Steine der Macht - Band 5
dieser schönen Kapelle, so, als würde sie dadurch in direkten Kontakt mit der Königin kommen. Aber auch Elisabeth, die sehr sensitiv veranlagt war, schien sehr berührt von der Roten Kapelle.
Wolf machte einige Bilder und ging zurück in den Tempel zum zweiten Pylon, wo er nach der Tür zu suchen begann.
Die anderen drei schlenderten durch die imposante Halle, in der über einhundert drei Meter dicke Säulen standen. Herbert und Elisabeth verloren Claudia schon bald aus den Augen. Es war wie in einem Irrgarten, da man eine Person hinter diesen gewaltigen Säulen nicht ausnehmen konnte. An einer der Außenwände entdeckte Claudia dann einen Durchbruch in einen nach links abzweigenden Gang. Vorsichtig tastete sie sich in die Dunkelheit und glaubte ein seltsames Stimmengewirr zu hören. Ihre Sinne würden ihr einen Streich spielen, meinte sie. Das würde von der Hitze kommen. Dennoch versuchte sie, noch ein Stück weiter in diesen recht engen Gang hineinzugehen, als es plötzlich merklich kühler wurde. Es roch nach irgendwelchem Räucherwerk. Sie blieb stehen. Es war auf einmal still geworden und sie hörte nur das Pochen ihres Herzschlages.
Nein, Angst hatte sie keine, aber irgendein beklemmendes Gefühl stellte sich bei ihr ein. Wo war sie? Sie befand sich doch nur einige Meter in diesem dunklen Gang.
Wolf hatte mittlerweile vergeblich nach dieser Tür gesucht, von der ihm der Bekannte aus Deutschland erzählt hatte. Er setzte sich auf das Fundament einer der Säulen und nahm den schwarzen Stein aus der Hosentasche – jenen Stein, den er vor vielen Jahren in der unterirdischen Kammer der Cheops-Pyramide gefunden und durch den dann seine Suche nach den Zeitphänomenen erst begonnen hatte. Er konnte selbst nicht genau sagen, weshalb er diesen schwarzen Stein hierher nach Luxor mitgenommen hatte. Es war einfach nur so eine Ahnung gewesen, dass er ihm vielleicht nützlich sein könne. Seinen drei Freunden wollte er natürlich nichts davon sagen, er befürchtete, dass sie ihn möglicherweise ausgelacht hätten. Er drehte den orangengroßen Stein in seiner Hand herum und schaute gedankenverloren auf die Wand des zweiten Pylons, als er dort plötzlich drei Eisentüren sah. Nein, die waren vor einigen Minuten, als er an der Mauer vorbeiging, noch nicht da gewesen. Er musste an den Deutschen denken, der hatte ja auch von Eisentüren geschrieben. Außerdem waren nun wieder einige Touristen und etliche Wächter in der Nähe, an die sich Wolf aber nicht erinnern konnte. Aber zuvor, als er an der Mauer vorbeigegangen war, da war doch nur eine Scheintür aus Stein zu sehen gewesen und keine Menschenseele hatte sich in der Säulenhalle aufgehalten. Wolf wollte bereits aufstehen und nochmals hingehen. Er zögerte aber noch und drehte nervös den schwarzen Stein zwischen seinen beiden Händen. Als er wieder hochsah, hatte sich das Bild abermals verändert. Anstelle dieser drei Blechtüren waren nun drei schmale, offene Eingänge in der Mauer des Pylons zu sehen. Wolf schloss die Augen und rieb sich fest mit den Handrücken darüber. Er wollte sicher sein, dass er hier keiner Halluzination zum Opfer gefallen war. Freilich war es drückend heiß hier im Tempel, aber solche Streiche hatte ihm sein Verstand bisher noch nirgends gespielt.
Jetzt stand er auf, steckte den schwarzen Stein wieder in seine Hosentasche und ging zügig auf die drei schmalen Eingänge zu. Wolf betrat die rechte der drei Öffnungen. Sofort umgab ihn absolute Finsternis und es wäre bestimmt gefährlich gewesen, weiterzugehen. Er hatte aber eine ganz kleine LED-Lampe in seiner Handtasche, die er mit einem Gummiband auch als Stirnlampe verwenden konnte. Er war froh, dass die Batterien noch in Ordnung waren und ihm dieses kleine Ding jetzt im Inneren des Pylons ausreichend Licht spendete. Wolf konnte eine schmale Treppe mit recht hohen Stufen sehen, die steil nach oben führte.
Plötzlich erschrak er, als der Klang eines schweren Gongs ertönte. Es war für ihn nicht möglich festzustellen, woher der Ton kam.
Wolf hatte keine Zeit, sich darüber zu wundern, weshalb diese Eingänge in den Pylon vorher nicht zu sehen gewesen waren und warum er auch für eine ganz kurze Zeit an ihrer Stelle Eisentüren gesehen hatte. Langsam stieg er die hohen Stufen nach oben, als ihn plötzlich gleißender Sonnenschein blendete. Durch eine kleine Luke in der Mauer erhellte ein starker Lichtstrahl die gegenüberliegende Wand des Ganges. Wolf blieb stehen, nahm seine
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