschene Vulkane, welche aber dennoch Furcht einflößend den Anblick der Insel prägten.
Von hier aus sollten es laut GPS nur noch siebzehn Meilen bis zum geheimnisvollen Eiland San Borondon sein. Aber weder eine Wolkenbank noch sonst ein Nebel war am Horizont zu sehen. Mit verminderter Fahrt ließ Wolf den Flieger bis auf einhundert Meter über den Atlantik sinken. Es war aber rein gar nichts von der Insel zu sehen. Irgendwie enttäuscht drehte er einen Vollkreis und flog dann wieder zurück in Richtung des Flughafens von La Palma.
„Sag denen da unten Bescheid, dass wir landen werden“, meinte Wolf zu Raiko, „ich möchte hierbleiben. Du kannst die Maschine nach Gran Canaria zurückfliegen und mich in zwei Tagen wieder abholen.“
Raiko erhielt die Landeerlaubnis und Wolf begann mit dem Anflug auf den Airport von La Palma.
„Pass aber auf die Fallwinde auf“, sagte Raiko in ernstem Ton, „die können hier mitunter recht heftig ausfallen. Wenn du willst, kann auch ich landen.“
„Es geht schon“, erwiderte Wolf und hielt das Flugzeug im kurzen Endanflug auf die Landebahn sauber in der Luft.
Der Wind war nicht sonderlich stark und so setzten sie auch anstandslos auf dem ersten Drittel der Piste auf.
Während Raiko die Landeformalitäten erledigte und den Flugplan für die Rückkehr nach Gran Canaria in den Computer tippte, ging Wolf zum Schalter der Mietwagenfirma und besorgte sich kurzerhand einen Wagen.
Als die beiden anschließend bei einem Kaffee an der Bar saßen, fragte Raiko:
„Was hast du eigentlich vor? Weshalb willst du zwei Tage hierbleiben?“
„Ich möchte mich bloß ein wenig umsehen“, antwortete Wolf. „Hol mich einfach übermorgen um die gleiche Zeit wieder ab.“
„Das hat sicher etwas mit San Borondon zu tun“, sagte Raiko mit einem fragenden Blick, „aber glaubst du wirklich, dass du hier auf La Palma etwas darüber erfahren kannst?“
„Das werde ich herausfinden“, meinte Wolf lapidar und lachte dabei. Nachdem der junge Spanier mit der Piper wieder in Richtung Gran Canaria gestartet war, ging Wolf zum Parkplatz und holte sich seinen Mietwagen. Der Tank war noch halb voll und so konnte er damit direkt bis nach Tazacorte fahren. Der Ort Tazacorte lag an der steilen Westküste. Der Weg dorthin führte über die Berge. Es war eine sehr gut ausgebaute Straße und nach kaum einer Stunde Fahrtzeit erreichte Wolf sein Ziel. Es gab dort bezeichnenderweise einen Ortsteil mit dem Namen „San Borondon“. Hier wollte er sich eine Unterkunft für zwei Nächte suchen. Es war nicht schwierig und rasch wurde er fündig. Er fand ein Zimmer in einer kleinen Pension. Vom Balkon aus konnte Wolf tief hinunter aufs Meer sehen. Der frische Wind, welcher die salzige Luft vom Atlantik heraufwehte, war angenehm.Jetzt wollte er noch etwas essen gehen.
In einem nahe gelegenen Restaurant ließ er sich eine Paella schmecken. Der Wirt, ein Spanier in mittleren Jahren, konnte recht gut Englisch und Wolf fragte ihn, ob er schon einmal etwas über die Insel San Borondon gehört hatte.
„Natürlich“,
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