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Steine der Macht - Band 5

Steine der Macht - Band 5

Titel: Steine der Macht - Band 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Wolf
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Jakob. Er blieb über einen Monat bei mir. Wenn ich am Abend von der Firma zurückkehrte und aus dem Auto ausstieg, kam er schon von Weitem angeflogen und setzte sich auf meinen Arm.
    Das Nächste, was mir zum Thema Raben einfällt, war einige Jahre später, in den frühen Achtzigern. Da war doch die Pyramidenfeier am Untersberg, zu welcher ich als damaliger Rosenkreuzermeister geladen hatte. Abgesehen von den vielen Dohlen, die dort oben bei der Schutzhütte um Futter bettelten und von den meisten Leuten als ‚Raben‘ bezeichnet wurden, hieß der auch anwesende Großmeister der deutschen Loge ‚Raab‘, worüber ich damals sogar witzelte.“

    Da es mittlerweile in der Sonne schon recht warm geworden war, zog Claudia ihre Jacke aus und trug sie über dem Arm. Sie hörte gespannt zu, was da noch kommen würde.
    Wolf erzählte weiter: „Das wohl merkwürdigste Erlebnis mit einem Raben, auf das ich vorige Woche durch Zufall wieder aufmerksam wurde, kam mir wieder zu Bewusstsein, als ich den Kühlschrank im Büro öffnete und im Gefrierfach ein tiefgefrorenes Herz und den Schnabel einer Amsel entdeckte. Ich hatte die Dinge vor einigen Jahren dort eingefroren.“
    Claudia schüttelte etwas ungläubig den Kopf. „Was, den Schnabel und das Herz einer Amsel hast du tiefgekühlt?“
    „Ja“, antwortete Wolf, „aber lass dir die ganze Geschichte erzählen. Es war der erste Januar. Am Vorabend hatte ich mit Linda den Silvesterabend verbracht und das Feuerwerk über unserer Stadt angesehen. Dann fuhr ich in meine Wohnung und legte mich schlafen. Zeitig in der Früh wurde ich durch ein Gekreische direkt vor meinem Wohnzimmerfenster im ersten Obergeschoss geweckt, so, als würden Katzen kämpfen. Kurze Zeit später vernahm ich ein lautes Klopfen an das riesige Fenster, durch welches man genau auf den Untersberg sehen konnte. Das Klopfen hörte nicht auf, ja, es wurde sogar lauter und ich ging zum Vorhang. Draußen saß ein großer Rabe und klopfte mit seinem Schnabel gegen die Scheibe. Das Glas war von außen halb verspiegelt und der Vogel konnte sich selbst darin sehen, so dachte ich. Er wollte offenbar einen Konkurrenten vertreiben. Als er mich dann schließlich doch wahrnahm, flog er fort.
    Später, als ich zum Wagen, der vor dem Haus stand, hinunterging, blieb ich erschrocken stehen. In der Nacht hatte es ein wenig geschneit und eine dünne Schneeschicht lag auf dem Wagen – aber er war über und über mit schwarzen Federn bedeckt. Das Ganze sah irgendwie mystisch aus. Zuerst dachte ich daran, dass sich da irgendwer einen unpassenden Scherz erlaubt hätte, aber dann sah ich den Raben von vorhin. Er saß nur einen Meter neben meinem Auto und ließ sich auch von mir, der ich kurz vor ihm stand, nicht aus der Ruhe bringen. Der Vogel versuchte angestrengt, irgendetwas unter einer Holzpalette hervorzuholen. Erst als ich ihm ganz nahe kam, ließ er davon ab und flog ärgerlich krächzend davon.
    Als ich noch näher kam, da bemerkte ich, dass dort überall frisches Blut im Schnee war, und entdeckte zwischen den Holzleisten der Palette ein Fleischstück, das sich als das Herz eines Vogels entpuppte. Es musste eine Amsel gewesen sein, wie ich am danebenliegenden gelben Schnabel erkennen konnte.
    Eine Amsel, welche der Rabe in der Nähe meines Fensters zerrissen hatte und deren Todesschrei mich in der Früh weckte. Dass dies alles am ersten Tag des Jahres geschehen war, stimmte mich doch irgendwie nachdenklich.
    Ich legte das Herz und den Schnabel der Amsel in eine ganz kleine Glasschüssel und stellte sie in das Tiefkühlfach im Bürokühlschrank.
    Dort habe ich es erst vorige Woche nach langer Zeit wiederentdeckt. Wir werden nach unserem Spaziergang zum Büro fahren und dann zeige ich dir die Schale.“
    „Das klingt ja echt mystisch, was du da erlebt hast“, meinte Claudia, „da könnte man sich schon beinahe fürchten.“
    „Ich kann dir noch etwas zum Thema Raben sagen“, fuhr Wolf fort, „Göring hat doch damals auf der Burg Mauterndorf mit Himmler auch über Raben gesprochen. Raben, die heute noch an der alten Hexenverbrennungsstätte auftauchen sollen. Die Gegend dort nannte man die Rabensteine. Und jetzt kommt etwas ganz Merkwürdiges. Das Dorf, zu dessen Gemeindegebiet auch meine Wolfshütte in den Bergen gehört, hat ein seltsames Wappen. Man sieht auf einem Schild einen weißen Felsspitz, auf dem ein Rabe sitzt.
    Also wieder so ein Vogel! Ich habe nachgeforscht, was es mit diesem Wappen für eine Bewandtnis

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