Steine der Macht - Band 5
diesen Gedanken erst gar nicht zu Ende führen, da fiel ihm auch ein Zitat von Goethe ein:
Ich bin ein Teil von jener Kraft
Die stets das Böse will
Und stets das Gute schafft …
Kapitel 29 – Der Friedrichsteig am Untersberg
Da der Untersberg in den letzten Jahren stark an Popularität gewonnen hatte, gab es bald auch viele verschiedene Gruppierungen, welche sich um diesen geheimnisvollen Berg sammelten. Es waren nicht nur Bergsteiger, Höhlenforscher und Wanderer, für welche dieses Massiv interessant war. Nein, Alpenschamanen mit Trommeln und Räucherwerk brachten ihm Gebete dar und andere wieder tankten Kraft auf an seinen Flanken. Für viele war er einfach nur ein mystischer Ruhepol. Ja, es schien so, als würde der Berg die Leute geradezu magisch anziehen.
Einer von Wolfs Bekannten, er hieß Norbert, hatte eine besondere Ausdauer beim Forschen nach den Zeitphänomenen, von denen doch so oft berichtet wurde. Es war im Spätherbst, als Norbert mit einem Freund über den Reitsteig einige hundert Meter auf den Untersberg hinaufging. Das wenige Laub auf den Bäumen mit seinen Orange- und Brauntönen ließ den Untersberg in einem zauberhaften Flair erscheinen.
Der Reitsteig war ein recht einfach zu begehender Weg, über welchen man in circa drei Stunden den Gipfel auf der österreichischen Seite des Berges erreichen konnte.
Die beiden fanden auch rasch den Einstieg in den alten, kaum sichtbaren Friedrichsteig, welcher ohne große Höhenunterschiede in Richtung des Brunntales führte. Auf diesem ziemlich unbekannten Steig waren kaum Bergwanderer unterwegs und man musste schon genau hinsehen, um den mit dichtem Laub bedeckten Pfad nicht zu verlieren.
Irgendwo an diesem Steig waren damals am fünfzehnten August 1987 angeblich die drei Deutschen verschwunden, die sich dann nach über zwei Monaten von einem Frachtschiff am Roten Meer meldeten. Norbert und sein Freund wollten das Portal, diese Höhlung finden, in der die Deutschen damals Rast gemacht hatten.
Da es in der letzten Nacht aber recht kalt geworden war und hier am Berg die Temperaturen unter den Gefrierpunkt gesunken waren, blieb es an manchen Stellen des laubbedeckten Waldbodens eisig. Als Norbert mit einem großen Schritt einen Graben überqueren wollte, passierte es. Er rutschte aus und fiel ein kleines Stück den Abhang hinunter. Es waren zwar nicht mehr als eineinhalb Meter, er stürzte aber so unglücklich auf einen herausstehenden Felsen, dass er sich dabei eine Rippe brach, was er anfangs aber noch gar nicht wusste. Sein Freund war sofort zu Stelle und half ihm wieder auf die Beine. Das Atmen fiel Norbert schwer und er konnte sich in den ersten Minuten vor Schmerz kaum bewegen. Dann aber ging es wieder einigermaßen und sie kehrten um.
In der Folge geschah dann aber etwas recht Merkwürdiges. Nachdem sie etwa zehn Minuten gegangen waren, befanden sie sich fast einhundert Meter über dem Höhlenportal, nach welchen sie Ausschau hielten. Aufgrund von Norberts Verletzung wollten sie aber trotzdem auf dem kürzesten Weg wieder zurück zum Reitsteig und gingen in die Richtung, von der sie glaubten, dass es die richtige sei.
Als die beiden aber nach einer Dreiviertelstunde noch immer nicht den Reitsteig erreicht hatten und plötzlich in den Abgrund einer steilen Schlucht blickten, wurde ihnen bewusst, dass die sich verirrt haben mussten. Norbert konnte sich das überhaupt nicht vorstellen. Wenn man diesen Teil des Berges vom Tal aus betrachtete, schien es unmöglich, dass man sich hier verirren konnte. Aber dennoch war es so. Sie stiegen wieder hoch, um zum vertrauten Steig zurückzukehren, aber sie fanden ihn nicht. Erst als sie wieder nach unten gingen, kamen sie exakt zu der Stelle, an der sie in den Friedrichsteig eingestiegen waren. Nur eben von der anderen Seite her. Zudem wurde es nun auch schon dämmerig. Die beiden waren fast eineinhalb Stunden umhergeirrt, ohne zu wissen, wo sie sich eigentlich befanden. Für Norbert war diese Sache mehr als mysteriös.
Am nächsten Tag konnte er kaum vom Bett aufstehen, so sehr schmerzte ihm sein Brustkorb auf der rechten Seite. Er fuhr ins Krankenhaus, wo ein Röntgenbild gemacht wurde. Eine Rippe war gebrochen. Man gab ihm ein starkes Schmerzmittel und den Rat, dass er sich schonen und unnötige Bewegungen vermeiden solle.
Da die Schmerzen in den folgenden Tagen nachließen, seine Neugier ihm aber keine Ruhe ließ und es zudem jederzeit zu schneien beginnen konnte, stieg er einige Zeit nach
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