Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)
fragte der General.
„Ja, gerne“, erwiderte Wolf.
„Der Obersturmbannführer wird sich über das Mobiltelefon bei Ihnen melden“, sagte Kammler, als die drei in Wolfs Wagen einstiegen.
Nach fünfzehn Minuten erreichten sie wieder die Stelle im Tal, an der die beiden SS-Männer zugestiegen waren.
Wolf verabschiedete sich von den beiden, fuhr direkt zu Linda und erzählte ihr von der Idee des Generals.
„Und was glaubst du, soll ich dabei tun? Ich bin Lehrerin und schließlich kein Medium. Freilich habe ich die alten Bücher von der Thule-Gesellschaft und den Vril-Damen gelesen. Ich kenne diese Geschichten, aber ich glaube kaum, dass ich dem General dabei behilflich sein kann, diese Anderen zu finden. Und zudem kennen wir ja nicht die wahren Absichten des Generals nicht.“
„Ich verstehe dich schon, aber ich glaube kaum, dass der General heute noch seinem arischen Weltbild von damals nachtrauert. Er ist sehr intelligent und kennt doch schließlich die politischen Verhältnisse in der heutigen Welt, obwohl sein gesamtes Denken noch von der Zeit um 1945 geprägt ist. Er hat meiner Meinung nach bereits eine politisch korrekte Weltanschauung, was man bei uns hier nicht von allen guten Menschen behaupten kann. Was sollte er schon Böses wollen? Ich glaube aufgrund der Dinge, die er mir bereits gezeigt hat, eher, dass er sich große Sorgen um die Zukunft macht. Aber nicht um seine Zukunft, schließlich kann er ja, wenn er möchte, die nächsten einhundert Jahre ohne Gefahr im Berg verbringen. Ich möchte damit sagen, dass er sich Sorgen um die Menschen macht und mithilfe dieser Anderen ein großes Unglück verhindern möchte.“
Linda erwiderte: „Kann ja sein, dass das so ist, aber warum erzählt er uns dann nicht die ganze Wahrheit? Er sagt nichts über das Ritual im unterirdischen Gewölbe, er gibt uns auch keine näheren Informationen über seine Station im Untersberg oder über die Verwendung der blauen Kristalle aus Fuerteventura. Aber wir sollen ihm behilflich sein!“
Wolf schaute Linda nachdenklich an und meinte:
„Er kann uns vermutlich gar nichts Näheres sagen, weil er sich eben an seinen Treueeid als General der Waffen-SS gebunden fühlt. Vergiss bitte nicht, dass er diesen Eid erst vor wenigen Jahren geleistet hat, und Treue bis in den Tod war für diese Soldaten damals das oberste Gebot. Deshalb glaube ich auch, dass er für den Schutz der Menschen hier im ehemaligen Deutschen Reich eintreten will. Und das mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen.“
Kapitel 15
Die Spiegelwelten
Und wieder einmal war es Wolf, der dem astrologiekundigen Pfarrer
einen Besuch abstattete. Er fuhr bis zur Kirche des kleinen Dorfs am Fuß des Untersberges und stellte seinen Wagen direkt beim Pfarrhof ab. Nach der Begrüßung begann der alte Priester, ohne lange Vorreden zu erzählen:
„Sie sollten auch über die sogenannten Spiegelwelten unterrichtet sein.
Ich habe viele alten Schriften über den Untersberg studiert und bin zu der Überzeugung gekommen, dass es im Berg mehrere Eingänge in diese Spiegelwelten gibt.“ Der alte Pfarrer schaute Wolf bei diesen Worten durchdringend an, und dieser fragte: „Und was genau sollen diese Spiegelwelten sein?“
„Man könnte dazu auch Paralleluniversen sagen, aber das klingt einfach zu fantastisch, und zudem gibt es ja keine ausreichenden Beweise dafür“, antwortete der Pfarrer. „Ich habe in vielen Sagen gelesen, dass es Eingänge in der Nähe des Bergs geben soll, welche zu bestimmten Kirchen führen, den sogenannten ‚Untersbergkirchen‘. Diese Sagen gibt es schon sehr lange, und da wird in der Zwischenzeit bestimmt auch eine Menge dazugedichtet worden sein. Die Leute hatten doch gerade in früheren Zeiten eine panische Angst vor unerklärbaren Phänomenen. Aus diesem Grunde führten diese Eingänge zu vertrauten, kirchlichen Einrichtungen, eben zu den Untersbergkirchen, von denen es mindestens zwölf gegeben haben soll. Meine Nachforschungen zeigen, dass in vielen Sagen von Leuten berichtet wurde, die durch solch einen Eingang hindurchgingen und in eine andere Welt kamen. Sie sahen dort bekannte Gesichter, Leute, die noch am Leben waren, aber auch längst verstorbene Menschen. Auch die Umgebung war der gewohnten Umwelt des Besuchers meist sehr ähnlich.
Das lässt mich vermuten, dass diese Leute einfach in eine ‚Parallel‘- oder ‚Spiegelwelt‘ eingetreten sind, aus der aber die meisten wieder zurückgefunden haben. Die Erzählungen dieser
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