Steine der Macht - Band 5
zeigen.‘
Tatsächlich führte uns der Mönch wortlos ins Innere des recht einfachen Kirchenraumes. Man konnte sehen, dass diese Eremiten hier am Berg in großer Armut lebten. Aber sie waren Hüter eines Geheimnisses. Eines Geheimnisses, welches sie möglicherweise über Jahrtausende hinweg bewahrten.
Der Mönch öffnete einen Bretterverschlag und eine Öffnung in der Felswand kam zum Vorschein. Er nahm eine Öllampe und ging vor. Glücklicherweise hatte ich eine kleine, aber starke LED-Lampe dabei, welche uns ebenfalls ausreichend Licht in dem finsteren Gang gab. Nachdem wir den Grund dieser Wendelstiege erreicht hatten, tat sich vor uns eine große, behauene Höhle auf, auf deren linker Seite sich zwei mächtige in den Fels gehauene Säulen befanden. Dazwischen ging es in einen hallenartigen Raum, der nur noch ganz spärlich von den Sonnenstrahlen aus dem Spalt bei der Zisterne beleuchtet wurde.
Ich versuchte, mit meiner Lampe in das Innere des Tempels, denn für so etwas hielt ich ihn, zu leuchten, doch diese reichte bei Weitem nicht aus. Zudem hielt mich der Alte zurück und Gabriel übersetzte, dass hier niemand hineingehen dürfe, denn es seien in den letzten Jahrhunderten schon einige Mönche darin verschwunden, welche es trotzdem gewagt hatten.
Vor dem Säuleneingang waren hölzerne Tische aufgestellt, auf denen einige seltsame Artefakte lagen. Eine alte, englische Taschenuhr, vermutlich aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, in erstaunlich guter Kondition. Eine deutsche Feldflasche, ähnlich denen des deutschen Afrikakorps. Eine strategische Landkarte des Nordiraks, vermutlich türkischer Herkunft, und ein amerikanisches Überlebensmesser von der Navy, vermutlich aus Irak-Krieg.
Gabriel meinte, dass die Mönche diese Dinge hier in der näheren Umgebung des Klosters gefunden hätten, was darauf hinweisen könnte, dass hier zu allen Zeiten Leute auf der Suche waren.
Aber auf der Suche wonach?
Mein Plan war rasch gefasst. Im Hotel in Erbil lagen in unserer Ausrüstung einige starke Lampen. Wenn wir diese hier dabeihaben würden, könnten wir uns in dem unterirdischen Tempel genauer umsehen. Der alte Mönch würde sicher nichts dagegen haben. Ich erklärte Pater Gabriel mein Vorhaben und er war einverstanden, uns in zwei Tagen nochmals hierherzubegleiten. Wir würden dann nur zu viert fahren und dazu ein Taxi benutzen. Erich, mein bester Mitarbeiter, und ebenfalls lang gedienter Archäologe würde mich begleiten.
Ich benutzte den dazwischen liegenden Tag zum Aufladen der starken Akkulampen. Diesmal sollte nichts dem Zufall überlassen bleiben.
Früh am Morgen fuhren wir los, ein leichter Dunst lag noch über den Hügeln außerhalb von Erbil. Wir erreichten das Kloster diesmal rascher als mit dem doch etwas langsameren Bus.
Wie ich gehofft hatte, war der alte Klostervorsteher bereit, uns nochmals über die geheime Wendeltreppe zum Eingang des unterirdischen Tempels zu führen. Unten angekommen, war es diesmal absolut finster. Man konnte zwar den kleinen Spalt hoch oben an der Decke ausnehmen, aber da diesmal kein Sonnenstrahl herunterleuchtete, dienten uns unsere Taschenlampen und das Öllicht des Wächters als Orientierung.
Als ich dann zwischen den beiden mächtigen Säulen stand, wo Erich und ich unsere großen Lampen einschalteten, wurde ich mir erst über die gewaltigen Ausmaße dieses Tempels bewusst. In diesem Raum hätten ohne Weiteres mehrere Einfamilienhäuser Platz gehabt. Wir betraten nun das Innere des Tempels. Padre Gabriel, welcher mit dem alten Mönch am Portal stehen geblieben war, rief uns noch die übersetzte Warnung das Alten nach, welche uns davor bewahren sollte, zu tief in dieses Bauwerk hineinzugehen. Die Seitenwände und auch die Decke waren völlig anders gestaltet, als wir es von Tempeln der Antike gewöhnt waren.
Auch die seltsamen Schriftzeichen, welche zwischen geometrischen Mustern auftauchten, waren keiner bekannten Kulturepoche zuzuordnen.
Überall lag beinahe zentimeterdicker Staub auf den ebenen Flächen im Tempel. Wer das hier wohl errichtet haben mag, dachte ich, und vor allem zu welchem Zweck? Götterstatuen, so wie sie in den meisten Heiligtümern zu finden waren, fehlten hier. Eine weitere Frage tat sich auf. Weshalb sagte der Klostervorsteher, dass die hier wohnenden Mönche die ‚Wächter‘ dieses Tempels sein sollten. Was sollte hier verborgen bleiben und um welches Geheimnis könnte es sich dabei handeln?
Als wir weiter ins Innere vorgedrungen waren,
Weitere Kostenlose Bücher