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Steine der Macht - Band 5

Steine der Macht - Band 5

Titel: Steine der Macht - Band 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Wolf
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Apfelschorle. „Das sind schon heftige Sachen, die du da erlebt hast“, sagte Elisabeth, „das ist schon zum Fürchten. Jetzt verstehe ich auch, weshalb du so viel über die Salzburger Hexenverfolgung recherchiert hast. Ich könnte mir vorstellen, dass du damals ebenfalls den Schergen des Fürsterzbischofs überantwortet worden wärest.“
    Wolf machte einen Schluck von seinem Mix aus Weinschorle und Orangenlimonade und fing nochmals zu erzählen an:

    „Noch ein drittes Erlebnis mit dieser dunklen Macht habe ich damals gehabt. Ich fuhr eines Tages zu einem guten Bekannten in die Steiermark. Josef, so hieß er, besaß dort einen Bauernhof und bewerkstelligte zudem auch die Müllabfuhr in der Umgebung. Wir saßen den ganzen Abend gemütlich zusammen und redeten über dies und das. Am nächsten Tag wollte er uns das Haus, in dem seine Schwester wohnte, zeigen. Es sollte eine Überraschung werden. Er fuhr mit uns durch einen tiefen Wald, wo sich dann eine größere Lichtung auftat. Dort stand das Anwesen, welches über dreihundert Jahr alt war. Die Räume im Erdgeschoss waren für die bäuerliche Gegend ungewöhnlich hoch. Josef klärte uns auf, dass dies früher ein Gerichtshaus gewesen sei und auf dem Hof davor einige der letzten Hexenhinrichtungen Österreichs stattgefunden hätten. Seine Schwester zeigte mir dann noch etwas sehr Merkwürdiges. In einem Nebengebäude befand sich ein Keller, welcher nur einige Stufen tief hinunterführte. Dort waren Vorräte in Regalen gestapelt. Danach folgte, wiederum einige Stufen tiefer, ein weiterer Kellerraum, der zwar auch noch elektrisches Licht hatte, in dem aber nur noch Kohlen gelagert waren. Von diesem zweigte man dann nach rechts in einen dritten Keller ab, der nicht einmal mehr einen betonierten Boden besaß. Im Felsen waren schwere Eisenringe eingeschlagen. Daran wären vor Jahrhunderten Gefangene festgebunden gewesen. Hier unten gab es kein elektrisches Licht mehr und auch kein Fenster erhellte diesen unheimlichen Ort.
    In der Mitte sah man im Erdboden eine Senke, so, als wäre dort schon einmal gegraben worden. Keiner aus dem Haus wollte mit mir dort hineingehen. Ich lieh mir eine Taschenlampe und untersuchte so gut es ging das unterirdische Gewölbe. Aus der Senke hätten die Hausbewohner schon manchmal kleine Flämmchen züngeln sehen, sagte mir Josef.
    Rasch fasste ich den Entschluss, mit meinem Freund Rudolf hierherzukommen. Mit einem starken Halogenscheinwerfer und mit Schaufeln und Pickeln würden wir diesem Keller zu Leibe rücken und seinem Geheimnis, wenn es eines gab, auf den Grund gehen. Ich erntete bei den Bewohnern und auch bei Josef nur argwöhnisches Achselzucken, als ich meine Absichten kundtat.
    Aber er wollte mir noch etwas anderes zeigen. Wir stiegen in seinen Wagen und er fuhr mit uns wieder weit durch den Bergwald an einem Bachlauf entlang. Dort hätte sein Vater früher einmal eine Mühle gehabt. Der Arme hätte sich dort vor vielen Jahrzehnten bei seiner schweren Arbeit einige Finger abgetrennt, erzählte Josef.
    Wir erreichten die Mühle, welche wie eine Filmkulisse echt romantisch am Waldrand stand. Plötzlich war da ein Heulen in der Luft, was uns alle irritierte. Keiner konnte sagen, woher es kam. Dann hob ein Wind aus völlig heiterem Himmel an. Ja, es war ein Sturm, wie ein Orkan. Binnen Sekunden begann sich das große Holzschindeldach der alten Mühle zu bewegen, als würde es sogleich herunterstürzen. Wir rannten auf einen nahen Jungwald zu. Ich stolperte über eine kleine, meterhohe Fichte, da traf mich etwas im Genick.
    Ein brennender Schmerz durchfuhr mich und ich spürte das Blut über meinen Hals rinnen. Drei Holzschindeln, welche vom Sturm aus dem Mühlendach herausgerissen worden waren, hatten mich getroffen. Die anderen blieben unversehrt.
    ‚Schnell zum Auto!‘, rief Josef. Da sah ich im selben Moment, dass auf einen Schlag drei mittelgroße Fichten auf der gegenüberliegenden Seite des Baches vom Sturm entwurzelt und ins Wasser geworfen wurden.
    Das Toben des Sturmes war mittlerweile infernalisch laut geworden und glich dem Geheul wilder Tiere. Kaum saßen wir in Josefs Wagen, fuhr er schon los. Mit einem Höllentempo brauste er durch den Wald, wobei ich zu sehen glaubte, dass wir gerade noch vor den auf die Straße stürzenden Baumriesen davonkamen. Während dieser Fahrt fiel mir trotz des Schreckens noch auf, dass es drei Keller im Gerichtshaus waren, drei Schindeln von der Mühle, die mich trafen, und drei

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