Steine der Macht - Band 5
wieder darunter, ich hebe ihn etwas an und dann fahren wir zurück.“
„Soll das heißen, dass wir schon bald wieder hierherkommen werden?“, fragend schaute sie Wolf an.
„Natürlich“, antwortete er, „ich glaube, wir sind hier auf eine heiße Spur gestoßen. Ich würde vorschlagen, dass wir zu Beginn der nächsten Woche mit dem Bolzenschneider und unseren Lampen nochmals nach zu dieser Kirche kommen.“
Claudia und Wolf rätselten auf der einstündigen Heimfahrt über den Zweck dieser uralten Eisentür.
Kapitel 32 – Das Kloster im Untersberg
Am folgenden Montag waren die beiden abermals zu der alten Kirche in den Bergen unterwegs. Der fast einen Meter lange Bolzenschneider lag im Kofferraum. Ebenso die LED-Lampen. Diesmal verging die Fahrt in den Lungau über den Tauernpass wie im Flug. Wolf witzelte, als Claudia die Zeit so kurz vorkam. „Das ist natürlich ein Zeitphänomen“, sagte er lachend zu ihr.
Bei der Kirche angekommen, wollte er das große Werkzeug nicht so offen vom Wagen in die Kirche tragen und wickelte es in einen Anorak. Vorsichtig betraten sie das alte Gotteshaus. Es war so wie am Freitag menschenleer. Rasch gingen die beiden in die Seitenkapelle und erst hinter dem Altar packte Wolf den Bolzenschneider aus. Das alte Eisen der geschmiedeten Kette stammte aus einer Zeit, in der es noch keinen Stahl gab. Bei einer heutigen Kette hätte Wolf mit diesem Werkzeug wahrscheinlich keinen Erfolg gehabt, aber dieses weiche Eisen hier durchtrennte er mit einer Leichtigkeit, als wäre es Butter.
Vorsichtig zog er die beiden Teile der schweren Kette aus den Ringen an der Tür. Dann versuchte Wolf, die Eisentür zu öffnen. Aber sie rührte sich keinen Millimeter. Auch nicht, als die zarte Claudia mit ihrem Fliegengewicht half, an dem Tor zu zerren. Erst als er den langen Bolzenschneider als Hebel benützte, ließ sich die auf der Innenseite schon angerostete Türe etwas öffnen. Ein jahrhundertealter Modergeruch entströmte der Öffnung. Sie führte geradewegs in die dicke Mauer der Kirche. An der Wand konnten die beiden ein in den Stein gehauenes Templerkreuz mit einem kleinen Isais-Blitz sehen.
„Das Templerkreuz an der Kirchendecke mit dem Isais-Zeichen war doch auch direkt vor dem Eingang zur Seitenkapelle. Ob das etwas damit zu tun hat?“, fragte Claudia, während Wolf versuchte, sich durch den engen Spalt bei der Eisentür hineinzuzwängen. „Komm, lass mich da hineingehen, ich bin doch um einiges zarter gebaut als du“, sagte sie zu ihm. Wolf gab resignierend auf, reichte ihr eine der beiden starken LED-Lampen und ließ der jungen Frau den Vortritt.
„Aber pass auf …“, mehr konnte er nicht sagen, da war Claudia auch schon samt der hell leuchtenden Stablampe hinter der Eisentür verschwunden.
Ihm schwante Schlimmes. Jetzt bot er alle seine Kraft auf und es gelang ihm, die Tür um zehn Zentimeter weiter zu öffnen. Das reichte aber, dass auch er sich mit einiger Mühe durch diesen Spalt zwängen konnte. Doch kaum war Wolf in dem niedrigen Gang hinter der Eisentür, da wurde es plötzlich wieder hell und er stand neben Claudia in einer großen Kirche. Links und rechts neben ihnen sahen sie je sechs Eisentüren, ungefähr in derselben Größe wie in der alten Kirche. Es war aber nicht der Salzburger Dom, in dem sie sich befanden, wie er zuerst annahm. Nein, das musste eine ihnen unbekannte Kirche sein. „Ist das die Kirche, von welcher Lazarus damals berichtet hatte?“, fragte die junge Frau. „Schon möglich“, antwortete Wolf, „dann ist das also wahr mit den Untersbergkirchen. Die Eisentüren sind offenbar in Wirklichkeit Dimensionstore!“
„Ich wäre neugierig, in welcher Zeit wir uns hier befinden“, sagte Claudia und blickte sich etwas um. „Wir müssten einfach jemanden fragen, dort drüben stehen doch einige Leute“, Wolf deutete mit der Hand zu einem der vielen Seitenaltäre, vor welchem eine Gruppe Mönche stand.
„Schon wieder Kapuzenträger“, lachte Claudia, „du hast mir ja erzählt, dass dir mit Linda auch des Öfteren Mönche begegnet sind.“
„Ja, das stimmt, und nicht nur mit der Lehrerin“, antwortete er, „die scheinen hier im Untersberg ihr Hauptquartier zu haben und geistern von da aus durch die Zeiten.“ Er ging auf die andere Seite des riesigen Kirchenschiffes, direkt auf die Gruppe der Mönche zu.
„Gott zum Gruß, Padres“, begann Wolf, worauf sich die sieben Mönche zu ihm umdrehten und ihn erstaunt ansahen. Lag es an seiner
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