Steine der Macht - Band 5
betraf, wurde Wolf von einer Bekannten aus Wien gemeldet:
„Wir sind am Fuße des Untersberges in eine Höhle gegangen und haben dort drinnen am Boden ein Kreuz gefunden, neben dem einige Marienanhänger gelegen sind“, sagte sie zu ihm am Telefon. Sie schickte Wolf ein Bild davon zu und er konnte erkennen, dass es ich um ein sehr ähnliches Kreuz handelte wie jenes, welches ihm von Max gezeigt wurde.
Eine Woche später kam Norbert zu ihm. Norbert befasste sich auch schon lange Zeit mit den Geheimnissen des Untersberges und hatte nun ebenfalls in einer Höhle ein etwas kleineres Kreuz liegen gesehen. Diese Höhle befand sich aber einige Kilometer weiter von den ersten beiden Fundorten entfernt und lag außerdem wesentlich höher. Er fotografierte das Kreuz nur und ließ es dort.
Als Wolf schließlich eine Architektin ebenfalls von einem solchen Kreuz erzählte, das sie vor nicht allzu langer Zeit in ihrem Garten in der Nähe des Untersberges gefunden habe, wunderte er sich nun doch ein wenig über diese Häufung. Er rief Herbert an und berichtete ihm von diesen Kreuzen. „Ich sende dir Bilder zu, vielleicht kannst du mir da etwas weiterhelfen.“
Die Antwort Herberts ließ nicht lange auf sich warten und sie trafen sich zusammen mit Elisabeth und Claudia im alten Gasthof.
„Das sind ‚Benedictuskreuze‘ und die werden von der Kirche für Exorzismen gebraucht“, war Herberts kurz gefasstes Ergebnis.
„Aber wer will denn hier am Untersberg den Teufel austreiben?“, fragte Claudia ungläubig. Und dann ergänzte sie: „Das ist ja wie im Mittelalter!“
Elisabeth antwortete: „Du wirst es nicht glauben, aber da gibt es zum Beispiel Leute, die beten den Untersberg an und stimmen Lobeshymnen auf die dort vorkommenden Murmeltiere an. Diese Menschen halten ihn für einen heiligen Berg, denen würde ich so etwas schon zutrauen.“
„Eigenartig, dass es solche Riten heutzutage noch gibt. Aber es soll doch jeder nach seiner Fasson glücklich werden“, meinte Herbert und ergänzte, „diese Kreuze kann man auch im Internet kaufen, aber die sind gar nicht so billig. Wirklich interessant, dass jemand so etwas macht.“
Wolf erwiderte: „Da braucht ihr euch gar nicht zu wundern, ich habe da etwas recherchiert. Im Vatikan gibt es sogar einen Beauftragten für Exorzismus. Dort wird auch heutzutage noch heftig der Teufel ausgetrieben. Sogar der Papst selbst, der Benedikt, soll so ein Ritual mehrere Male praktiziert haben.“
„Das ist nicht dein Ernst“, unterbrach ihn Herbert. „So etwas soll es jetzt noch geben?“, fragte er erstaunt.
„Bitte, sieh doch selbst nach bei Google und Co“, lachte Wolf, wurde aber sogleich wieder ernst und sprach weiter: „Ja, unsere römisch-katholische Kirche ist fest von der Existenz eines Satans überzeugt und handelt im selben Glauben wie einst die Inquisitoren, welche die armen Leute foltern und verbrennen ließen, wovon ihr euch ja voriges Jahr im Hexenwald überzeugen konntet.“
„Und welcher Teufel sollte gerade hier am Untersberg ausgetrieben werden?“, fragte Elisabeth.
„Ich weiß auch nicht mehr als ihr, aber ich selbst bin zumindest von der Existenz dieser dunklen Macht, welche die Kirche Teufel nennt, überzeugt. Ich hatte früher nie ernsthaft an den Satan und die Hölle geglaubt, aber das sollte sich ändern.
Ich war noch keine dreißig Jahre alt, da bat mich eines Tages eine Bekannte, mit ihr das ‚Gläserrücken‘ zu versuchen. Da wird ein Glas umgedreht auf ein Blatt Papier gestellt, auf dem rundum die Buchstaben des Alphabets stehen. Dann legen die Anwesenden einen oder zwei Finger auf das Glas und stellen eine Frage. Das Glas sollte dann zu den einzelnen Buchstaben wandern, die wiederum ganze Wörter ergeben würden. Das Ganze spielt sich im Dunklen ab, nur eine Kerze soll dabei als Beleuchtung dienen.
Ulrike, wie die junge Frau hieß, hatte damals eine ganz neue Wohnung bekommen. Das war übrigens hier in der Nähe, im Dorf am Fuße des Untersberges, keine zwei Kilometer vom alten Gasthof entfernt.“
Gespannt hörten alle zu, es war mucksmäuschenstill.
Wolf fuhr fort zu erzählen. „Nachdem Ulrike die Kerze angezündet hatte und das elektrische Licht ausgemacht war, legten wir beide die Zeigefinger der rechten und linken Hand auf das umgedrehte Glas. Sie wollte, wenn ich mich recht entsinne, Kontakt mit einem verstorbenen Verwandten aufnehmen, was aber nicht zu klappen schien. Ich selbst hatte so etwas noch nie praktiziert und glaubte
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